Eine Zeitreise in die 1920er und 30er
Max Raabe und sein Palast Orchester
08.11.2011 [nm] Wenn man in einen Konzert von Max Raabe und dem Palast Orchester die Augen schließt, dann sieht man plötzlich Damen mit Bubikopf, Cocktailkleid und Federboa mit Herren im dunklen Smoking, Hemd und Krawatte zusammen flirten, tanzen oder Wein trinken. Denn der Mann, der sich die Haare streng nach hinten gekämmt hat, kerzengerade vor dem Mikrophon steht und mit seiner Bariton Stimme singt, die er bisweilen in die höchsten Tenorhöhen treibt, nimmt sein Publikum mit auf eine musikalische Reise in die 20er und 30er Jahre. Und, egal ob optisch oder gesanglich, man meint auch er würde eine Zeitreise hinter sich haben. So erklingen in der Erfurter Messehalle Rumbas, Tangos und Foxtrotts einer fast schon vergessenen Zeit. Mal heiter, mal ernsthaft, mal wehmütig – aber immer auch ein klein wenig ironisch.
Voller Witz und Charme sind aber nicht nur die Lieder dieser damaligen Zeit, sondern auch Raabes Ansprachen zum Publikum zaubern so manchem Besucher ein Lächeln aufs Gesicht. So begrüßt er das Publikum in Erfurt mit den Worten „Guten Abend meine Damen und Herren, also meinetwegen könnte es ein schöner Abend werden“ und bringt nur wenige Minuten nach der Begrüßung diese kleine Poesie hier zum Besten: „Bisweilen wollen die Frauen von den Männern wissen, was sie gerade denken. Das ist nicht immer möglich. Denn manchmal gehen sie einem Gedankengang nach und da ist nichts. Dann sagen sie nichts.“ Auch seine musikalische Unterstützung, das von ihm einst selbst mit gegründete Palast Orchester, sorgt nicht nur für die passenden flotten Töne, sondern erfreut die Lauschenden auch mit kleinen Gags. So will der Beifall gar nicht enden, als zu Raabes Text „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“ plötzlich zwei Musiker ihr Blasinstrument in eine Wanne mit Wasser halten und das Ganze mit „Geblubber“ untermalen. Beim bekannten Stück „Ich wollt ich wär ein Huhn“ springen gar zwei Plastikhühnchen aus den Instrumenten und einige Titel später hat plötzlich das ganze Orchester kleine Glocken in den Händen um daraus eine Melodie zu Besten zu geben.
So viel Taktgefühl, Heiterkeit und Leichtigkeit kommt beim Publikum in Erfurt sehr gut an. Da wippt das Bein, da zuckt die Schulter und da klatschen die Hände. Da hätte nicht viel gefehlt, da wäre der eine oder andere vom Stuhl aufgesprungen und hätte ein Tänzchen gewagt. Ganz unbeschwert und leicht, zu flotten, frischen und lebendigen Liedern. Der minutenlange, nicht enden wollende Beifall zeigt einmal mehr, dass Max Raabe und sein Palast Orchester mit ihren musikalischen Schätzen verzaubert haben und diesen musikalischen Abend zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht haben. Wer davon noch nicht genug hat, der kann sich ja das neue Album „Küssen kann man nicht alleine“ besorgen.