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HALT STILL! Wenn du kannst.

Schock SCHOCK rocken zum ersten Jahrestag von Streetwork Erfurt-Ost

05.12.2009 [db] Ein Jahr Streetwork Erfurt-Ost. Wie feiert man so was? Bei Kaffee und Kuchen? Mit leise aus einer Anlage dudelnder Musik im Hintergrund, gepflegten Gesprächen über das Wetter und den neuesten Klatsch im Viertel? Oder wartet man, bis es dunkel wird? Bis es Zeit ist, richtig zu feiern? Bis es Zeit ist, sich schocken zu lassen? Ja, man lässt sich schocken. Mit vorweihnachtlichem Klimbim kann man woanders feiern.

Normalerweise beraten und begleiten die Streetworker in den Räumen am Alten Nordhäuser Bahnhof Jugendliche in Konflikt- und Krisensituationen. Oder schaffen Freiräume mit kreativen Projekten. Seit einem Jahr gibt es nun auch in Erfurt-Ost eine Anlaufstelle, ein weiteres schützendes Domizil – wenn man so will. Neben der Jugendarbeit, ist das Domizil auch Veranstaltungsort für Events der Erfurter Musikszene. Am Samstagabend wurde die Dunkelheit ins Licht der Scheinwerfer gelassen. Schock und Lahannya hatten sich angesagt. Und einige hatten sich trotz Kälte aus der warmen Wohnung hin zum Club begeben. Dort, wo man vorwiegend Hip Hop-Acts und Hardcore erlebt, gab es dieses Mal Gothic Rock um die Ohren. Konzerte mit Künstlern aus der schwarzen Szene waren im Domizil in der letzten Zeit rar geworden. Doch zum Einjährigen von Streetwork Erfurt-Ost fanden sie den Weg zurück. Lahannya machten den Anfang. Melodischer Darkrock mit einer charismatischen Frontfrau. Sie spielten ein griffiges Set. Tanzbare Songs wechselten mit langsamen Stücken ab. Welcome to the underground. Am Ende ihrer Show bat Frontfrau Lahannya darum, das Publikum möge dafür sorgen, dass sich Michael Schock nackig macht. Bei den letzten gemeinsamen Shows sei ihr der Anblick seines nackten Oberkörpers verwehrt geblieben. Auf dem letzten gemeinsamen Konzert ihrer Tour wolle sie das aber doch einmal sehen.

Durch Glockengeläut angekündigt ging die Reise durch die Dunkelheit und die Abgründe der Seele weiter. Und wie es sich für eine ordentliche Show gehört, rauchte erst einmal das Lichtpult ab. Noch einmal Glocken. Dann war es Zeit still zu halten, wenn man denn konnte. Schock sind melancholisch, mit wuchtigen Grooves, düsteren Melodien und mitreißenden Hooklines. Schmerz in schönster Verpackung. Die Gothrocker aus Thüringen haben es mit ihren Songs schon auf diverse Festivals, wie zum Beispiel das Mer’a Luna und das WGT geschafft. Shows mit In Extremo, Subway to Sally, The Inchtabakotables haben sie gespielt. Die ausnehmend kleine Bühne im Domizil drohte zeitweise vor Gothpower zu bersten. „Habt ihr Lust auf einen kleinen Tanz?“ Schock lassen dich abheben. Man konnte sich über eine energetische Show freuen, druckvoll und leidenschaftlich. Wer da still halten konnte, hatte seine Tanzschuhe vergessen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Schock zuvor nie live erlebt habe. Diese Band ist eine Wucht! Frontmann Michael hat eine Stimme, die tief geht und den Texten eine enorme Stärke verleiht. Wenn er dann noch Blickkontakt mit dir aufnimmt, bist du hin und weg. Er erinnert mit seiner Performance ein wenig an Oswald Henke. Das Fünkchen heilsamer Wahnsinn wohnt ihm definitiv inne. Für all jene, die die Show am Samstag verpasst haben: nachholen! Unbedingt. Lahannya stand dann natürlich ganz vorne, als eine hitzige Diskussion um Michaels Oberteil losbrach. Alle Ablenkungsversuche nutzten nichts, das Hemd musste runter. Sehr zur Freude des weiblichen Publikums. Die Männer hatten ihre Reize ja schon beim Support Lahannya gehabt.

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