Zwischen Schock und massiver Sucht
Harter Deutschrock und nordischer Melodic Death Metal heizten den Hanseaten ein
13.03.2015 [sh] Innerhalb von drei Tagen führte mich meine Musikleidenschaft und meine Fotosucht in der letzten Woche gleich zweimal in die Hansestadt Hamburg. Für etwas Sightseeing räumte ich natürlich auch Zeit ein. So bewunderte ich die geniale Aussicht vom Wahrzeichen, dem hafenüberblickenden Michel und genoss den stimmungsvollen Sonnenuntergang an den Landungsbrücken bei einem leckeren Stück Kuchen, voller Vorfreude auf die abendlichen Konzerte.
Mittwoch, 11.03.2015. Dieser Tag stand ganz im Zeichen harten Deutschrocks. Eisbrecher waren zu Gast im Hamburger Docks und präsentierten vor ausverkauftem Haus ihr neues Album „Schock“. Doch erst einmal war es an Maerzfeld die Hanseaten auf Betriebstemperatur zu bringen. Die Band um Frontmann Helfried „Heli“ Reißenweber sprühten vor Energie und gaben diese an die Besucher weiter. Einige reisten sogar explizit für Maerzfeld an. Neben den bekannten Songs schafften es auch zwei neue Stücke des kommenden Albums auf die Setlist und heizten die Vorfreude noch an. Frenetischer Applaus war der Dank für die mitreißende Vorbereitung auf den Headliner.
Unter tosendem Applaus enterten Eisbrecher mit „Volle Kraft voraus“ die Bühne und ließen keinen Zweifel am energiegeladenen Ablauf des Abends. Kapitän Alex interagierte von Beginn an mit dem Publikum und reduzierte so die Distanz gen Null. Wo die Eisbrecher-Besatzung auftaucht, wird Fannähe zelebriert. Die Songs thematisieren gern zwischenmenschliche Beziehungen. „Antikörper“, „Noch zu retten“ oder „Schwarze Witwe“ wurden gefühlsgeladen und lautstark dem Fan um die Ohren gehauen. Wer schließt sich nicht gern dem Wunsch nach Perfektion an, sich den „Prototyp“ eines Partners zusammen zu stellen. Andererseits ist es nicht die Perfektion, sondern die Einzigartigkeit jedes Einzelnen, hervorgebracht durch „1000 Narben“, welche das Leben so unverwechselbar machen. Das Set war vollgestopft von alten Hits und neuen Songs, die das Fanherz höher schlagen ließen. Diese zeigten sich auch rundum textsicher und vor allem feierwütig. Das Docks bebte, die Temperatur stieg Grad um Grad. Alex bewies auch an diesem Abend seine Qualitäten als wahre „Rampensau“, seine Persönlichkeit, sein Charme sind legendär. Aber nichtsdestotrotz überzeugte vor allem die perfekte Zusammenarbeit mit der Band, die unbändige Spielfreude und die großartige Bühnenshow. Die Forderung nach einer Zugabe war garantiert, die Hanseaten ließen nichts unversucht um ihre eisbrechenden Idole wieder auf die Bühne zu holen. Die Rufe wurden erhört und noch einmal stieß der Eisbrecher in See. Für einen kurzen Moment wurde die Party verlängert und entließ ein wenig später die glücklichen Passagiere in die Nacht.
Freitag, 13.03.2015. Wow. Das Datum war schon speziell. Schwarze Katzen, vierblättrige Kleeblätter, Totenköpfe und der Glaube, dass dieser Tag nur Pech bedeuten kann. Entgegen dem allgemeinen Aberglauben jedoch, begann er für mich super und konnte nur besser werden, vor allem da am Abend das Konzert von Amaranthe auf meinem Plan stand. Also wieder auf in die Hansestadt und hin zum Grünspan. Dort ließ ich mich einfangen vom dargebotenen Glam Rock des ersten Supportacts des Abends, den Finnen Santa Cruz. Diese sorgten sogleich für einen deutlichen Temperaturanstieg im Grünspan. Das Engel nicht vom Himmel herab, sondern eher aus der Hölle empor gestiegen sind, machten die Schweden mit jeder Menge hartem Geschrammel und deftigen Growls deutlich. Hamburg nahm die Band mit Begeisterung auf und ausgelassenes Headbangen sowie in die Höhe gereckte Hände zeugten von der Feierwut der Hanseaten.
22.00 Uhr. Das Intro kündigte den Headliner an. Nun konnte kommen was wollte. Amaranthe, mein persönliches Highlight und der perfekte Abschluss des Tages. Mit dem energiegeladenen, kraftvollen Opener „Digital World“ wurde das Set eröffnet. Durch Elize, Jake E und Hendrik, die drei Vokal-Akrobaten ist deren Sound um einiges abwechslungsreicher als genregleicher Künstler. Elizes weibliche Stimme und Jakes hoher Melodic Klargesang treffen auf Hendriks harte Deathmetal Grunzer, der seinerseits gekonnt wie ein Berserker wütet. Im Laufe des Abends präsentierten sie eine gute Mischung aus alten und neuen Stücken und diese mit einer einzigartigen Spielfreude. „Invincible“, „Serendipity“ und „1.000.000 Lightyears“ heizten die Stimmung immer weiter auf. Das Grünspan am Siedepunkt und die Fans dankten es ihnen mit in die Höhe gereckten „Pommesgabeln“. Zudem zeigten sie sich nicht nur äußerst textsicher, sondern auch headbangerprobt. Liebe Grüße an die Nackenmuskulatur. Eine kurze Verschnaufpause leitete „Over and Done“ ein, aber nur um wenig später mit „Trinity“, „Massive Addictive“ und „Electroheart“ wieder aus dem Vollen zu schöpfen und den Saal zum Kochen zu bringen.
Aber auch dieser Tag hatte nur 24 Stunden und ein lang ersehntes Konzert neigt sich einmal dem Ende. Die Fans forderten lautstark ihre Zugabe ein und bekamen diese nur allzu bereitwillig von den Schweden geliefert. Noch einmal galt es mitzugrowlen, das Haupthaar zu schwingen und noch einmal kräftig die Band zu feiern. Ein Freitag, der 13. Ohne schwarze Katzen, ohne aus umgedrehten Hufeisen tropfendes Glück, aber dafür mit jeder Menge Totenköpfen, Schmetterlingen im Bauch und freudestrahlenden Augen.