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Jean Michel Jarre live in Erfurt

Jean Michel Jarre (7)Laser, Licht und eine Reise durch Jahrzehnte elektronischer Klänge

09.11.2011 [red] Die Ikone der elektronischen Klänge in Erfurt. Der Grandseigneur der Electronica lud in die Messehalle. „Neue fantastische Tour“ nennt Jean Michel Jarre seine aktuellen Konzertreisen. Dabei fährt er ein Maximum an Lichttechnik auf. Jean Michel Jarre ist der Mann der großen Inszenierung – gigantische Konzerte an außergewöhnlichen Orten zu medienträchtigen Ereignissen. Sei es die monegassische Fürstenhochzeit, die Pyramiden von Gizeh zum Millenium oder ein Benefizkonzert inmitten der Sahara. Ein Konzert in der Messe Erfurt scheint dagegen geradezu belanglos klein zu sein. Doch ein Künstler macht sich jede Bühne zu eigen. Egal wo. Jean Michel Jarre – der Wegebereiter elektronischer Musik, der opulente Inszenierer gewaltiger Konzertereignisse – lädt ein.

Ein Hauch von Knoblauch und Rotwein weht durch die Reihen. Stickig ist es. Bestuhlte Konzerte haben den Vorteil, dass die Hallen schneller gut gefüllt und die Konzerte schneller als ausverkauft gelten. Sie haben aber auch den Nachteil, dass ihnen die Publikumsdynamik fehlt. Stillsitzen, lauschen und berauschen lassen, applaudieren. Das mochte nicht nach dem Geschmack des ein oder anderen Besuchers sein. Zumal die Platzwahl bei solchen Konzerten nicht frei ist und mach sich doch des Öfteren sehr beengt fühlt. Der Geruch der Knoblauchstangen, die im Foyer verkauft wurden, tat sein Übriges.

Das Konzert in Erfurt war gut besucht, aber bei Weitem nicht ausverkauft. Auf den drei Seiten der Tribünen klafften große Freiflächen und auch im Parkett war nicht jeder Stuhl besetzt. Das tat der Stimmung unter den Besuchern jedoch keinen Abbruch. Kurz nach 20Uhr gingen die Lichter in der Halle aus und alle Augen richteten sich auf die Bühne, wo die Musiker ihre Plätze einnahmen. Pfiffe, Jubel und Beifall schwollen an, als sich ein Spot auf den Mittelgang im Parkett, wo sich Jean Michel Jarre seinen Weg Richtung Bühne bahnt. Sein schwarzes, glitzermdes Hemd konkurriert mit dem Blitzlichtgewitter, dass sich aus dem Publikum erhebt. Er hüpft, er applaudiert, seine Fans eifern ihm nach. Dann ist er auf der Bühne und wünscht allen einen schönen Abend mit seinem neuen Programm. Die Lichtershow beginnt. Die Reise durch die Jarres Klangwelten nimmt seinen Lauf. Doch bei aller Anstrengung, allem Enthusiasmus und technischer Finesse kann das Konzert in Erfurt über eines nicht hinwegtäuschen: Jean Michel Jarre ist ein Pionier an den Synthesizern gewesen, er hat ein Genre aus dem Boden gestampft und mit „Oxygene“ Hymnen geschaffen –das Heute wird jedoch von Künstlern wie Schiller, Daft Punk und – ja auch – Kanye West dominiert. Ein Konzert von Jean Michel Jarre zu besuchen, ist eine Reise in hin zu den Wurzeln dieses Genres. Es mutet dann auch ein wenig altbacken an, wenn man bei jedem neuen Stück zum Klatschen animiert werden soll. Auf einem Stuhl will das richtige Konzertfeeling nicht aufkommen. Jarre steht für Musik, die beeindruckend sphärisch und tanzbar ist. Auf einem Stuhl kann man nicht tanzen. Nichtsdestotrotz: Jean Michel Jarre sollte man einmal live erlebt haben. Und wenn es denn sein muss, dann auch sitzend. Mit einem begeisterten Fan nebenan, der konsequent neben dem Takt klatscht, auf und ab wippt und jede Regung auf der Bühne mit einem lautstarken „Yeah!“ kommentiert. Er hat den Stuhltanz verstanden.

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