Europe auf „War of Kings“ Tour
The Final Countdown – Reifer, aber keineswegs leiser.
28.10.2015 [sh] 1979 gegründet, gewannen die schwedische Hard-Rockband um Frontmann Joey Tempest im Jahre 1982 einen Talentwettbewerb, welcher ihnen einen Plattenvertrag mit Hot Records einbrachte. Ihr Debütalbum „Europe“ kletterte ein Jahr später sogleich auf Platz 8 der schwedischen Albumcharts. Ihren größten Erfolg jedoch erzielten die Nordlichter mit „The Final Countdown“ im Jahre 1986. Während Sänger Joey Tempest zum Teenie-Idol und Mädchenschwarm stilisierte, wandelte sich das Image der Band auf der Suche nach einem adäquaten Anschlusshit mehr und mehr zum Poprock. Infolge des recht mäßigen Erfolges kam es 1992 zur Bandauflösung. Erst zwölf Jahre später wagten sie ein Comeback. Nun sind Europe mit ihrem aktuellen Album „War Of Kings“ auf Tour. Am vergangenen Mittwoch machten die Schweden Halt in Hamburgs Markthalle.
Aber vorab ist es an den Isländern, The Vintage Caravan die wartende Menge vorzuglühen. Mit einer Mischung aus energiegeladenen, melodischen Retrorock, gepaart mit feinstem Blues können sie von Beginn an überzeugen. Zudem beweist ihr Zusammenspiel auf der Bühne eine gehörige Portion Spielfreude und Leidenschaft. Mit ihrem aktuellen Album „Arrival“ sind sie nicht nur angekommen, sondern haben auch einen Grundstein gelegt, nicht nur die nationalen Charts zu stürmen. Nach gut 35-minütiger Spielzeit ist die Meute auf Betriebstemperatur gebracht und so manch neuer Fan gewonnen.
Gegen 21.00 Uhr ist es soweit. Das Intro ertönt und Europe entern mit dem Opener und Titelsong des aktuellen Albums „War of Kings“ die Bühne. Einst zeichnete Frontmann Joey Tempest die blonde Wallemähne und sein charmant, freches Grinsen aus, welches ihn in den 80ern zum Mädchenschwarm machte und so manch Bravo Cover zierte. Heute, gut 30 Jahre später, sind die Haare kürzer und so manch Falte lässt ihn reifer, erfahrener wirken. Dennoch hat er seine Anziehungskraft auf die Damenwelt nicht eingebüßt. Aus dem Teenie-Idol ist ein Womanizer geworden. Dies kostet er in vollen Zügen aus. Er flirtet mit den Kameras, kokettiert mit den Fans, lässt keine Gelegenheit aus, Hände zu schütteln oder mit den Gästen auf Tuchfühlung zu gehen.
Aber nicht nur die Herren sind reifer geworden. So kehrten auch Europe musikalisch zu den Wurzeln des Hard-Rock zurück. Die aktuellen Stücke sind härter, klingen krachiger. Auch wenn der Fokus der Setlist auf dem aktuellen Album sowie der Schaffensphase nach dem Comeback liegt, so enthält sie doch Stücke aus allen Wirkungsepochen der Band. Die alten Klassiker, wie das rockige „Superstitious“, die Schmuseballade „Carrie“ oder das melodische „Rock the Night“ dürfen natürlich nicht fehlen und werden von den Fans lautstark und textsicher mitgesungen. Während die Band auf der Bühne ihre Hingabe zu ihren Instrumenten zelebriert, bleiben sie doch sehr positionstreu. Die Bewegungsfreude des Herrn Tempest hingegen, ist enorm. Die Bühne wird in kompletter Größe ausgenutzt und der Mikrofonständer findet immer wieder Anwendung zum wirbeln und umherschwingen. Die Nordmänner beeindrucken mit einer fantastischen Spielfreude und das Publikum dankt es mit lautstarkem klatschen, mitsingen und kräftigen Headbangen. Ein energiegeladenes Konzerterlebnis, eine Band die noch immer live überzeugen kann und Lust auf mehr macht. Ganz klar, dass ein Stück natürlich heute ebenfalls nicht fehlen darf. Ein Song, der auch nach Jahrzehnten nichts von seinem Hitpotential eingebüßt hat. Noch einmal wird im Saal, wie auf der Bühne gerockt. „The Final Countdown“ setzt auch die letzten noch verfügbaren Energien frei und entlässt euphorisch in die Nacht.