Ich bringe euch Feuer! Die Kraft, zu erkennen!
Saltatio Mortis live im Pressenwerk, Bad Salzungen
16.01.2010 [db] An diesem Abend habe ich meinen Chef vorgewarnt. Er brauche nicht wieder mit dem Finger zu wedeln. Er brauche mir nicht zu sagen, dass es ein nur Job sei und wir keine Zeit hätten, zu genießen. Durch den noch immer tief verschneiten Thüringer Wald hatten wir uns gekämpft. Durch Schnee, der in riesigen Wolken von den Tannen herab geweht wurde, wenn wir dabei waren in eine Kurve zu fahren. Über geräumte und ungeräumte Wege – um Spielleute zu sehen, wahrscheinlich die spielfreudigsten ihrer Zunft: Saltatio Mortis. Das Pressenwerk in Bad Salzungen hatten sie sich auserkoren, um das Feuer unter die Menschen zu bringen. Und ich würde es genießen. Jeden einzelnen Song.
Im August 2009 erschien ihr aktuelles Album „Wer Wind sät“ und seither sind sie auf Tour. Teils mit Rockshow, teils mit Akustikset. Bad Salzungen sollte beben. Mittelalterrock, mitreißende Melodien, eine Bühnenshow, die Ihresgleichen sucht. Es ist schwierig bei einem Konzert dieser sympathischen Spielmänner ruhig zu bleiben. Es ist schwierig, nicht mitzusingen, mit zu klatschen oder zu springen. Da kann mein Chef reden, so viel er will. Es geht einfach nicht. Saltatio Mortis spielen auf zum Tanzen und Feiern. Jedes ihrer Konzerte ist ein Fest, wird zelebriert. Der Funke scheint schon beim Intro überzuspringen, wenn die Musiker nach und nach die Bühne betreten, wenn der Lärmpegel im Publikum immer weiter ansteigt, bis er letztendlich von den ersten Takten übertönt wird. Es klingt inzwischen abgeleiert, aber das Mittelalter lebt. Im Publikum trug man vornehmlich Saltatio Mortis-T-Shirts und Jacken oder In Extremo-Fan-Shirts. Die Band feiert in diesem Jahr ihr 15jähriges Jubiläum mit einem zweitägigen Spektakel auf dem Petersberg in Erfurt. Bands, die dem Mittelalter frönen, die den Geist längst vergangener Tage wieder aufleben lassen, scheinen auch selbst länger davon leben zu können. Die Begeisterung, die Saltatio Mortis im Publikum entfachen, sucht man auf Popkonzerten vergebens. Da fehlt das Feuer.
Das fehlte bei der Vorband leider auch. Der Funke wollte bei der Vorband [soon] nicht so recht zünden. Die vier Hamburger sind zwar bereits seit 2003 als Band unterwegs und haben nach eigener Aussage über 200 Konzerte gespielt. Sie kamen aber doch ein wenig steif rüber. Das lag sicher nicht am Sound, ihre Songs sind eingängig und melodisch. Doch suchte man die Band zeitweise auf der Bühne im Dunkel, nur rotes Licht von hinten, kein Frontlight, da fiel die Orientierung schwer. Nicht nur für das Publikum. Schade eigentlich. Doch [soon] sind ausbaufähig, kein Zweifel. Gespanntes Ausharren dann nach der Vorband, das durch Pianoversionen alter Saltatio Mortis-Stücke noch gespannter wurde. Das Warten auf Dudelsack und Drehleier, auf Lasterbalks Schwänke und Aleas Sprünge hatten bald ein Ende und ein weiterer wirklich schöner Abend mit den Spielmänner nahm seinen Lauf. Egal wie oft man sie live auf der Bühne sieht, sie verlieren nicht ein bisschen an Energie oder Freude am Spielen. Der Strick, der sie bindet, ist noch nicht geknotet – und wird es hoffentlich auch nicht allzu bald. Denn dann würden die Bühnen ein Juwel verlieren, eine Band, die mitreißt, die Spaß macht und die ihr Handwerk versteht. So, jetzt kann mein Chef meckern.