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Kammerkonzert in Wohnzimmeratmosphäre

The Carnival of the Peculiar auf Tour

12.01.2017 [sh] Noch scheint es sich im Niedersächsischen nicht rumgesprochen zu haben. Ein Konzertabend mit der Kammer ist ein Erlebnis, welches man sich keines Falls entgehen lassen sollte. So war es doch erst einmal sehr ernüchternd, das Lux recht übersichtlich gefüllt vorzufinden. Die Kammer ist ein mittlerweile achtköpfiges Bandprojekt um den Sänger Marcus Testory und Gitarrist Matthias Ambré, welches seit Ende 2011 von sich reden macht. Diese Mischung aus Akustik-Rock, Folk und Liedermaching, deren Texte Melancholie und Morbidität verbreiten und mit eher ungewöhnlichen Instrumenten wie Tuba, Melodika oder Xylophon in Szene gesetzt werden, ergibt ein spannendes, abwechslungsreiches und fesselndes Gesamtkunstwerk.

Pauline Paris, die kleine zierliche Französin, leitete den Abend mit frischen, mitreißenden aber vor allem stimmgewaltigen Chansons ein. An ihrer Seite am Bass der charmante Rafael Leroy. In den französischsprachigen Songs ging es um erlebte Begegnungen und das zwischenmenschliche Miteinander, dessen Bedeutung sie vorab kurz und humorvoll dem nicht so sprachgewandten Zuhörer näher brachte. In charmanter Gesellschaft tauchte man ein in das Pariser Flair voll Leichtigkeit. Mehr und mehr ließen sich die Anwesenden einfangen, begeistern und so manch Besucher trieben die erotischen Geräuschinterpretationen der bezaubernden Pauline sogar die Schamesröte ins Gesicht. Ein wundervoller Auftakt, der Lust auf mehr macht.

Wer die Bühne im Lux kennt, weiß, dass es nun im Anschluss mit des Kammers Oktett sehr kuschelig zuging. Aber die Dame und die Herren bewiesen, das etwas nie zu klein sein kann, wenn man es mit gemeinsamer Spielfreude, dem Spaß an der Musik und der Liebe für das Tun füllt. Das Publikum war vom ersten Ton an mittendrin, tanzte, feierte und sang, nicht gerade den Ton haltend, aber dafür aus tiefstem Herzen, mit. Auch wenn die Texte eher Melancholie und einen Hauch von Morbidität verbreiten, herrschte eine zufriedene Ausgelassenheit und ansteckende Euphorie im kleinen Lux. Marcus sonore Stimme hüllte ein, gab Halt und war so unendlich beruhigend, auch wenn es beispielsweise bei „Sinister Sister“ doch textlich eher blutig zuging. Nicht nur das Zusammenspiel zwischen Matthias und Marcus war geprägt von Harmonie und Witz, auch dem Rest der Band war die Spielfreude und das herzliche Miteinander anzumerken.

Gemeinsam spielte man sich durch die bereits veröffentlichten drei Seasons, reiste in imaginäre Welten, genoß die kurzweiligen Anekdoten der Herren und vergaß für einen kleinen Moment die Zeit. Musik kennt keinerlei Grenzen, so bat man auch noch einmal die entzückende Pauline auf die Bühne und performte ein Duett jenseits aller Sprachbarrieren.

Auch wenn die Zugabe den wundervollen Konzertabend noch etwas hinauszögerte, so ging er doch trotzdem viel zu schnell zu Ende. Diejenigen, denen Die Kammer bisher entgangen ist, empfehle ich unbedingt reinzuhören, denn es ist wahrlich Musik für die Seele abseits des Mainstreams.

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