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Gregorian auf „Final Chapter“-Tour

Singende Mönche, brennende Fackeln und Standing Ovations

04.05. & 09.05.2016 [nm] Blaues Licht durchbricht die Dunkelheit. Langsam steigt Nebel vom Boden auf. Kaum einer der Besucher in der gut gefüllten Saal der Erfurter Messehalle oder des Hannoveraner Theater am Aegi traut sich jetzt noch zu bewegen. Die ersten Töne von Gitarre und Schlagzeug zucken durch den Raum. Auch das letzte Flüstern verstummt, als acht schwarze Gestalten nacheinander über die Bühne schreiten. Die Kapuzen des im Scheinwerferlicht glitzernden Mantels tief ins Gesicht gezogen. Die tiefen Stimmen der singenden Mönche verursachen Gänsehaut.

Gregorian sind den weiten Weg von Großbritannien gekommen, um sich im Rahmen ihrer „Final Chapter“-Tour mit ihrem typisch gregorianischen Gesang von ihren treuen Fans in Thüringen zu verabschieden. Nach 16 Jahren, 17 Alben und über 1000 umjubelten Konzerten auf der ganzen Welt hat das letzte Kapitel ihrer Bandgeschichte begonnen. „Es gibt uns immer noch – und der Grund dafür seid ihr“, sagt einer des Oktetts mit ausgebreiteten Armen und Blick Richtung applaudierender Masse.

Als der Hamburger Musikproduzent Frank Peterson im Jahre 1989 das königliche Kloster von San Lorenzo de El Escorial in Spanien besuchte und mit aktueller Popmusik aus seinem Walkman durch die mittelalterliche Kloster- und Schlossanlage wandelte, kam ihm der Gedanke zu dem Soundexperiment, die altertümliche gregorianische Musik mit moderner Unterhaltungsmusik zu mischen. Eine brillante Idee!

Auch Jahre später funktioniert dieses Konzept. Im Stil des Gregorianischen Chorals singen sich die acht Mantelträger an diesem Abend mit Bravur durch sämtliche Werke der Pop- und Rockmusik. Zu „Kiss From a Rose“ schreiten Greorgian noch anmutig über die Bühne, sodass man vermuten könnte, dass sich hier an diesem Abend außer hervorragendem Gesang nicht viel tun wird und die Schlichtheit eben auch entschleunigen kann. Aber da geht noch was! Bei „Crying In The Rain“ halten Greorgian leuchtende Regenschirme, um sich vorm brasselnden Wasser zu schützen, während im Hintergrund Kirchenglocken läuten. Zu „One“ kreieren die singenden Mönche mit grünem Laserlicht aus Handschuhen eine beeindruckende Lichtshow. Bis schließlich bei „Hells Bells“ die ganze Halle Kopf steht, als der Schlagzeuger mit brennenden Drumsticks spielt. Als bei „Time To Say Goodbye“ die Fackeln knistern und Gregorian zusammen mit dem rumänischen Sänger Narcis und Amelia Brigtman ihr Abschiedslied einstimmern – da hält es in der Messehalle keinen mehr auf den Sitzen. Narcis – ein junger Ausnahmesänger mit schier unglaublichem Stimmumfang. Das kann man nicht beschreiben. Das muss man selbst hören! Standing Ovations. Minutenlang.

Soll dieses musikalische, gregorianische Feuerwerk hier und heute Abend wirklich das letzte Mal erklingen? Das kann man doch nicht zulassen!

Wer weiß. Vielleicht schreitet nach ein paar Jahren Pause ein Musikproduzent mit seinem iPhone mal durch das Erfurter Augustinerkloster, die Barfüßerruine oder den Dom. Was könnte da wohl draus entstehen?

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