Das Metaltriple begeistert Hannover
Heilige Messe in Hannover mit Powerwolf und Gästen
29.01.2017 [ds] Jeder Papst würde sich im Grabe umdrehen, wüsste er, was man an einem Sonntag in Hannover als heilige Messe feiert. Weder ein katholischer oder evangelischer Pastor bzw. Priester, noch ein Rabbi oder Muezzin schaffen es, dass die Leute vor einem zur Kirche umfunktionierten Capitol Schlange stehen. Powerwolf rufen zum Gebet, Halleluja!
Doch ehe die Besucher den Segen empfangen können, muss dem Publikum erst einmal eingeheizt werden. Priester Attila Dorn singt kein Gebet für eine schlafende, müde Menge. Deshalb begrüßt die noch recht junge Band Beyond the Black die Anwesenden mit einem musikalischen Querschnitt durch ihre bisherigen zwei Alben. Die Songs gehen ins Ohr gehen, das kann niemand abstreiten. Leider entern die Jungs um Frontfrau Jennifer Haben schon frühzeitig die Bühne, sodass sich der Saal erst nach und nach füllt. Angesichts des abendlichen Zeitplans ist dies allerdings erforderlich und schade für diejenigen, die nicht alle Songs genießen dürfen.
Weiter geht es mit Epica, wieder Female-Frontend und genretechnisch ein guter Anschluss an Beyond the Black. Von den Niederländern hatte man von allen bisherigen Tourstationen nur Gutes gehört. Egal ob in Frankfurt oder Prag, jeder war von Epica begeistert. Nach nur wenigen Minuten wusste dann auch jeder im Saal warum. So druckvollen und energiegeladenen Metal habe ich live lange nicht mehr gehört. Mit „Edge of the Blade“ geht es im Vergleich fast schon gemütlich zu. „Divide und Conquer“ fetzt gleich noch mehr und mit jedem weiteren Song wird es lauter, schneller, besser und umwerfender, ehe Epica mit „Unchain Utopia“ und „Beyond the Matrix“ dann den vorläufigen Höhepunkt des Abends erreichen.
Dann wird die Bühne geräumt. Während sich, aus organisatorischen Gründen, Beyond the Black mit dem Equipment von Epica auf der Bühne arrangieren mussten, richtet man alles für die einzig wahre Metalmesse her. Das Saallicht wird gedimmt. Nun stürmen die Hohepriester von Powerwolf einer nach dem anderen zum Intro „Lupus Daemons“ die Bühne und werden unter frenetischen Ovationen empfangen. Der lauteste Jubel brandet aber an diesem Abend für Attila auf, der anerkennend dem Publikum zunickt. So muss eine Messe beginnen, und nur so. Jünger die den Segen lauthals begrüßen, ohne von Weihrauch und Myrrhe, aber von Bier angeheitert in Ekstase verfallen. Man stelle sich einen Gottesdienst einmal vor, der so verläuft. Sowas gibt es doch sonst nur in Filmen mit Whoopi Goldberg oder eben hier im Capitol. Mit „Blessed and Possessed“ gibt es Gänsehaut auf den Armen und direkt den ersten Wahnsinns-Song auf die Ohren. Ob wir bereit wären, die einzig wahre Heavy Metal Messe zu feiern, will Attila wissen. Die Menge schreit! Das reicht dem Hohepriester nicht. Will Hannover wirklich die einzig wahre Heavy Metal Messe feiern, ruft er nochmals hundertfach verstärkt durch die Anlage ins Mikrofon. Die Stimmung eskaliert und wir bekommen „Army of the Night“ zu hören. So führen uns Powerwolf durch die Messe des heutigen Abends, immer weiter anpeitschend. Mit jedem Song wird die Menge immer wahnsinniger. Zur Halbzeit beginnt ein gefühlt nicht enden wollender Circlepit vor der Bühne, der nur kurz unterbrochen wird, um zwischenzeitig den heiligen Worten zu lauschen. „In the Name of God“ dürfen wir genießen und „Resurrection by Erection“. Im Capitol wird es immer wärmer und wärmer, obwohl es auf dieser Station nicht einmal Pyro gibt, was angesichts der Größe des Raumes echt beeindruckend ist. Ich war irgendwann schon überglücklich und erfüllt vom Segen der Messe, dass mir erst mit den Zugaben „Sanctified with Dynamite“ und „We drink your Blood“ bewusst wird, dass diese beiden wichtigsten Songs noch gar nicht gespielt wurden. Letztendlich werden die Fans im Capitol selig gesprochen, die Absolution erteilt und dieses unglaublich gute Konzert findet sein Ende.
Abschließend kann nur bestätigt werden, was schon viele andere Besucher dieser Tour sagten: Es war umwerfend. Es war großartig. Es war die einzig wahre Heavy Metal Messe! Danke Beyond the Black, danke Epica und vor allem: DANKE POWERWOLF!
Redakteur: Daniel Stahlmann