Feuertal Festival 2017
Familienausflug zu den Spielleuten, Musketieren und Piraten
26.08.2017 [kb/fs] Am 25. und 26.08.2017 fand zum 14. Mal das Feuertal Festival in Wuppertal an der Waldbühne auf der Hardt statt. Hier etablierte sich das kleine und familiäre Festival mit knapp 2000 Besuchern. Das Gelände umfasst einen kleinen Mittelaltermarkt mit Verkaufsständen und ein Amphitheater. Einmalig macht die Location der Blick auf die Freilichtbühne mit einem wunderschönen Steinbruch dahinter.
Eric Fish, der Frontmann von Subway To Sally, führte traditionell (seit 2010) durchs Programm. Er ist ein sehr spezieller Typ, den man entweder mag oder halt nicht. Allerdings hat er sich in die Moderationen mehr als nur reingekniet. Jede Band kündigte er passend mit einem Ständchen, einer Geschichte oder ähnlichem an. Quasi ein roter Faden im Programm, welcher den Übergängen zwischen den Bands die Holprigkeit nimmt.
Freitag. Zahlreiche Leute versammelten sich schon frühzeitig vor dem Einlass, um pünktlich 13.00 Uhr aufs Festivalgelände zu gelangen. Der für 14.00 Uhr angesetzte Opener Mila Mar verschob sich jedoch etwas, da die Band Lacrimas Profundere am Donnerstag kurzfristig absagte und es keinen adäquaten Ersatz gab. Zudem verlängerten sich kurzerhand die Spielzeiten der heutigen Bands. Das letzte Album der Göttinger Mila Mar stammte aus dem Jahre 2003. Nachdem es lange ruhig um sie war, traten sie erstmals wieder 2015 auf dem WGT auf und eröffneten nun das Feuertal-Festival. Manche würden die Band als verrückt bezeichnen, nicht wegen ihrer Phantasiesprache, sondern eher weil sie nach so einer langen Zeit erneut auftreten, das Wort mutig würde es aber auch treffen. Ihr Mut hat sich leider nicht bezahlt gemacht, von der Stimmung her erinnerte es eher an Schlafmusik.
Als nächstes spielten d´Artagnan, die Schlagersänger des Mittelalterrocks, auch wenn sie das mit dem Schlager wieder einmal mehr als deutlich abstritten. Ihre Performance war einfach nur gelungen, die Band hatte sichtlich Spaß auf der Bühne und brachte endlich Stimmung ins Publikum. Gefühlt jede Altersklasse war im Publikum vertreten und alle feierten als gäbe es kein Morgen. d´Artagnan waren die perfekten Stimmungsmacher und ließen endlich die geliebte Festivalstimmung aufkommen. Wie man Party macht, wissen zwei der Sänger aus erster Hand. Felix und Ben kennen bereits durch Feuerschwanz alle Facetten der mittelalterlichen Partymusik – hier allerdings mit den familienfreundlichen Texten.
Im Anschluss folgten, mit einer gehörigen Portion Darkrock, die Hamburger Lord Of The Lost. Natürlich durften Klassiker wie „La Bomba“ nicht fehlen, denn gerade diese Songs rissen das doch sehr durchwachsene Publikum mit. Als Sänger Chris Harms eine Wasserflasche ins Publikum warf, traf er eine Dame im Publikum, sofort eilten Sanitäter zu ihr. Nach nicht einmal zwei Minuten gab es Entwarnung, es war nichts schlimmes passiert. Chris Harms jedoch hatte alles von der Bühne aus verfolgt und es war ihm sichtlich peinlich. Er entschuldigte sich bei der Frau und versprach ihr, dass sie sich nach der Show mit LOTL-Merch kostenlos einkleiden kann. Ein Gänsehautmoment.
Das Highlight des Tages und die Headliner des Abends waren Fiddler´s Green. Die Irisch-/ Folk-Rock-Band brachte das Publikum mit der vollen Bandbreite an Songs ordentlich zum Beben. Die Band und das Publikum waren eins. Das Highlight der Show und ein gelungener Abschluss des Abends war definitiv die Wall of Folk. So nahm der erste Abend sein Ende, doch wer noch weiter Party machen wollte, konnte dies danach im „Underground“, einer Wuppertaler Metalkneipe, zur After-Show-Party.
Samstag. Die Schweizer Stoneman starteten mit deutlich mehr Fans vor der Bühne am Vortag und geleiteten die Fans mit Darkrock und Neuer deutscher Härte in den Festivaltag. Anschließend lieferten die Nürnberger Ignis Fatuu eine Hammer Show und Sänger „P.G“, Andreas Haensel, fühlte sichtlich was er sang. Sie spielten unter anderem Klassiker wie „Spiel des Lebens“ und einiges an Songs ihres Albums „Meisterstich“. Zunächst kritisch, hinsichtlich der Künste des neuen Sängers, ließ ich mich jedoch wahrlich positiv überraschen. P.G überzeugte und inszenierte einen gewissen Wahnsinn auf der Bühne.
„Achtung, Fertig, Prost“. Nachdem das Publikum so richtig in Partystimmung gebracht wurde, übernahmen die Piraten Mr. Hurley und die Pulveraffen das Kommando. Die deutsche Folk-Band aus dem „karibischen Osnabrück“ hatte sich etwas ganz besonderes für dieses Festival überlegt. Am Einlass wurden nicht nur Papppiratenhüte und Augenklappen verteilt, das Konzert wurde auch teilweise via Livestream im Internet ausgestrahlt. Das Ganze war als Werbegag für ihr kürzlich erschienes Album „Tortuga“ (25.08.2017) gedacht. Zitat Mr. Hurley (Simon Erichsen): „Man könnte uns jetzt Kommerz vorwerfen, aber wir sind Piraten. Wenn nicht wir Kommerz betreiben dürfen, wer dann?“. So feierte eine Piratenmeute von 2000 Mann, egal ob jung oder alt zusammen. Sehr schade für die Daheimgebliebenen war, dass der Livestream bereits nach etwa 10 Minuten abbrach und nicht wieder in Gange kam.
Mit Mono Inc. wurde es wieder etwas ruhiger. Die Hamburger Darkrocker hatten diesmal nicht nur ihr Standard Bühnenprogramm im Gepäck, sondern auch einen Special Guest. Dieser gewann bei einer Tombola den Hauptgewinn, einmal gemeinsam mit der Band auf einer Bühne stehen. Am Anfang komisch beäugt, änderte sich die Stimmung ab dem ersten Ton. Bereits mit seinem Solo sorgte Major Voice für Gänsehautstimmung. Anschließend galt es gemeinsam mit Sänger Martin Engler „Wonderful Life“ zu performen. Dem Publikum war das WOW ins Gesicht geschrieben. Der Jubel nach dem Auftritt war gigantisch und lockerte den sonst wirklich langweiligen Auftritt deutlich auf, machte ihn wahrlich besonders.
Mit den Headlinern Schandmaul rückte nicht nur das Festival seinem Ende näher, sondern galt es Abschied zu nehmen von Violinistin und Drehleierspielerin Anna Katharina Kränzlein. Nach 19 Jahren wird sie nun die Band verlassen, um sich musikalisch weiterzuentwickeln. Natürlich ließ die Band es nicht bei einer Rede, nein, es wurden Wunderkerzen verteilt und beim letzten Song „Dein Anblick“ leuchteten vor der Bühne tausende Sterne. Anna rang schon vorher mit den Tränen und in dem Moment war es endgültig vorbei. Ein Gänsehautmoment der mehr als besonderen Art, diesen Abschied wird so schnell keiner vergessen.
So nimmt das Feuertal-Festival 2017 sein Ende. Für das kommende Jahr hat Eric Fish nur verlauten lassen anwesend zu sein, allerdings weder als Moderator, noch mit Subway to Sally und auch ohne die Friends. Man darf also gespannt sein, was zum 15. Geburtstag geboten wird.
Fazit: Aufgrund der innerstädtischen Lage des Geländes war aus Lärmschutzgründen punkt 22 Uhr Schluss. Lediglich der Marktbetrieb ging dann noch ein wenig weiter, beispielsweise mit einer kleinen Feuershow. Leider war dieser Markt auch mehr Schein als Sein. Nett gemeint, aber schlecht umgesetzt. Zwar gab es Kleidung aus dem Mittelalter und Gothic Bereich, jedoch nur sehr begrenzt. Vor allem das Essen und Trinken Angebot war maximal mittelmäßig. „Klassiker“ wie Bratwurst gab es gar nicht. Überbackene Baguettes waren sehr schnell ausverkauft. Der angebotene Met schmeckte einfach nur grausam – was ist das Mittelalter ohne Met?! Kaffee suchte man gänzlich vergebens. Hier herrscht starker Verbesserungsbedarf.
Pluspunkte erhält auf jeden Fall die Location. Das Amphitheater ermöglichte stets eine gute Sicht und auch der Sound war klasse. Die Moderation brach das klassische Festivalprinzip und verpasste dem Wochenende mehr das Prädikat als Gesamtshow. Der familiäre Charme zog sich durch das gesamte Festival. Es ist kein Festival, was auf jüngere Leute abzielt, sondern eben für Familien. Und zwar nicht solche Familien, die eh auf Festivals gehen, sondern diese, die es als Wochenendausflug ansehen. Das Augenmerk konzentriert sich weniger auf Aktion, sondern vielmehr auf Entspannung und Beisammensein.
Gastredakteurin: Katharina Bachmann