ASP auf 15 Jahre Jubiläumstour zu Gast in Erfurt
Vom bebenden Stadtgarten, einer jubelnden Menge und einem gerührten Frontmann
02.11.2014 [sh] Seit 15 Jahren begeistern ASP bereits ihre Fans mit ihrer Musik. Nun wurde ihre Treue mit einer ganz besonderen Herbsttour, der „15-Jahre-Jubiläumstour -Per Aspera Ad Aspera,“ belohnt. Eine Tour mit Halt in zehn Städten und jeweils zwei unterschiedlichen Konzertkonzepten. An einem Abend präsentierten ASP ihre größten Live Hits der vergangenen Jahre in der Best-of-Rock Show. Der zweite Abend hingegen stand im Zeichen selten gehörter und lang vermisster Stücke. Diese erhielten im Rahmen der Rar-und-Pur Show ein neues unplugged Gewand. Erfurt sollte zudem nicht nur eine Station der Tour, sondern auch den krönenden Abschluss bilden. Und wahrlich, die Thüringer haben es nicht nur geschafft, das Wochenende unvergesslich zu machen, sondern auch ASP selbst ein „WOW“ auf seine Lippen und Tränen in die Augen zu zaubern.
Samstagabend, der Erfurter Stadtgarten ward bereits gut gefüllt und die Fans in freudiger Erwartung auf das zweitägige Konzerterlebnis. Mit dem Opener „Kyrie Eleison“ und dem darauffolgenden „Wer sonst?“ legte Frontmann Alexander „ASP“ Spreng bereits die Weichen für einen schweißtreibenden und energiereichen Abend. Ein erstes selten gespieltes Highlight stellte „Raserei“ dar, welches von den Fans mit Begeisterung angenommen wurde. Herangetragene Vorwürfe vom Kommerz der Band wurden ausgesprochen und sogleich im lautstarken -„Schwarz“ wie die Nacht, ich breite meine Flügel aus und bringe dich endlich nach Haus – ertränkt. Man wisse doch sehr genau wo man hingehört. Zu diesem Zeitpunkt, genau hierhin, in den Stadtgarten, um mit hunderten „schwarzen“ Fans zu feiern. Und gefeiert wurde fürwahr. Die unbändige Spielfreude der Band sowie deren Charme und Witz übertrug sich auf das Publikum, welches ausgelassen feierte, stampfte, tanzte, klatschte und textsicher mitsang. Die daraus folgende Energie nahm die Band gern wieder auf, um die Stimmung spiralförmig immer höher und höher empor zu treiben.
Dass ASP kein Freund von Smartphones ist betonte er immer wieder und so war auch sein Appell, dass Konzert doch mit allen Sinnen zu erleben, die Musik zu greifen, zu verstehen, statt schlechte Handyvideos und –fotos zu machen, nachvollziehbar.
Weitere Hitgaranten wie „Sing Child“, „Eisige Wirklichkeit“ und „Ich bin ein wahrer Satan“ folgten und brachten den Saal zum kochen. Dass es trotz allem immer noch lauter ging, bewiesen die Fans mit ihren „Vorwärts! Abwärts!“ Rufen und der Erkenntnis – In meinen Adern fließt das „Schwarze Blut“. Ein Gänsehautmoment jagte den nächsten und fand seinen ungeschlagenen Höhepunkt in dem Song „Und wir tanzten“. Die Band lieferte die musikalische Untermalung, den Text jedoch bekam man nicht von Frontmann ASP auf die Ohren, sondern vom Publikum als Ständchen an die Band dargebracht. Textsicher und lautstark tanzte man gemeinsam im Schnee des vergangenen Jahres, schrieb diesen einen Liebesbrief nicht aufs Papier, sondern mit den Fingern aufs Gesicht seines Gegenübers, um schlussendlich doch unsichtbar und nicht mehr wesentlich zu sein, sondern sich aufzulösen, wie der Schnee des vergangenen Jahres. Ein ganzer Saal wog sich in den Armen und der Respekt der Band, des Frontmannes ASP folgte sogleich in Form eines auf die Lippen gezauberten „WOW“ sowie geflossenen Tränen der Rührung. So schön und emotional dieser Abend auch war, auch er ging zu Ende, jedoch nicht ohne im Zugabenblock noch einmal eine Rabenfeder von „Krabat“ überreicht zu bekommen und vor allem noch einmal gemeinsam lautstark darum gebeten zu haben „Ich will brennen!“.
Am Sonntag hieß es frühzeitig den Stadtgarten aufzusuchen um einen guten Platz am zweiten Konzertabend, im diesmaligen bestuhlten Saal zu finden. Durch alle Schaffensphasen ihres 15-jährigen Bestehens zog sich das Rar-und-Pur Repertoire des Abends, welcher mit „De Profundis“ eröffnet wurde. Klassiker wie „Dancing“, „Me“, „Nie mehr“ oder „Coming Home“ durften nicht fehlen und erstrahlten in ihrem semiakustischen Gewand in ganz neuen Facetten. Die klare tiefe Stimme des Herrn Spreng und dessen unglaubliches Timbre schafften es auch an diesem Abend immer wieder emotional zu berühren. Mit „Sara“, „Hunger“ und dem leicht anrüchigen „Varieté Obskur“ fanden auch nicht so oft gespielte Leckerbissen einen Platz auf der Setlist.
Gemeinsam blickte man auf die erlebten fünfzehn Jahre zurück und stellte fest, wie schnell diese doch vergangen sind. In der Hoffnung auf weitere zwanzig oder vielleicht auch fünfundzwanzig gemeinsame Jahre blieb die Frage an die Fans nicht aus „Wie weit wollt ihr mit uns gehen?“ und fand gesanglich in einem lautstarken „How far would you go? Ausdruck. Je später der Abend, desto aufgeheizter die Stimmung. Kaum jemanden hielt es jetzt noch auf den Sitzen. Lautstark feiernd, jubelnd und sich textsicher auch bei älteren Stücken erweisend, wurde die Band auch beim „Schwarzer Schmetterling“ unterstützt und fand im „Ich will brennen“ einen unvergesslichen Höhepunkt.
Ein für mich und hoffentlich auch für jeden Fan unvergessliches Wochenende. Zwei Abende voller Emotionen, geprägt von Tränen der Freude, wie auch des Schmerzes und unzähligen Gänsehautmomenten. Ein Wochenende mit einer Band, die es auch nach Jahren noch schaffen diesen magischen Moment mit ihren Fans zu zelebrieren. Die mit Charme und Witz eine Brücke zu ihren Fans bauen. Die mit ihren Texten einerseits in eine Welt aus Phantasie entführen können, genauso wie mit anprangernden, klaren wie auch wahren Worten auf die Zustände im Weltgeschehen aufmerksam machen. ASP – immer wieder gern und hoffentlich noch viele Jahre. Chapeau!