Tarjas „Colours in the Road“-Tour 2013
Metal-Queen Tarja Turunen zu Gast in Hamburg
22.10.2013 [sh] Wer kennt sie nicht, die grandiose Powerstimme der Tarja Turunen, welche einst Nightwish so unverwechselbar machte. Damals rief die Kombination aus harten schnellen Gitarrenriffs und klassischem Leadgesang die Kritiker auf den Plan und konnte diese sowie das Publikum rasch überzeugen. Die Stilrichtung fand immer mehr Anhänger, inspirierte andere Metalbands und etablierte sich als Symphonic-Metal. Auch solistisch unterwegs, blieb Tarja diesem Stil treu. Bereits die Vorgängeralben „My Winterstorm“ und „What Lies Beneath“ erreichten den Gold- und Platinerfolgsstatus. Mit „Colours in the Dark“ brachte die finnische Sopranistin und Songwriterin nun ein weiteres Rockalbum auf den Markt und kann zum wiederholten Male mit ihrem gewaltigen Stimmenumfang punkten. Eindringlich, intensiv, emotional, mystisch, düster und doch so farbig schillernd.
Die Aussicht, diese Powerfrau endlich live erleben zu dürfen, führte mich am vergangenen Oktoberdienstag in die Hansestadt Hamburg. Obwohl im Rotlichtviertel und auf der „sündigsten Meile der Welt“ unterwegs, sorgte ein Gothic Outfit hier für sichtliche Irritationen und Verwirrung unter den Passanten. Quer über die Reeperbahn, die auch wochentags ein beliebtes Ausflugs- und Partyziel ist, steuerten wir das Docks an. Der Innenraum schon gut gefüllt, versuchten sich bei unserem Eintreffen bereits die Italiener Scala Mercalli im Anheizen der Hamburger, hatten damit leider nur mäßigen Erfolg. Die Hanseaten wollten Tarja und gaben sich nicht mit weniger zufrieden. Gegen 21.00 Uhr war es dann soweit. Bei den ersten Klängen des Intros „Deliverance“ hieß man Tarja Turunen und Band mit begeistertem Applaus willkommen. Das Bühnenbild ebenso farbenfroh gehalten, wie das Cover des neuen Albums. Die Anordnung der Musiker, erhöht und gut sichtbar, jeder für sich ein optischer Mittelpunkt. Nach ihrer Schwangerschaft wieder in Topform, präsentierte sich die Metal-Queen Tarja in einem schwarzen Spitzenoutfit. Energiegeladen, voller Spielfreude und mit gigantischem Stimmvolumen brillierte sie an diesem Abend. Auch Drummer Mike Terrana sorgte an seinem Schlagzeug nicht nur für ordentlichen Bums, sondern auch immer wieder für akrobatische Fingerspiele mit seinen Sticks. Der Funke sprang sofort über und entfachte ein wahres Feuerwerk im Publikum.
In ihrer nun folgenden rund 90minütigen Show brachte sie eine Auswahl an Hits ihrer drei Soloalben zu Gehör. So performte sie unter anderem das massentaugliche „500 Letter“, das engelsgleiche „I Walk Alone“ oder auch „Never Enough“. Mit der Ballade „Mystique Voyage“ zauberte sie den Anwesenden eine Gänsehaut auf den Leib. Gestenreich untermalte sie ihre Songs, flirtete mit dem Publikum. Ihr sirenenhafter Gesang, kombiniert mit orchestralen Rocksongs lud zum Träumen ein. Zudem schaffte die fantastische Lichtshow ein wundervolles Ambiente. Mit den Bolero-Rhythmen leitet sie nicht nur „Victim of Ritual“ sondern auch die Zugabe ein. Die Ausdruckskraft ihrer Stimme ist einfach gigantisch. Vom balladenhaften bis hin zum ungestümen, draufgängerischen. Ein Highlight die Metal-Diva live erleben zu dürfen.
Mit „I Wish I Had An Angel“ präsentierte sie zudem noch einen Hit aus ihrer Nightwish-Ära, bevor sie sich mit „Until my last Breath“ und dem Outro „Never Too Far“ an diesem Abend von ihren Fans verabschiedet. Diese dankten es ihr mit einem frenetischen Applaus. Ein grandioser Abend, eine beeindruckende Show, eine bemerkenswerte Frau mit einer Wahnsinnsstimme und natürlich eine fantastische Band. Was will man mehr an solch einem Abend.