Musik und Texte die unter die Haut gehen
Kurzweiliger Indiepop von Gloria lädt im HsD in Erfurt zum Mittanzen und Nachdenken ein
09.02.2018 [nm] Gloria – der Name dieser Band klingt nach Prunk, Glanz und großen Gesten. Ja nahezu majestätisch, erhaben, glanzvoll. Kaum zu glauben, dass dies eigentlich nur der Name eines Cafés in Hamburg ist, in dem dieses Songwriter-Duo während seiner ersten gemeinsamen Studioaufnahmen immer wieder pausierte. Gloria, das sind Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol. Beide haben sich im Showgeschäft längst einen Namen gemacht. Klaas Heufer-Umlauf war jahrelang ein Teil des Duos Joko und Klaas und flimmerte im Circus Halligalli über die Bildschirme der heimischen Wohnzimmer. Mark Tavassol hat als Bassist mit der Band Wir sind Helden schon so manchen Charterfolg gefeiert.
Nachdem sich die beiden Musiker 2006 bei MTV-Auftritten kennengelernt hatten, stellten sie schnell fest, dass sie eines gemeinsam haben: Musik machen – und zwar nicht irgendwelche Popmusik. Mit ihren ehrlichen, tiefgründigen, nachdenklichen Songs machten sie nun erneut Tourstation in Erfurt und wurden von ihrer immer weiter wachsenden Fangemeinde mit Jubelrufen auch gleich warm empfangen. Klaas gab übers Mikro sogar zu: „Ich bin abhängig von dem was hier passiert.“
Da wundert es nicht, dass die ersten Tickets fürs Gloria-Konzert in Erfurt schnell verkauft waren. Das ist auch der Grund dafür, warum das Konzert der beiden Musikerfreunde kurzerhand vom Kalif Storch ins Haus der Gewerkschaft (HsD) verlegt wurde. Hier war dann nicht nur mehr Luft zum Atmen, sondern auch gleich mehr Platz zum Mittanzen.
Als die sechs großen Lettern des Bandnamens an diesem Abend in weißer Farbe am dunklen Bühnenhintergrund erscheinen und sich die ersten Töne des Songs „ Immer noch da“ ihren Weg in die Ohren der 700 Zuhörer bahnen, da ist klar: Dies ist die perfekte Musik, um nach einer langen Arbeitswoche einfach mal abzuschalten und beschwingt das Wochenende einzuläuten. Doch die eingängigen, schwelgenden, mitreißenden Melodien im Indie Pop-Style sind nicht allein zum Tanzen und träumen da. Sie sollen zum Nachdenken anregen, wachrütteln, bewegen.
So richten sich die Zeilen wie „Was sollen die ganzen Kreuze vor deinem Tor? Was haben diese Haken zu allem Unglück darauf verloren? Du wurdest doch anders geboren!“ des Songs „Immer noch da“ klar gegen Fremdenhass und rechtes Gedankengut in unserer Gesellschaft. Mit dem Titel „Wie sehr wir leuchten“, singen Gloria zunächst von Freundschaft, sprechen dann aber auch ganz unverblümt von Stalking. Doch die beiden Musiker schreiben nicht nur gesellschaftskritische Lieder. Im Song „Narben“ etwa geht es um die große Liebe, die gerade mal ein Jahr lang dauerte und für die die Beteiligten nun einfach noch Zeit und Freiraum brauchen. Und in „Das, was passiert“ singen Gloria schließlich vom Leben das manchmal einfach passiert, während man woanders geradezu beschäftigt ist.
Musik und Texte von Gloria gehen unter die Haut und beschäftigen auch noch Tage nach dem Konzerterlebnis. So bleibt zu wünschen, dass wir von diesen beiden musikverliebten Songwritern in den nächsten Jahren noch viel mehr hören.