Der Saitenhexer
Gitarrist Al Di Meola im ausverkauften Kulturarena-Konzert
08.08.2012 [sw] Im weißen Hemd kommt er auf die Bühne, fast bis zum Nabel aufgeknöpft, die italienischen Wurzeln kommen wohl durch. Auch eine Abgrenzung ist das, was der Stargitarrist Al Di Meola hier betreibt. Eine Grenze ziehen zu seinen musikalischen Mitstreitern an diesem Abend, die allesamt in grauschwarzer Garderobe im dunklen Bühnenhintergrund zu verschwinden
drohen: Gitarrist Kevin Seddiki aus Frankreich, Schlagzeuger Peter Kaszas aus Ungarn und der Italiener Fausto Beccalossi am Akkordeon sind an ihren Instrumenten nämlich über jeden Zweifel erhaben und könnten mit virtuoser Kraft dem Star in der Mitte durchaus die Schau stehlen. Aber der Eindruck währt nicht lange, zu eingespielt ist das Ensemble aufeinander, zu sehr angewiesen einer auf den anderen. Und so schöpfen sie eine Kraft aus dem jahrelangen Zusammenspiel, die dem Publikum den Atem nimmt. Zu sehen gibt es nur schnöde Unplugged-Instrumente, aber was die Ohren erreicht, ist eine so furiose Mischung aus jazzigem Tango, Flamenco und jedweder Saitenzauberei, derer habhaft werden kann. Stoisch scheint dabei der Hauptakteur Di Meola, mit viel mehr Mimik gesegnet sind der zweite Gitarrist und der Akkordeonhexer, aber worauf es hier ankommt, ist nicht die Show – die Di Meola mit einer Jagd auf Mücken und Käfer im Sommerabendlicht gleich mitliefert – sondern der Klang. Und von diesem Hexenzauberklang, diesem unglaublich virtuosen Wahnsinn, gab es reichlich an diesem Abend in der ausverkauften Kulturarena Jena.