Ruhe ist für später
Rea Garvey mit der „Can’t Stand the Silence Encore“ Tour 2013 in der Thüringenhalle Erfurt
27.01.2013 [db] Es ist schön zu sehen, wenn Juroren von Castingshows selbst etwas auf dem Kasten haben. Wenn sie singen können. Wenn sie die oft verlangte Bühnenpräsenz selbst vorweisen können. Und wenn ihre Songs nicht aus den immer gleichen Melodiesequenzen bestehen. Rea Garvey hat das bereits mit seiner Band Reamonn eindrucksvoll bewiesen. Die Entscheidung auf Solopfaden zu wandeln, sollte ihm nicht zum Nachteil gereichen. Legendär sind inzwischen seine faszinierenden Gefühlsausbrüche während seiner Zeit als Juror bei der Castingshow „The Voice of Germany“. Dass der Mann eine unverwechselbare Stimme hat, ist hinlänglich bekannt. Dass ein Konzert von ihm ein perfekt getimtes Erlebnis ist, das wusste ich vorher nicht.
Kein Warten, keine langen Umbaupausen, keine Langeweile. Keine Ruhe. Stattdessen Musik nonstop. Ein wirklich fantastischer Supportact aus Irland, ein Gewinner und ein Mann, der weiß, wie man sein Publikum begeistert. Bei zwei Vorbands muss man sich im Allgemeinen auf einen langen Abend einstellen, was nicht immer etwas Gutes verheißen mag. Die Stimmung auf Konzerten kann mit zunehmenden Umbauzeiten auf der Bühne kippen. Laute Pfiffe, umherfliegende Becher und Besucher, die die Heimreise noch vor dem eigentlichen Star des Abends antreten – alles schon erlebt. Doch es kann auch anders ablaufen. Keine ruhige Minute, Entertainment aus allen Richtungen. Verschnaufen ist fürs Alter. Als nun Rea Garvey am 27.Januar 2013 in der Thüringenhalle in Erfurt auftrat, hatte er gleich zwei Asse im Ärmel. Zum einen eröffnete ein großartiger Ryan Sheridan den Abend. Zum anderen spielte sich „The Voice of Germany“-Gewinner Nick Howard in die Herzen der anwesenden Damen. Sheridan lieferte zudem eine der besten Interpretation des White Stripes-Klassikers „Seven Nation Army“ ab. Noch während Ryan Sheridan auf der Gitarre spielte, betrat Nick Howard die kleine Bühne vor der Ton- und Lichttechnik und löste ihn fast ohne Unterbrechung ab. Während das Gesangstalent mit Stimme und Gitarre begeisterte, wurde auf der Hauptbühne fleißig umgebaut, um kurze Zeit nach dem zweiten Auftritt des Abends die große Show beginnen zu lassen. Hinter einem durchsichtigen Vorhang leuchteten die mannshohen Buchstaben R, E und A auf und das Kreischen aus dem Publikum wurde nochmal einen Ticken lauter, als Mr. Garvey zum Vorschein kam und den Opener intonierte. Eines schafft der Ire immer wieder, auch ohne „unfuckingfassbar“ zu sagen – er strahlt eine unglaubliche Lebensfreude aus. Das überträgt sich auf seine Fans. Das überträgt sich auf seine Songs. Selbst wenn er gesundheitlich nicht den besten Tag erwischt haben sollte, so ist er doch Profi genug, um es das Publikum nicht spüren zu lassen und es einfach einen wunderbaren, farbenfrohen, klanggewaltigen Abend erleben zu lassen. Voller Überraschungen, die mit den bestens und sicherlich mit Bedacht ausgewählten Vorbands nicht aufhörten. „Can’t stand the silence“ – nothing more to say.