Pet Shop Boys auf “Super” Tour
Die Helden der 80er begeistern auch heute noch die Massen
25.06.2017 [sr] Pet Shop Boys? Sind die nicht schon total alt? Machen die überhaupt noch was? Kann man sich die überhaupt noch anhören?
Um eines vorweg zu nehmen: Diese Frage hat sich wohl niemand der gut 2500 Besucher in Hannover gestellt. Schon vor Beginn des Konzertes wurde zur Wartemusik gefeiert und als um genau 20:05 Uhr die ersten Klänge des Intros ertönten, begann das Publikum eine ausgelassene Party von der ersten, bis hinauf zur letzten Reihe auf den Rängen. Die Helden der 80er Jahre wurden von ihrem Publikum begeistert empfangen und gefeiert. Der Großteil des durchschnittlich eher Ü-40er Publikums schienen auch schon lange Fans des britischen Elektro-Pop Duos zu sein.
Das Konzert begann mit dem instrumentalen Intro „Inner Sanctum“ vom aktuellen 2016er Album „Super“, welches mit dieser Tour vorgestellt werden sollte. Eine beeindruckende Lichtshow stimmte auf das Erlebnis ein. Während Laserstrahlen durch den Saal zuckten, erschienen auf der übergroßen Leinwand kaleidoskopische Farben und Muster. Zwei große weiße Scheiben, die links und rechts auf der Bühne standen, begannen sich langsam zu drehen. Dahinter kamen niemand anderes, als Neil Tennant (Gesang) und Chris Lowe (Keyboards) höchstselbst zum Vorschein. Beide trugen aus einzelnen Metallstücken bestehende Helme, und zumindest Tennant eine 3D-Brillen artige Sonnenbrille. Ein schräger, aber passender Anblick.
Nach dem Intro folgte mit „Opportunities“ zunächst ein Klassiker, auf den ohne Unterbrechung die 2016er Single „The Pop Kids“ folgte. Der Song ist eine passende Brücke zwischen den neuen und alten Titeln der Band, atmet er doch den Flair der 80er Jahre, dabei jedoch völlig modern klingend. Aber die Feststellung konnten wir generell machen: Obwohl das Set (siehe unten) eine gute Mischung aus Klassikern und neueren Songs war, klang das gesamte Konzert wie aus einem Guss. Die Livesounds wurden gegenüber den alten Abmischungen modernisiert und waren die gesamte Dauer des Konzertes über druckvoll und treibend, selbst bei den nunmehr 30 Jahre alten Hit, wie „West End Girls“. Der ein oder andere Titel (z.B. Love comes quickly) wurde sogar als „alter Song in einem neuen Gewand“ angekündigt und unterstrich einmal mehr, dass die Pet Shop Boys keine Band von gestern sind, die nur versuchen, in der Nostalgiewelle zu schwimmen.
Nach den ersten drei Nummern fiel die große Leinwand und der erste Eindruck, dass Tennant und Lowe ihr Konzert allein bestritten, wurde fortgewischt, als die restliche Band, bestehend aus Percussions, Keybord/Geige/Backing-Vocals und einem Elektro-Schlagzeug zum Vorschein kam.
Über die nächste gute Stunde hinweg wurde sowohl musikalisch, als auch optisch ein Feuerwerk geboten (erwähnte ich die bis auf die letzte Reihe hinauf feiernden und tanzenden Fans?). Dabei gab es kaum Ansagen oder Pausen – die einzelnen Titel wurden durch instrumentale Elektro-Tanznummern überbrückt, die einem Nichtkenner Schwierigkeiten gemacht hätten, die regulären Songübergänge zu erkennen. Das ist dabei überhaupt nicht negativ gemeint, den Licht und Musik haben den Zuschauer so sehr in ihren Bann gezogen, dass man nicht einmal gemerkt hat, wie Mr. Tennant von der Bühne gegangen war, um in einem neuen Outfit wiederzukommen. Zum Ende des regulären Konzertteils gab es natürlich die Hits „It’s a sin“ und „Go West“, die entsprechend begeistert mitgesungen wurden.
Lange ließen sich die Pet Shop Boys dann auch nicht bitten, um für eine Zugabe auf die Bühne zurückzukehren. Mit „Domino Dancing“ und schließlich „Always on my Mind“ wurde das Konzert abgerundet. Eine kurze Rückkehr zu den Klängen von „The Pop Kids“ machten dann dem Besucher klar, dass dies das Ende des Konzertes war.
Letztlich war das vielleicht auch der einzige Wehrmutstropfen an einem großartigen Abend. Mit ca. 105 Minuten inklusive Pause war das Konzert gefühlt zu kurz geraten. Bei dem optischen und akustischen Aufwand, der geboten wurde, kann man das zwar durchaus verstehen, aber irgendwie hätte man gern noch mehr von dieser begeisternden Show gesehen.
Pet Shop Boys? Sind die nicht schon viel zu alt? Die klare Antwort lautet: Nein! Tennants Stimme klingt noch wie in den ersten Songs und Lowes Sounds sind modern geworden und können auch mit heutigen Elektro-Pop Acts mithalten. Inspiration waren sie ohnehin für die meisten von denen.
Setlist Hannover – 25.06.2017:
Intro: Inner Sanctum
01. Opportunities (Let’s make lots of money)
02. The Pop Kids
03. In the night
04. Burn
05. Love is a boureois construct
06. New York City Boy
07. Se a vida é (That’s the way life is)
08. Love comes quickly
09. Love etc.
10. The dictator decides
11. Inside a dream
12. West End Girls
13. Home and dry
14. The Enigma
15. Vocal
16. The sodom and gomorrah show
17. It’s a sin
18. Left to my own devices
19. Go West
Zugabe
20. Domino Dancing
21. Always on my mind
22. Outtro (The Pop Kids)
Text: Swen Rodermund