Just because I love you
Mono Inc. – Voices of Doom-Tour 2010
23.10.2010 [db] Es ist harte Arbeit, bis man sich als Band einen Namen gemacht hat. Es ist ein langer Weg von der Garage hin zur Clubbühne. Es ist der ewige Traum vieler Bands, einmal auf einem Festival wie dem WGT oder dem Amphi zu spielen. Es ist bleibt unerfüllter Wunsch vieler, einmal als Vorband für Szenegrößen aufzutreten. Doch wenn man das richtige Händchen hat, dann kann man das alles wahr werden lassen. Dann kann man auf Tour gehen mit ASP, Subway to Sally oder Unheilig. Dann kann auf den großen schwarzen Festivals spielen. Dann kann man es wagen, eine eigene Tour zu fahren, ohne vor leeren Sälen zu spielen. So gesehen bei Mono Inc. Die Hamburger Band hat geschafft, wovon viele träumen. Das alles binnen zehn Jahren – mag sich lang anhören, ist es aber eigentlich nicht. Und so macht es unheimlichen Spaß den vier Musikern on stage zuzusehen. Mitzuerleben, wie die Fans vom ersten Ton an mitgehen. Und mitzufühlen, wie ein kleiner Club dem Teilwahnsinn verfällt.
Frontmann Martin Engler hat gerade die Grippe. Der Tourtermin am Vortag in Kufstein wurde deshalb schon auf kommendes Frühjahr verschoben, doch das Konzert in Erfurt findet statt. Als wir zum Club Uni-k.u.m. kommen, ist er schon sehr gut gefüllt und wir müssen uns durchdrängeln, um unser Equipment am FOH abstellen zu können. Danach gehen wir erst einmal Richtung Künstlergarderobe und ich überlege nicht lange und schneie einfach rein. Vier Köpfe drehen sich zu mir um, leicht irritiert, aber das kriegen wir schon hin. CDs von Mono Inc. wollen wir verlosen, ob sie mir die CDs unterschreiben könnten – ach ja, die zwanzig Tourplakate auch gleich mit. Kein Problem. Drummerin Katha Mia hilft mir dabei, die Plastikfolien von den Promotion-EPs abzumachen und dann unterschreibt die ganze Band. Sänger Martin fragt mich: „Wie heißt du eigentlich?“ Oh, hab ich das vergessen? „Doreen.“ Darauf er: „Hallo, ich bin Martin. Ich wünsche dir viel Spaß beim Konzert!“ Werde ich haben. Viel Zeit zum reden bleibt ohnehin nicht, denn unten im Club kündigt sich der Support Act des Abends an: [soon]. Bei dieser Band bin ich zwiegespalten. Anfang des Jahres habe ich sie bereits als Vorband von Saltatio Mortis erlebt und war weniger begeistert. Heute gebe ich ihnen eine neue Chance, mich zu beeindrucken. Das gelingt leider nur zum Teil. Zum einen ist der Sound von [soon] nicht wirklich originell. Die so viel beworbene Schnittmenge zwischen Rock und Metal, dem sich der Sound der Band verschrieben hat, lässt den Funken – mal wieder – nicht überspringen. Zum anderen tappen die vier Jungs – mal wieder – lichttechnisch im Dunkeln, so dass ich von der „grandiosen Liveshow“ nicht wirklich etwas mitbekomme. Die Gesten von Sänger Eric wirken arg einstudiert, da ist keine freie Bewegung. Das Hin und Her auf der Bühne gleicht einer unausgegorenen Choreographie. Soll das die Bühnenshow sein? Wenn der Sound anständig ist, braucht man das nicht, oder? Wenn man fühlt, was man singt, dann braucht man das nicht, oder? Einzig die Gitarrensoli von Lenny beeindrucken. Davon mehr, bei ihm merkt man auch, dass er es fühlt. Danke!
Die Umbaupause im Anschluss ist angenehm kurz. Die Zeit reicht gerade, um sich in aller Ruhe eine Cola zu holen. Dann geht das Licht aus. Nebel kommt auf und Unruhe macht sich im Publikum breit. Diese Sekunden bevor ein Konzert beginnt, diese spürbare Aufregung im Raum bevor die Band die Bühne betritt – allein das ist schon den Eintritt wert. Eine tiefe Stimme kündigt die Ankunft des Untergangs an, eine tiefe Stimme teilt allen mit, dass es Zeit ist für Mono Inc. Nacheinander betreten die Bandmitglieder die Bühne – Katha Mia nimmt ihren Platz hinter den Drums ein, Manuel Antoni schnallt sich seinen Bass um und Gitarrist Carl Fornia richtet links auf der Bühne ein. Die Beleuchtung ist spärlich, der Nebel gewaltig und durch ihn hindurch hört man die kraftvolle Stimme von Martin. Von der ersten Sekunde an haben Mono Inc. ihre Fans im Griff – oder ist es umgekehrt? Der „Monorock“ jedenfalls verfehlt seine Wirkung nicht. Und die Perfomance, die dieser Sänger bietet, sucht auch ihresgleichen. Trotz seines geschwächten Zustandes wirbelt er über die Bühne, „betet“ und flirtet. Sucht den Kontakt zu den Fans – und findet ihn. Als Martin beim Song „Just because i love you“ mehrfach in meine Richtung geht und mir in die Augen sieht, weiß ich, dass diese Band noch lange nicht am Ende ihres Weges angekommen ist. Die vier wissen, worauf es ankommt. Die vier haben Musik im Blut. Sie verstehen ihr Handwerk und machen daraus etwas Wunderbares. Live sind sie ein Brett, wie man so schön sagt. Der Club dampft, pulsiert und vibriert. Der Name „Mono Inc.“ ist wunderbar passend gewählt – die Monomanie, der Teilwahnsinn breitet sich aus in der schwarzen Szene und es scheint kein Gegenmittel zu geben. Glücklicherweise.
Ein Interview mit der Band folgt in Kürze, dann gibt es hier auch viermal die handsignierte EP „Comedown“ zu gewinnen und jede Menge Tourplakate von Mono Inc. – natürlich auch handsigniert.