Geschenkte Stund, Musik im Mund
Von Leuchtfeuern, Geburtstagsständchen und heißen Partys
29.10.2016 [sh] Mit dem Ende der Open Air Saison befinden wir uns nun mitten in der Konzertsaison und diese ist derzeit recht abwechslungs- und vor allem umfangreich. So ging es auch am letzten Oktoberwochenende wieder heiß her. Krayenzeit breiteten ihre dunklen Schwingen über Hannover aus, Schandmaul entzündeten die Leuchtfeuer, Beyond Obsessions Stimme Nils Upahl wurde mit einem Geburtstagsständchen bedacht, And One begeisterten mit ihrer Megashow, Sündenklang machte (un)moralische Angebote und die Letzte Instanz lud trotz warmer Kleidung zu einer heißen Party.
Die musikalische Wochenendeinläutung erfolgte bereits am Donnerstag. Supporter Krayenzeit luden zum Tanz. Mit ihren mittelalterlichen Melodien und mitreißenden Songs aus ihrem 2015 erschienenen Debütalbum „Auf dunklen Schwingen“ sowie ihrem aktuellen Zweitwerk „Tenebra“, brachten sie an diesem Abend die Anwesenden auf Temperatur. Anschließend galt es für Schandmaul die Leuchtfeuer zu entzünden. Aber bereits kurz nach dem Intro machte sich Ducky´s Gitarrenanlage lautstark pfeifend bemerkbar. Während erst ein liebevoller Neustart die Technik wieder zum Laufen brachte, überbrückte Frontmann Thomas mit kleinen Anekdoten aus der Vergangenheit das Publikum. Musikalisch, wie auch visuell lag der Schwerpunkt auf dem aktuellen Album, welches sich in den Albumcharts auf Nummer 1 katapultierte. Abgerundet wurde die Setlist durch Mitsing- und Klatschklassiker aus 18 Jahren Bandgeschichte. So besang man gemeinsam, lautstark und euphorisch den „Drachentöter“, segelte an Bord des „Geisterschiffes“ durch stürmische See, tanzte durch die Walpurgisnacht und ließ den Teufel für dessen Gebräu, den Schnaps, hochleben. Es wurde gemeinschaftlich gesungen, gelacht, getanzt, geklatscht und gefeiert. Ein wundervoller Tourauftakt jenseits des Alltags, aber dafür mit jeder Menge ansteckender guter Laune und Humor.
AND ONE luden am Freitag zu ihrer Megashow ins Capitol ein. Bevor hier jedoch die Vorhänge fielen, galt es für Beyond Obsession die Hannoveraner auf Betriebstemperatur zu bringen. Mit dürftigem Licht, aber umso mehr guter Laune gaben sie einen Einblick in ihr aktuelles Album „Moments of Truth“. Songs und Melodien, die ins Ohr gingen, sich festsetzten, die Muskeln zum Zucken und die Anwesenden zum Tanzen brachten. Die Freude und das Lachen der beiden Sonnenscheinchen wirkte ansteckend, die Alltagssorgen vergessen. Aber nicht vergessen haben die Fans den Ehrentag von Nils. Dieser erhielt kurzerhand ein liebevolles Geburtstagsständchen kredenzt, für welches er sich auch luftküssenderweise bei allen ganz herzlich und gerührt bedankte. Nach kurzem Umbau enterte Steve Naghavi die Bühne. Während seine Mitstreiter hinter ihren Laptops die Tasten bearbeiteten, schien die Bühne für seinen Bewegungsdrang zu klein. Ob „Panzermensch“, „Traumfrau“ oder „Deutschmaschine”, der Rhythmus der Stücke brachte das Blut in Wallung, Die Energie des Frontmanns griff unvermittelt auf das Publikum über, welches nun seinerseits ebenfalls tobte, sprang, tanzte und das Capitol erbeben ließ. Die Megashow fand nicht nur auf der Bühne statt, sondern auch davor, im Saal, bei den Fans, die euphorisch feierten und letztendlich die Band mit einem frenetischen Applaus bedachte.
Am Freitag sollte es weniger elektrolastig, dafür umso rockiger werden. Sündenklang geleitete mit rockigem Sound und gefühlvollen Texten in den Abend. Frontmann Martin interagiert auf jede erdenkliche Weise mit dem Publikum, unterhielt es mit kleinen Anekdoten und animierte es zum Tanzen, Hände in die Höhe recken und Tanzen. Dem leisteten die Hannoveraner ohne weiteres Folge und schürten somit ein Feuer, welches die Temperatur im Innenraum in die Höhe trieb. Umtriebig und sündig auch dessen Angebot, Drummer Max als nächtlichen Begleiter für willige Fans freizugeben. Der Abend versprach mehr als nur heiß zu werden. Mit druckvollem Gitarrensound, energischen Streicheleinheiten für Cello und Geige und einem ordentlichen Fellegerber stürmte die Letzte Instanz das Musikzentrum und unvermittelt befand man sich mit der „Liebe im Krieg“. Von Beginn an gingen die Fans aufs Ganze, die Hände wurden in die Höhe gerissen, getanzt und lautstark, wie textsicher mitgesungen. Während sich Holly noch eine heiße Party wünschte, wurde das bereits von Sündenklang entfachte Feuer nochmals geschürt. Songs wie „Flucht ins Glück“ und „Ohne Dich“ wirkten wie Spiritus und ließen die Flammen lodern. Die Party im vollen Gange, Feierstimmung von der Bühne bis in die hintersten Reihen, energiegeladen Band und Fans. „Wir sind allein“?, Nein auf keinen Fall, denn „Wir sind eins“. Aber so wie „Der Letzte Tag“, neigte sich auch dieser Abend dem Ende zu. Die Zugabe ließ noch ein letztes Aufbäumen zu, bevor schlussendlich doch die letzten Töne verhallen und die kalte Nacht die noch hitzige feierwütigen Fans einhüllte.