Jennifer Rostock live in Hannover
Frau Weist bringt Hannover um den Schlaf
05.02.2014 [sh] Nach ihrer Gründung im Jahre 2007 erlangten die Alternativ-Rocker um Jennifer Rostock ein Jahr später durch die Teilnahme am Bundesvision Song Contest nationale Aufmerksamkeit. Seither sind die charismatische Frau Weist und ihre Jungs von den hiesigen Bühnen kaum mehr wegzudenken. Ihr viertes Studioalbum und neuestes Werk „Schlaflos“ steht seit Anfang des Jahres in den Läden und kletterte sogleich auf Platz 2 der Charts. Nun sind sie mit gleichnamiger Tour durch die Clubs des Landes unterwegs um ihre Fans auch live um den Schlaf zu bringen.
Die Schlange vor dem Capitol ließ die Fülle im Saal bereits erahnen und pünktlich zum Konzertbeginn meldete der Veranstalter den Ausverkauf der letzten Abendkassenkarten. Um 20.00 Uhr wurde das Licht gelöscht und die Münchner Post-Hardcore-Band Marathonmann stürmte die Bühne. Mit ihrem Sound lagen sie auf derselben Wellenlänge mit den Jennifer Rostock Fans, welche sich sofort begeistern ließen. Beim Titeltrack der Debüt EP „Die Stadt gehört den Besten“ erhielten die Marathonmänner Unterstützung von den JR Bandmitgliedern Chris und Baku. Dies nutzte Schlagzeuger Marcel Konhäuser sogleich aus, um ein Bad in der Menge zu nehmen und sich von den Fans auf Händen tragen zu lassen. Ihrer Anheizerrolle gerecht geworden, verabschiedeten sich die Jungs nach einer kurzweiligen guten halben Stunde.
Gegen 21.00 Uhr war es dann soweit. Die Menge vor der Bühne kochte noch immer und konnte den Auftritt von Jennifer Rostock kaum noch erwarten. Wieder wurden die Lichter gelöscht, die Bühne in ein blaues Nebelmeer getaucht und Verstärker sowie die Drums wurden mit LED-Lichterketten versehen. Das Intro erklang und direkt vor der Bühne erhallte lautstarkes, ohrenbetäubendes Kreischen, welches an die frühen Konzerte bekannter Boybands erinnerte. Druckvoll startete man mit „Phantombild“ in den Abend. Der Mann am Licht leistete ganze Arbeit und die Konfetti-Kanonen wurden gezündet. Die Fans nehmen es auf und sind vollends begeistert. Aber nicht nur der Ton machte die Musik. So konnte Frau Weist auch wieder mit ihrer lasziven Art und ihrem sehr freizügigem Outfit punkten, welches zudem Ihr „neues“ und überaus sexy Dekolleté betonte. “Es ist so geil, wieder auf Tour zu sein“, so richtete sich Jennifer an die Menge und begoss dies erst einmal mit einem Schnaps.
Mit „Es tut wieder weh“ legt sie sogleich rockig, aber auch sehr gefühlvoll anklagend nach. „Du tauchst in mein Leben und ich spür wie es sticht, wie all meine Hoffnung an den Worten zerbricht“. Aus dem Publikum wird lautstark mitgesungen, man fühlt mit, spürt den Schmerz, der mit diesen Worten verbunden ist. „Du tauchst in mein Leben, schürst aufs Neue die Glut und meine älteste Narbe spuckt wieder Blut“. Es folgte ein Querschnitt ihres bisherigen Bühnenwirkens. Ob alte Hits wie: „Himalaya“, „Ich kann nicht mehr“ und „Es war nicht alles schlecht“ oder neue Songs wie „K.B.A.G“, „Der blinde Passagier“ und „Ein Herz und eine Kehle“, das Publikum sang lauthals mit. Zwei Auserwählte durften letztendlich ihre Textsicherheit bei dem Song „Feuer“ sogar vor dem versammelten Hannoveraner Publikum beweisen. Michi, Frontmann des Support-Acts Marathonmann brachte eine Kapitänsmütze auf die Bühne, um beim gleichnamigen Song „Der Kapitän“ Frau Weist stimmtechnisch zu unterstützen.
Neunzig Minuten lautstarke Livepräsenz und keine Ermüdungserscheinungen bei Frau Weist, der Band oder dem Publikum. Der Titel der Tour machte diesem Abend alle Ehre. Die Menge tobte, zollte der Band mit einem frenetischen Applaus ihren Respekt. Es folgten zwei weitere Zugaben, bevor die Band um Jennifer Rostock sich endgültig für diesen Abend, und die Menge noch immer schlaflos in die Nacht verabschiedete.
Jennifer begeisterte mit ihrer energisch, unterhaltsamen und verrückten Art und interagierte völlig zwanglos mit dem Publikum. Ihre Stimmgewalt war überzeugend, ob gefühlvolle Balladen, energiegeladener Elektro-Pop oder freche Punknummern. Diese enorme Bandbreite spiegelt sich auch im neuen Album wieder. Reifere, mutigere Texte. Man behandelt nicht mehr nur Themen, wie Liebe, Leben, Überleben sondern auch die politische und sozialkritische Seiten der Gesellschaft.