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Paganfest 2009

Freibeuter und Legionäre entern den Stadtgarten

Ex Deo-1118.09.2009 [db] Die Wikinger fielen über Erfurt her. Im Gepäck hatten sie Trolle, Legionäre und Freibeuter. Der Festivalzirkus ist unterwegs. Am Freitag machte er im Stadtgarten, Erfurt, Halt. Das PAGANFEST rief und die Metalfans kamen. Zu Hauf. Durch ganz Europa geht die diesjährige, international besetzte Pagantour, angeführt von Korpiklaani, den Apokalyptischen Reitern und Unleashed. In Erfurt jedoch ohne die auf den Plakaten beworbenen Special Guest Moonsorrow und Einherjer. Die beiden Bands spielen nur auf einigen Extended Shows der Tour, zu denen Erfurt leider nicht gehörte, wie einige Gäste erst nach Konzertbeginn feststellen mussten und sich dementsprechend ärgerten. Sometimes you lose. Doch das Line Up des Abend sollte Entschädigung genug gewesen sein.

Der Sog von Paganmetal scheint enorm, sieht man auf die Konzertroute und die dort ausverkauften Hallen. Es hat auch etwas Mystisches oder Faszinierendes, wenn Männer in glänzenden Rüstungen auf der Bühne stehen – die Gitarristen und Bassisten wie eine Front an der Spitze, im Einklang headbangend und der Sänger schreit Geschichten über das alte Rom hinaus. Ex Deo standen wie eine Legion vor dem Publikum, begleitet von einem herrlich pathetischen Intro nahmen sie den Stadtgarten in Besitz und schüttelten die Besucher durch. Gewaltig, etwas anderes fällt da im ersten Moment nicht ein. Ex Deo sind vollkommen in der Welt des römischen Reiches gefangen. Gestik, Mimik, Sound – episch.

Den Weg bereitet hatten zuvor Swashbuckle aus New Jersey. Wie dem “Fluch der Karibik” entstiegen mit tanzenden Haien und Papageien läuteten sie das Paganfest ein. Laut und hämmernd. Mit der Androhung, dass man an diesem Abend Spaß haben würde. Dafür waren die Fans angereist, um starke Livebands zu sehen und zu feiern.

Nachdem auf Arbeit der Hammer gefallen war, wurden die langen Haare in Form gekämmt und das aktuelle Lieblings-T-Shirt angezogen. Vorrangig Party.San- und Wacken Open Air-, Korpiklaani- und Reiter-Shirts liegen in den Kleiderschränken. Am späten Nachmittag dann füllte sich der Hof des Stadtgartens und mit Einlassbeginn auch der Saal im Inneren. Pünktlich um 18 Uhr gingen die Lichter im Saal aus und die Scheinwerfer an. Die Becher gefüllt, die Ohren ganz auf Pagan eingestellt, ließen die Fans die andonnernde Metalwelle über sich rollen. Sie alle zelebrierten die vom Veranstalter angekündigte Rückkehr des Heidentaumels. In all seinen Facetten: episch, hymnisch, vergnügt oder betrübt, rasend oder besonnen. Die Tour vereine die Creme de la Creme der gegenwärtigen Heidentum-Dompteure. Dass das einen Abend versprach, der sein Eintrittsgeld wert sein sollte, wusste man schon nach dem Auftritt von Swashbuckle.

Alestorm aus Schottland brachten das Schlachtschiff weiter auf Kurs. Mit ihrem Folk/ Piratemetal ließen sie ihr Publikum mitgehen. Auch wenn der Dudelsack aus der Konserve kam, schadete das der aufgeheizten Stimmung nicht. Unleashed feiern in diesem Jahr ihr zwanzigstes Bühnenjubiläum, an Druck und Spielfreude haben sie in ihrer langen Bandgeschichte nichts eingebüßt. Das Trinkhorn emporreckend stieß Frontmann Johnny zwischen den Songs mit dem Publikum an. Die obligatorische Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder hätte man sich bei solchen Urgesteinen der Metalszene im Grunde sparen können. Denn die Namen der Schweden sind ihren Fans lange schon geläufig. Unleashed genießen unter Metalern Kultstatus, nicht ohne Grund. Mit jeder Band an diesem Abend füllte sich der Saal im Stadtgarten mehr und bei den Schweden war das Durchkommen bereits schwer. Überall faszinierte Gesichter und Headbanger.

Das Paganfest zeigt, dass Metal massenkompatibel wird. Die Bands touren sehr erfolgreich durch Europa. Und die Stilrichtung Pagan ist gängig. Pagan ist feierfreudiger Metal – zum Mitsingen und miteinander anstoßen. Trinklieder inklusive.

Chaotisch, provokant, stilecht, aber auch humorvoll kam die fünfte Band an diesem Abend daher: Die Apokalyptischen Reiter sind Rampensäue par excellence, salopp formuliert. Sie rocken vom ersten Takt, nein vom Intro an. Die Augen von Sänger Fuchs blitzten immer wieder kampflustig auf, siegessicher – denn die Meute vor ihnen gehörte ihnen. Für eine Stunde. Sie präsentierten alte Songs und neues Material von ihrem aktuellen Studioalbum “Licht”. Mit einem Peitsche schwingenden Troll bewaffnet, verwandelten sie den Saal in einen tobenden Hexenkessel. Den Höhepunkt des Abends lieferten dann Korpiklaani. Was wäre eine trinkfeste Humpaa-Party ohne die Finnen? Das naturverbundene Volk des Waldes setzt auf Folk Metal mit traditioneller Instrumentierung. Eine wilde Feierstimmung garantiert. Mit Akkordeon, Jouhikko, Violine und Flöte spielten sich die sechs Mannen – begleitet von harten Metal-Klängen – durch die Nacht. Sehr zur Freude ihrer Fans, die sich nach der letztjährigen Paganfest-Tour auf ein Wiedersehen mit ihren Helden freuen konnten. Man darf auf das PAGANFEST 2010 gespannt sein.

Galerie

Running Order Paganfest, Erfurt

18.00-18.30 Swashbuckle

18.45-19.15 Ex Deo

19.30-20.10 Alestorm

20.25-21.10 Unleashed

21.35-22.35 Die Apokalyptischen Reiter

23.00-00.00 Korpiklaani


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