Hannover voll ver“WIRTZ“t
Ehrliche Gefühle, derbe, wie auch aussagekräftige Texte und jede Menge Rock
04.09.2015 [sh] Auf den Konzertbühnen ist Daniel Wirtz kein unbeschriebenes Blatt. Bereits 1999 schaffte er als Frontmann der Rockformation Sub7even seinen Durchbruch. Die Single „Weatherman“ wurde ein bundesweiter Erfolg und erreichte Platz 38 der Media Control Charts. Seit 2007 ist er nur noch als Solokünstler unterwegs. Sein Debütalbum „11 Zeugen“ schaffte es sogleich auf Platz 16 der Charts. Seine Texte seither deutsch, rockig, derb, aber allen voran aussagekräftig und authentisch. Ob zwischenmenschliche Gefühle und Situationen, eigens beschrittene Wege oder allgemeines Weltgeschehen, Herr Wirtz spricht deutliche Worte. Seine Fanbase ist ihm seit Jahren treu und seit er im Frühling diesen Jahres erfolgreich an der VOX Fernsehsendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ teilnahm, auch stetig wachsend. Mit dem neuem Album „Auf die Plätze, Fertig, Los“ stieg er nicht nur sofort in die Top Ten der Albumcharts ein, sondern tourt gerade durch Deutschlands meist ausverkaufte Clubs.
Bereits mit den Supportern Milliarden wird es laut auf den Bühnenbrettern des Capitols. Die Berliner präsentieren eine Mischung aus rebellischem Punk und lauten Rock. Dies vor allem leidenschaftlich und mit einer immensen Spielfreude an den Mann bzw. die Frau gebracht. So ist es kaum verwunderlich, dass sich die Besucher davon mitreißen lassen und das ausverkaufte Capitol sich bereits gut aufgeheizt gibt.
Gegen 19.45 Uhr ist es dann soweit. Der charismatische Frankfurter Daniel Wirtz entert die Bühne und schon der Opener „Auf die Plätze, Fertig, Los!“ lässt keine Fragen offen, wie der Abend verlaufen wird. „Lehn dich zurück und schnall dich an, weil es stürmisch werden kann!“ Jedoch zurücklehnen tut sich hier niemand, es wird von Beginn an mitgesungen, mitgeklatscht, gefeiert und gepogt, als gäbe es kein Morgen. Gut gemischt ist seine Setlist. Auch wenn der Fokus auf dem aktuellen Longplayer liegt, so finden auch immer wieder alte Klassiker Gehör. Während es mit „Regentropfen“ gilt, Selbstreflektion zu betreiben, stehen bei Songs wie „Wenn Du Willst“, „Anderer Stern“ oder „Mon Amour“ die zwischenmenschlichen Beziehungen auf dem Prüfstand. Ob himmelhoch jauchzend, gefühlvoll oder emotionsgeladen ehrlich, impulsiv, wütend, endgültig mit Vergangenem abrechnend. Es gilt Chancen zu Nutzen und Lügen zu begraben. Kaum jemand, der sich nicht von den Texten angesprochen fühlt. „Siehst Du mich“ beschäftigt sich mit den Fragen aller Fragen „Sind das alles leere Worte? Aus Gefälligkeit erzählt? Oder bist du jemand der in guten wie in schlechten Zeiten zu mir steht und sein Versprechen hält?“ Wer kennt sie nicht, die Zweifel, die Ängste? Kann man den Worten des Gegenübers trauen oder erweisen sie sich als Schall und Rauch. Stellt man lediglich irgendwann „Aus Versehen“ fest, „Dir hat all das nichts bedeutet, Du hast eigentlich nur aufgehört so zu tun.“ Textzeilen werden vom Publikum voller Inbrunst mitgeschmettert. Prädestiniert vor allem „Keine Angst“ oder seine allererste Singleauskopplung „Ne Weile her“.
In der Sendung „Sing meinen Song“ sagte man ihm nach, jeden Song zu Seinem zu machen. Dies schaffte er vor allem beim PUR Klassiker „Wenn Sie diesen Tango hört“. Nicht nur das er Hartmut Engler zum Weinen brachte, so ist der Titel nun auch bei seiner Tour ein wahrer Gänsehautgarant, bei dem das Publikum sichtlich in sich geht und so manch Träne den Weg nach außen findet.
Wundervoll ehrlich rechnet Herr Wirtz auch mit den Zweiflern und Blendern ab. Sei es „L.M.A.A.“, bei welchem er Verrisse der Medienwelt zu Beginn seiner Karriere verarbeitet oder auch „Sag es“. Bedenkt man die aktuelle politische Lage in unserem Land, das derzeitige Weltgeschehen, so ist „Frei“ aktueller denn je. „Du solltest träumen für all jene, denen die Angst den Schlaf geraubt, deren Hoffnung man zertreten, irgendwo im Straßenstaub. Du solltest springen für all jene, denen der Fuß in Ketten liegt, deren Willen man gebrochen, deren Freiheit man bekriegt. …Du solltest wissen um dein Glück, das dir ein Zufall zugespielt, zu jeder Stunde, jeden Tag an dem du die Sonne siehst.“ Letzteres vergessen in diesen Tage wohl viele. Es ist nicht Schicksal, wo und in welche Gesellschaft man geboren wurde , sondern lediglich Glück.
Gut zwei Stunden weiß der sympathische Frankfurter die Stimmung auf hohem Niveau zu halten. Interaktionen mit dem Publikum werden begeistert aufgenommen. Er ist einer von ihnen, der „Junge“ von nebenan, guter Kumpel, ehrlicher Freund. Zufriedene Gesichter, auch wenn die Zeit wieder einmal viel zu schnell verging. Einige Stationen gilt es noch zu bespielen, es gibt sozusagen noch genügend Chancen den Herrn Wirtz live zu erleben.