Die Alten lassen das mausen nicht
Deep Purple auf „Now What?!“-Tour 2013 in Erfurt
24.10.2013[dg] Wenn es die Alten sind, die den Jungen zeigen, wie der Hase läuft, dann ist die Welt noch in Ordnung. Wenn es die Alten aber auch nicht lassen können, dann hat das etwas faszinierend Verstörendes. Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich es gut oder weniger gut finde, dass Deep Purple nach mehr als vierzig Jahren Bandgeschichte noch immer touren. Es liegt vermutlich daran, dass ich nicht mit ihrer Musik groß geworden bin. Anders als ein Großteil der Anwesenden in der Messehalle, Erfurt, an diesem 24. Oktober 2013. Mehrere Tausend, zurechtgemacht im feinen Zwirn oder mit dem alten, zu Tode geliebten, Deep Purple-T-Shirt sind sie in Scharen zur Messe gepilgert. Und ich mittendrin.
Zumindest „Smoke on the Water“, was ja nun wirklich jeder kennt, ist auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Deep Purple sind Hardrock-Legenden. Vollblutmusiker der ersten Stunde. Deep Purple sind eine Band, die unzählige Musiker inspiriert haben und Generationen geprägt. Das alles sollte man nicht vergessen, wenn man die rüstigen Rentner auf der Bühne sieht. Sie können es auch heute noch. Auch wenn das Bein geschient und die Bewegung oftmals fahrig sind und der Schweiß schneller in Strömen läuft. Sie sind ein verdammter Meilenstein der Musikgeschichte und viele Zuschauer, die sich an diesem Abend eingefunden haben, sind mit ihnen groß geworden. All die Mittvierziger und Mittfünfziger, die sich vom ersten Song an die Seele aus dem Leib tanzen und mit geschlossenen Augen an vergangene Zeiten denken, all jenen sind solche Shows gewidmet.
Zwischen den Fans aus alten Tagen, finden sich auch immer junge Fans, die verhindern, dass Bands wie eben Deep Purple zu den ewig Gestrigen gehören. Sie halten die Legenden am Leben. Und das ist gut so. Sie können aber auch nicht verhindern, dass die Musiker als Menschen älter werden. Das war der Moment für mich, zwischen den tanzenden und lächelnden Fans, mit Blick auf die Bühne, als ich sah wie die Hand, die das Mikro hält, zitterte und immer wieder herabsank. Als ich die Anstrengung in Ian Gillans Gesicht sah. Ist es manchmal nicht besser, aufzuhören, wenn sich das Alter regt? Oder ist es besser immer weiter zu machen und vielleicht irgendwann auf der Bühne zu sterben. Der Traum vieler Musiker. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht beantworten. Es ist eine kleine Ehre, Bands wie Deep Purple noch einmal live erleben zu können. Und sie können es noch. Mit schütterem Haar und Altersbäuchlein. Aber, sie können es noch. Doch zu welchem Preis.