[a]live: promotion » » Das Kleine Fest im Großen Garten – Herzensöffner und Seelenbalsam

Das Kleine Fest im Großen Garten – Herzensöffner und Seelenbalsam

Von lateinamerikanischer Heißblütigkeit, frechen Vögeln und erfrischendem Wortwitz

25.07.2019 [sh] Kürzlich fragte man mich, was macht das Kleine Fest so beliebt? Lohnt es sich, am Losverfahren teilzunehmen oder sich an die Abendkasse anzustellen? Meine prompte Antwort: JA!

Im Jahr 2009 durfte ich Bekanntschaft mit dem Kleinen Fest schließen und seither lässt mich die Magie, der Zauber des Kleinkunstfestivals nicht mehr los. Inmitten Hannovers pulsierender Großstadt gibt es einen Ort, indem die Zeit stehen bleibt und der Alltag fern ist. Allabendlich liegt ein Hauch Staunen in der Luft, herzliches Lachen hallt über die Hecken, wirkt die Begeisterung ansteckend, wird Neugierde geweckt, Herzen geöffnet, die Seele gestreichelt und Augen zum Leuchten gebracht. Das Fest ist nicht nur geprägt von magischen Begegnungen, beeindruckender Akrobatik, Jonglage und Tanz, atemberaubender Zauberkunst und erquickender Comedy, Varieté und Poesie. Hier taucht der Besucher in die vielfältigste Kleinkunst ein, verschmilzt mit ihr und erlebt sie unmittelbar.

Viel Kleidung ist heute nicht von Nöten. Wir schreiben den 25. Juli, seinerseits der bisher heißeste Tag des Jahres. Die Sonne brennt und Regen oder Gewitter sind nicht zu erwarten. So geht es mit einer kleinen Auswahl an lukullischen Leckereien Richtung Herrenhäuser Gärten. Vor dem Gelände steht noch eine Traube an Einlasswilligen und der Strom der Kleine Fest Liebhaber reißt auch nach unserer Ankunft nicht ab. Wir reihen uns ein und schnell ist der Einlass vollzogen. Auf den Wiesen und Wegen wimmelt es von Menschen. Das Gros hat sich bereits auf Decken niedergelassen und genießt die Zeit bis zur Eröffnung mit einem chilligen Picknick. Zwischen den wimmelden Menschen ruht erhaben der Hirsch Ilvari, dessen Gefährte und Reiter der Elfendichter Finn Feder sowie die Waldelfe Hellevi. Neugierig schauen sie sich das Treiben um sich herum an und lassen auch so manch magische Berührung durch Kinderhand zu. Auch wir finden ein Plätzchen und machen es uns mit Decke und mitgebrauchten Gaumenfreuden gemütlich. Zeit für mich die Kamera in Betriebsbereitschaft zu versetzen und einen Blick in das Programm zu werfen. Ein erster Anlaufpunkt ist so recht fix gefunden. Aber vorerst ist es noch an Herrn Böhlmann die Besucher zu begrüßen und eine kleine Gesandtschaft der Kleine Fest Künstler vorzustellen. Auch die heutige Besonderheit bleibt nicht unerwähnt. Neben dem heißesten Tag, feiert das Kleine Fest nämlich auch die 400ste Veranstaltung. Er verspricht zudem, dass die Veranstaltung mit einer Überraschung aufwartet. Dann ist es soweit, mit einem Glas Sekt eröffnet er den Abend und gibt den Garten für alles Kommende frei.

Mein erster Weg führt entlang der Schwanenteiche hinauf zum Halbmond des Gartens. Dort haben Aramelo ihr Trampolin in Stellung gebracht. Während die temperamentvolle Mara sich wegwerfend ihrer High-Heels entledigt und sich gekonnt auf dem Trampolin zum Schminken niederlässt, ist es an Ole das Sportgerät für die Vorstellung einsatzbereit zu machen. Natürlich so, das Maras Schminksession gehörig in die Hose bzw. quer über das Gesicht geht. Die Erste Hilfe eine jungen Mannes aus dem Zuschauerpulk bringt dann auch nur bedingt Verbesserung. Hätte sie mal lieber jemanden gefragt, die sich damit auskennt. Nach Abschluss der Vorbereitungen präsentieren sie auf witzig erfrischene Weise beeindruckende Sprünge und eindrucksvolle Akrobatik. Ich verlasse die Sprungkünstler und bin einige Meter weiter von der Mimik Andrey Jigalovs fasziniert. Mit einem Phänomen der Neuzeit setzt er sich auseinander, das immer präsente Smartphone, die immerwährende Erreichbarkeit und ganz wichtig, der stetig umsichgreifende Selfiewahn. Hier ein Duckface, dort gut positioniert und da ein Lächeln, der Auslöser läuft heiß…klick, klick, klick.

Auf meinem Weg zum nächsten Act bekomme ich noch das finale Zauberstück von Siegfried und Joy, den fliegenden Tisch, inkl. der leuchtenden Kinderaugen und der faszinierten Gesichter der Erwachsenen mit. Vor der Bühne des Akrobatik-Duos Mercesdes Martin Garcia und Pablo Raffo wird die Zuschauertraube immer größer. Mit argentinischem Temperament und lateinamerikanischer Heißblütigkeit begeistern sie mit Leidenschaft, ungeheurer Körperspannung und atemberaubender Akrobatik. Jegliche Schwerkraft und physikalischen Gesetze scheinen außer Kraft gesetzt zu sein. Pablo hebt, dreht und hält die zierliche Mercedes mit einer Leichtigkeit in spektakulären Positionen, die immer wieder Staunen und Bewunderung bei den Anwesenden hervorrufen und natürlich schlussendlich in einem donnernden Applaus enden.

Ein wundersames Gefährt bahnt sich seinen Weg durch den Garten. Die Gärtner der Cia La Tal haben allerlei Florales bei sich um den Garten mit Hilfe der Besucher noch bunter zu gestalten. Als Dank darf natürlich das obligatorische Erinnerungsfoto nicht fehlen.

Gerade ohne festes Ziel schlendere ich weiter und mache hinter einem Baum eine schüchterne Bewegung aus. Dort hat sich Frans, der kleine Clown niedergelassen, betrachtet das Geschehen um sich herum und reagiert zaghaft auf die Vorbeilaufenden. Hin und wieder ein zartes Winken, hier ein scheuer Blick, dort ein verlegenes Lächeln. Frans bezaubert mit seiner leisen Art und zieht die Besucher in seinen Bann. Die Art Tremondo wagen ein Spielchen. Aber ob nun ein Ass im Ärmel oder spielen mit gezinkte Karten, schlussendlich ist Herz immer Trumpf. Aus diesem Grund dürfen die Besucher des Festes auch der Vogelhochzeit des TraumTanzTheaters beiwohnen. Die Vogelhochzeit wird nicht nur instrumental untermalt, die umstehenden Gäste bilden sogleich einen textsicheren Chor, während die Hochzeitsgesellschaft sich kurzerhand im angrenzenden Teich erfrischt. Neugierig stapfen indes die Flying Dodos über die Wege und beäugen neugierig alles was sich bewegt und lassen sich gern mal von den kleinsten der Besucher streicheln. Auch die Straußenvögel der Teatro Pavana reagieren neugierig auf die Gäste des Kleinen Festes, stecken gern mal ihre Schnäbel in fremde Taschen, schleichen sich an die Zigarettenfraktion unter den Anwesenden an oder gehen mit Kindern und Rollstuhlfahrerinnen auf Tuchfühlung. Zwischendurch finden sie sich immer wieder zusammen um ein Tänzchen aufzuführen und ihre langen Hälse zur Musik im Gleichklang zu wiegen.

Rhythmus beweisen auch Murzarella und ihre tierischen Begleiter. Während Kalle, die Kanalratte, eher zu den harten Heavy Metal Klängen abrockt und die Nackenmuskulatur gern zu AC/DC strapaziert, schmettert Dudu, der freche Kakadu, atemlos die Helene Fischer. Hoch hinaus geht es mit This Maag, der seine Zuschauer mit auf den Gipfel nimmt, um dann rasant auf den Brettern ins Tal zu schießen. Der Weltmeister der Kartenkunst Jan Logemann deckt auf, dass sich die gesuchte Karte immer hinter dem Reißverschluss versteckt und fasziniert mit seiner ungeheuren Fingerfertigkeit.

Mit der untergehenden Sonne gönnen wir uns eine kleine Pause. Hierfür prädestiniert sind die Moccamaker mir ihren orientalischen Leckereien, fruchtigen Erfrischungen und belebendem Mocca. In all dem Trubel vor den Bühnen und Gewusel auf den Wegen bildet die Oase zwischen den Schwanenteichen einen Ruhepol zum Entspannen, Genießen und Beobachten. Entschleunigung pur. Mit der Zeit beschäftigen sich auch die Tukkersconnexion und ihre „Last Minute“ Darstellung. Die Zeit gleicht einem Fluss, den man weder anhalten, anstauen, zurückdrehen, noch beschleunigen kann. Versäumte Zeit lässt sich nicht aufholen, nur weil man sich schneller bewegt. Eher bringt uns der Versuch Verpasstes nachzuholen aus dem Takt oder lässt uns stolpern. Drum nutze den Augenblick und verbringe die Zeit bewusst.

Frisch gestärkt drehe ich anschließend noch einmal eine Runde durch den Garten und werde vom lauten Gelächter vor der Bühne von Emmi und Willnowsky angezogen. Wenn die Ehepartner keinerlei gutes Haar am Gegenüber lassen und der Einblick in ihre Ehe eher einem Schlachtfeld als harmonischem Beisammensein gleicht, bleibt kein Auge trocken. Für Bauchmuskelkater sorgt einige Bühnen weiter auch Comedian und Schlagfertigkeitsexperte Sascha Korf. Ein junger Mann mit blankgezogenem Oberkörper hat es ihm angetan. Als dieser ihm berichtet, er könne auf den Händen stehen, ist dies natürlich ein gefundenes Fressen. Sogleich wird er auf die Bühne dirigiert und ist Teil der Show. Dargeboten wird allerdings kein Handstand, mit dem Sascha fest gerechnet hat, sondern Mayurasana eine Yogaposition. Applaus gibt es trotzdem ausreichend. Auch unter den Pärchen werden Freiwillige gesucht. Mit Schnelligkeit, Wortwitz und Improvisation durchlebt man gemeinsam noch einmal den Tag der Hochzeit und sorgt für allerlei Unterhaltsamkeit. Das Frauen ihren eigenen Mann stehen können und alles im Griff haben, beweist die Strong Lady Betty Brawn. Nicht nur dicke Bücher fallen ihrer Muskelkraft zum Opfer, auch Stahl wird verbogen und Besucher mühelos getragen. Weniger mit Gewichten, sondern mit Schnelligkeit lässt Tempei Arakawa die Sticks fliegen, Ringe rotieren oder das Diabolo tanzen und begeistert mit seiner Jonglage in Perfektion die Besucher. Mit dem Tresperté Circo Teatro geht es anschließend noch einmal auf Zeitreise, welche mit akrobatischen Einlagen und Brettsprüngen spektakulär und witzig untermalt wird.

Die Kurzweil der Darbietungen hat die Zeit unbemerkt voranschreiten lassen. Mittlerweile hat sich die Dunkelheit über den Garten gelegt und die Lichtilluminationen lassen ihn zauberhaft erstrahlen. Das große Finale zieht nun auch die letzten Akteure und Besucher in den vorderen Garten, wo Herr Böhlmann noch einmal seinen herzlichen Dank an alle Akteure, Sponsoren, das Team hinter und vor den Kulissen sowie die Besucher richtet. Den krönenden Abschluss bildet das fulminante musikalisch unterlegte Feuerwerksspektakel, welches den Garten noch einmal in ein farbenprächtiges Gewand hüllt und den Himmel erleuchtet.

Während sich langsam ein wenig Wehmut breit macht, haben sich noch einmal Akteure am Tor versammelt, um sich von den Besuchern zu verabschieden. Doch es bleiben die zauberhaften Erinnerungen, die wundervollen Begegnungen und der Blick auf das kommende Jahr, indem das Kleine Fest im Großen Garten zum 35-jährigen Jubiläum einlädt und wieder tausende Herzen berührt und zahlreiche Augen strahlen lässt.

Die Tage vom 06. bis 26. Juli 2020 sollten bereits jetzt schon ein dickes rotes Kreuz zieren. Dann heißt es wieder: „Willkommen zum Kleinen Fest, willkommen in den Herrenhäuser Gärten.“

zur Galerie


Setze doch einen Trackback auf deine Seite.


Benutzerdefinierte Suche