MPS und Rockspektakel
Von Pop über Dark Rock bis hin zum gelebten Mittelalter
07.09.2014 [sh] Hamburg ist eines der attraktivsten Tourismusziele Deutschlands. Die Hamburger Innenstadt, die Binnenalster, der Hafen mit den St. Pauli-Landungsbrücken, HafenCity mit der beeindruckenden Silhouette der Elbphilharmonie, St. Paulis sündige Meile die Reeperbahn oder auch das historische Wahrzeichen Michel sind Anziehungspunkte von Millionen Hansestadtbesucher. Auch kulturell hat die Elbmetropole einiges zu bieten. Ob großes Spektakel zum jährlichen Hafengeburtstag, das morgendliche Treiben auf dem Altonaer Fischmarkt oder weltbekannte Musicals. Am vergangenen Wochenende zogen gleich zwei Events die Besucher in ihren Bann. So waren wir zu Gast beim 27. Rockspektakel auf dem Rathausmarkt und begaben uns auf eine Zeitreise in den Öjendorfer Volkspark zum bisher größten MPS, dem Mittelalterlichen Phantasie Spectaculum.
Bereits seit April ist das größte reisende Mittelalter Kultur Festival der Welt, das “Mittelalterlich Phantasie Spectaculum®”, auf Tour. Am ersten Septemberwochenende verwandelten sich nun auch die weitläufigen Wiesenflächen des Öjendorfer Volksparks in ein riesiges Mittelalterlager. Ritter und Söldner, Fürsten und Knappen, Edelfrauen und Mägde sowie Handwerker, Händler, Narren und Gaukler entführten die Gäste in die Zeit des Mittelalters. Detailreich, phantasievoll und mit sehr viel Mühe wurden Gewandungen hergestellt und Lagerstätten aufgebaut. Zudem sorgte ein umfangreiches Rahmenprogramm, unter anderem mit Bands wie Vroudenspil, Versengold, Corvus Corax, Saltatio Mortis, Feuerschwanz oder Rapalje für musikalische Untermalung. Die Schotten Saor Patrol begeisterten mit ihrem dynamischen Sound aus traditioneller schottischer und irischer Musik. Mit ihrer charmant witzigen Darbietung erfreuten sie nicht nur die zahlreichen Fans und Besucher, sondern konnten auch Außenstehende mitreißen. Anderenorts sorgten spektakuläre Ritterkämpfe zu Pferd, mit Lanze oder Schwert für Aufsehen. Humorvolle Darbietungen aus dem Leben im 13. Jahrhundert sorgten ebenfalls für eine immer größer werdende Zuschauermenge. Wer aufmerksam über das Gelände schlenderte konnte zudem einem der vielen Walk-Acts über den Weg laufen. Vom Bettler, Bruder Rectus, verschiedenen Stelzenläufern bis hin zum wandelnden Tod. „Gebet Acht – düster kommt der Sensenmann und streckt die Hand nach den Lebenden aus“. Händler boten ihre Waren feil – Gewandung, Kampfgerät oder wärmende Felle. Man fand, was das Herz begehrte und der Geldbeutel hergab. Riesige Spielwiesen aus Heuballen und Bällen zogen die Kinder magisch an und so manch einer nutze die Feuerlagerstätten für ein kleines Schläfchen. Mit schwindender Sonne wurden dann auch die Feuershows eindrucksvoller. Was bereits am Tag atemberaubend aussieht, entwickelt bei Dunkelheit einen ganz neuen Charme. Mit schwindendem Licht ließ man gemeinsam den Tag Revue passieren und genoss den Abend mit einem Becher Met und den Heldengesängen der siegreichen Ritter.
Der Hamburger Rathausmarkt hingegen verwandelte sich für drei Tage in eine riesige Freilichtbühne für das kostenlose 27. Rockspektakel. Hier hieß es wie schon seit Urzeiten: „Das Bier bezahlen die Bands“. Das diesjährige Line Up las sich interessant und abwechslungsreich und reichte von Rock und Pop über Hip Hop bis hin zum dunklen Gothicrock. Mit Northern Lights startete man am frühen Freitagabend in das Konzertwochenende. La Confianza kombinierten Rap und Rock und brachten mit Ihrer entwaffnenden Offenheit die Anwesenden zum Feiern. Gefühlvoll klang der Abend mit dem charismatischen Daniel Wirtz aus. Seine Songs und vor allem seine unglaubliche Stimme waren ein Gänsehautgarant. Während der Samstag mit Bands wie Rakede, Sondaschule, Montreal oder I-Fire eher der Hip Hop und Rock den Rathausmarkt dominierten, beendete man Sonntag das Spektakel mit düsterem Gothicrock. Gemeinsam mit den Jungs von Unzucht beschwor man den „Engel der Vernichtung“. Wenn Lügen der Wahrheit die Luft nehmen, Fremde sich ein Urteil erlauben, bleibt ein „Kind von Traurigkeit“ zurück. Melancholisch blieb es auch mit der Frage: Was waren unsere Träume wert? und der Feststellung, dass nicht wir, sondern „Nur die Ewigkeit“ Zeit hat. Auch die Coverversion von Héroes Del Silencios Rock-Klassiker „Entre Dos Tierras“ gab es auf die Ohren. Schlussendlich durfte auch die „Kleine geile Nonne“ nicht fehlen und die Band wurde hierbei lautstark von den unzüchtigen Fans unterstützt. Für die derzeit angesagten Hamburger Dark Rocker Lord of the Lost war es an diesem Abend ein Heimspiel. Sie schossen ein regelrechtes Hitfeuerwerk in die Menge. Die Fans nahmen die Energie auf und feierten ihre Band und sich selbst und gaben somit diesem Event einen würdigen Abschluss.
Nachdem sich die Open Air und Festivalsaison dem Ende neigt, werden die Jungs um Lord Chris Harms wieder die Clubs füllen, denn ab dem 13.09.2014 beginnt der zweite Teil ihrer „Into The Fire“ Tour. Ein abwechslungsreiches und tolles Wochenende liegt hinter uns. Gern kommen wir wieder, wenn es im kommenden Jahr wieder heißt: Big, Bigger, MPS Hamburg, und der Rathausmarkt sich in eine Freilichtbühne verwandelt, auf der sich nationalen und internationalen Bands die Ehre geben.