Die Skeptiker “25th Anniversary Tour”
Fußball, Fasching, Skeptiker
11.11.2011 [db] Punk ist kein massentaugliches Phänomen mehr, könnte man beim Anblick des dürftig gefüllten Centrums denken, als „Die Kellerratten“ den Abend eröffnen. Doch er stirbt nicht aus. Mal abgesehen von Mainstream Acts wie den Toten Hosen oder den Ärzten, die ihren Kinderschuhen Punk leider entwachsen sind, kommen neben den Skeptikern als Hausnummer eigentlich nur noch Dritte Wahl in Frage. Doch heute ist der Abend der Skeptiker. Zurück zu den Wurzeln, zurück in einen Club, der für den Underground wie geschaffen ist. Schwarze Wände, spärliche Beleuchtung, ein Hauch von Vernachlässigung – das ist der Club Centrum, in den es aber immer wieder faszinierende Bands zieht. Nach Axel Rudi Pell, Frida Gold, Saltatio Mortis oder Sepultura nun also das Bollwerk des deutschen Straßenpunk. Im Publikum sieht man dann auch Punks der alten Schule, junges Volk und jene, die die Band einmal ein ganzes Stück weit auf ihrem Lebensweg begleitet haben muss. Die meisten machen ihre ersten Erfahrungen mit Punk in einem Dorfclub, in kleinen Locations, in alternativen Zentren – dort lebt der Geist des Punk noch immer und wird auch nie aussterben. Und genau deshalb mutet ein solches Konzert auch immer an wie eine kleine Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Laut, dunkel, ein klein wenig dreckig, unperfekt und herrlich nostalgisch.
Der Sound der Kellerratten ist für die kleine Location gnadenlos übersteuert und schmerzt – sofern man nicht an Ohrstöpsel gedacht hat – in den Ohren. Die Dresdner Combo spielt aber hochgradig motiviert. Die Chance eine Legende wie die Skeptiker auf ihrer Jubiläumstour zu supporten hat man nicht alle Tage. Ihre Texte handeln von den wirklich wichtigen Dingen des Lebens: “Fußball, Ficken, Alkohol”, dazwischen ein galanter Rülpser und den Text mit geübt rotziger Attituede ins Mikro gepfeffert, fertig ist ein Punksong. Politisch motiviert, wie in den guten alten Tag sind die Jungs dennoch. “Deine Stadt” – gegen Nazis. Dieser Song scheint ihnen besonders am Herzen zu liegen. Die Kellerratten – DKR – sind eine Band, die sich noch vieles abgucken kann von den großen Alten der Szene. So wie sie rüberkommen, haben sie das auch durchaus vor: frisch, unverbraucht, willens die Bühnen der Clubs zu rocken.
Als die Skeptiker nach 22Uhr die Bühne betreten, füllt sich der Raum vor der Bühne schlagartig. Schluss mit vornehmer Zurückhaltung. Ab dem ersten Takt wippt die Menge mit. Der Club wirkt plötzlich gar nicht mehr leer und der Lärmpegel steigt. Das ist der Unterschied zwischen einer gestandenen Band und jungen Musikern, die sich diese Begeisterung erst noch erarbeiten müssen. Dass die Skeptiker sagenhafte 25 Jahre auf dem Buckel haben, merkt man ihnen nicht an. Ihnen ist der Punk in Mark und Knochen übergegangen. Wenn man sie beobachtet, dann weiß man, dass die Zeit zum Aufhören nie wirklich reif sein wird. “Heute ist die Nacht der Nächte: Fasching, Fußball, Skeptikerjubiläum. Danke, dass ihr euch für uns entschieden habt.”, fasst Sänger Eugen Balanskat nach dem Opener “Die Zeit ist reif” zusammen. Die Skeptiker sind für Faschingsmuffel ohnehin die bessere Wahl. Hier wird nicht geschunkelt, hier wird gepoked, bis die Sprunggelenke schmerzen.