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Stoned From The Underground 2011

MMagnetMonster Magnet, Eyehategod, Church of Misery im Paradies für Stoner

10.07.2011 [db] Es war ein anderes Stoned From The Underground, aber es war eines. Das wohl größte Undergroundfestival seiner Art feierte die 11te Edition mit reichlich Stonerprominenz und reichlich Neuerungen. Eines aber blieb – das Publikum. Und es waren in diesem Jahr sogar mehr Stoner als zuvor. Das Caligula666-Team um Veranstalter Fred Bienert bemüht sich jedes Jahr, ein musikalisches Schippchen drauf zu legen. 2010 konnten sie mit Garcia Plays Kyuss eine echte Stonerlegende verpflichten und in diesem Jahr toppten sie das Line Up mit Monster Magnet – die aber nicht zu meinem persönlichen Festivalliebling dieses Stoned From The Underground wurden. Doch das ist eine andere Geschichte. Vor zwei Jahren haben wir das Stoned zum ersten Mal besucht und es war für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Es regnete durchweg. Alles stapelte sich im riesigen weißen Zelt und meine Ohren waren noch nicht auf Stonerrock eingestellt. Mein Fehler. Im vergangenen Jahr nun schienen die Rahmenbedingungen wesentlich besser zu sein. Kein Regen. Dafür sommerliche Hitze und der Baggersee neben dem Festivalgelände. Besucher in Badeschlappen, mit Sonnenbrille und Cowboyhut bewaffnet. Das war dann schon eher nach meinem Geschmack und brachte mich dem Stonerrock ein Stück weit näher. Dieses Jahr nun – und nach dem „Up in Smoke Vol. I“ Indoorkonzert von Caligula666 im Frühjahr – wusste ich, was auf mich zukommen würde. Als dann der Headliner bekannt gegeben wurde – Monster Magnet – stieg die Vorfreude ein klein wenig mehr an.

Stonerrock ist relaxed. Laid back und doch kraftvoll. Stonerrock kommt ohne Gesang aus und kann mit einem Sänger, einer Sängerin doch Einiges an Ausdruck dazugewinnen. Alles gesehen, gehört und erlebt an diesem wahnsinnigen Wochenende im Juli. Schon Donnerstagabend öffneten sich in diesem Jahr für die Fans die Tore zum Stonerparadies. Die Bühne war zum ersten Mal Open Air, das Zelt blieb dennoch bestehen – dort gab es Aftershow Partys und Merchandise Stände. Doch das Wetter schien am ersten Tag die Idee der Bühne unter freiem Himmel abstrafen zu wollen – denn ab Drive by Shooting regnete es stark. Die Fans ließen sich in Regenjacken und mit Schirmen vom Spaß nicht abhalten. Mit Karma to Burn als Headliner gelang es das Gelände am Eröffnungsabend – bei freiem Eintritt – richtig schön zu füllen und einen Vorgeschmack auf die beiden Haupttage zu geben.

Und am nächsten Tag hatten wir schönstes Wüstenwetter – ideal für die Klänge, die es ab dem späten Nachmittag zu hören gab. Ist ein Großteil der Stonerbands doch stark mit Psychedelic-Elementen gewürzt, so gibt es auch grandiose Ausnahmen. Cowboys & Aliens beispielsweise legten eine heftig-aggressive Show hin, die die sich vom übrigen – eher entspannten – Klanggewebe abhob. Auch Jex Thoth – man hasst oder man liebt sie – stellten sich als Exoten des Festivals heraus. Die Doomband aus San Francisco um Namensgeberin und Sängerin Jex Thoth hat sich voll und ganz der psychedelischen Ära der 1970er verschrieben, mit viel Show, vielen Gesten und starker Stimme. Da gehört die Show definitiv zum Sound und kann nicht ohne. Weiteres Highlight an diesem Tag waren Eyehategod, die seit mehr als 20 Jahren dem Sludge Gesicht und Klang verleihen. Schleppende, stonertypische Klänge werden hier von jeher mit Hardcore gepaart und ergeben eine herrliche Mischung. Genauso wie das Publikum. Was wäre das Stoned From The Underground ohne Rock’n Roll Otto und all die Verrückten, die mit spacigen Sonnenbrillen, Hüten und den unglaublichsten Tattoos einen herrlich bunten Teppich weben, der das Stoned von jeher ausmacht. Da macht es auch nichts, wenn man mal nicht weiß, welche Band gerade auf der Bühne steht. Hauptsache die Gitarren dominieren die Welt. Und das tun sie – für ein heißes, verschwitztes Wochenende am Alperstedter See, der dann zum Wallfahrtsort für die Anhänger des Stonerrock wird. Dieser kleine See unweit von Erfurt wird zum Epizentrum des Desert Rock. Der Blick vom Hügel hinab zum Gelände ist grandios und scheint endlos weit. Die Campingplätze umringen das Festivalgelände und lassen alles wie ein Neuzeit-Woodstock wirken. Das ist nur ein Grund, das Stoned From The Underground zu lieben. Auch wenn man vorher nie etwas in dieser Musikrichtung gehört haben sollte, danach wird man sich ein paar Alben zulegen – von My Sleeping Karma, Lonely Kamel, Sungrazer oder Church of Misery.

Church of Misery – mein Highlight am Samstag. Eigentlich hatte ich mich am finalen Festivaltag vor allem auf Monster Magnet und Lonely Kamel gefreut. Aber die Japaner haben mich derart weggeweht mit ihrem Sound und ihrer Show, da blieb wenig Platz für anderes. Die Band aus Tokyo hat sich dem Doom Metal verschrieben und behandelt von daher auch sehr blumige Themen wie Massenmorde und eben Serienmörder. Soweit so gut. Das eigentlich Atemberaubende an Church of Misery ist die Gewalt, die sie live on Stage entfalten. Da kommen diese kleinen japanischen Männer auf die Bühne und entfesseln die Hölle. Frontmann Yoshiaki Negishi ist ein Wirbelsturm. Er rennt auf der Bühne hin und her, springt auf die Boxen, hängt sich an das Bühnengerüst, stürzt und wandelt es in eine Rolle vorwärts ab. Ganz ehrlich: Monster Magnet wirkten dagegen sehr brav. Natürlich – sie sind die großen alten Männer des Stonerrock, sie begeistern, noch immer. Doch an die Energie von Church of Misery, die dann später im Backstage sehr leise und unauffällig waren, können die Amerikaner nicht toppen. Dennoch lieferten sie eine dem Festival würdige Show ab. Wobei ich mir dann doch den Dave Wyndorf aus „Heads Explode“ auf der Bühne wünschte und nicht die gemäßigtere und gesetztere aktuelle Version des Frontmanns. Und übergaben dann an die extremst skurrilen Vibravoid, die das Festival für 2011 zum Abschluss brachten. Es bereitet schon Wehmut, wenn man merkt, dass sich das Stoned From The Underground schon wieder seinem Ende neigt. Doch eines ist sicher – es wird auch eine Edition 2012 geben. Gott sei Dank.

By the way: Es gibt echt schon Verrückte, die dank des fetten Stoned From The Underground 2011 nach dem Vorverkauf für 2012 fragen.

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