Tattoo Convention Erfurt 2015

Bunte Bilder, surrende Nadeln und die neue Miss Tattoo Thüringen

09.05.2015 [sh] Ob Stammestattoo, religiöse Motive oder die Kennzeichnung Krimineller, die Geschichte der Tätowierungen zieht sich bereits durch viele Jahrtausende. Selbst 7.000 Jahre alte chilenische Mumien sowie die bekannte Gletscher-Mumie Ötzi wiesen Tätowierungen auf. In unseren westlichen Breiten stigmatisierten die bunten Bilder einst raubeinige Seemänner, verwegene Soldaten, breitschultrige Rocker oder Häftlinge. Letztere drücken mit der Motivauswahl nicht nur die Dauer der Haft sondern auch ihre Rangfolgen aus. Was einst verschrien und die Bürger bewegte, angstvoll die andere Straßenseite aufzusuchen, erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Mittlerweile finden Tattoos in allen Bevölkerungsgruppen und –schichten Anklang.

Sie sind alltagstauglich geworden, die Motive filigraner und die Techniken ausgefeilter. Die Körpermodifikation ist nicht nur eine persönliche Ausdrucksmöglichkeit, sondern stellt mit dem Streben nach Individualität zugleich eine Abgrenzung von der breiten Masse dar.

Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit. Ein lautes und stetiges Summen erfüllte die Thüringenhalle. Die siebte Tattoo Convention war im vollen Gange und zog tausende Besucher an. Nationale, wie auch internationale Tattookünstler reisten an, um ihr Können zu präsentieren. An Freiwilligen, die sich direkt vor Ort tätowieren lassen wollten, mangelte es nicht. Ob Schriftzüge, Drachen, Blumenranken oder der Wunsch nach einem Gesamtkunstwerk, alles war vertreten. Die persönliche Phantasie kennt keine Grenzen und wer noch Motivunentschlossen war, konnte Musterbücher wälzen und sich umfassend beraten lassen. Während die Tattoomaschinen im Saal heiß liefen und die Nadeln glühten, zog Le Sagaula Tatau mit seiner traditionellen polynesischen Tätowierkunst die Besucher in seinen Bann. Mit Hilfe eines an einem Stab angebrachten Tätowierkammes und dem rhythmischen Schlagen auf den Griff brachte er die Farbe unter die Haut. Für die weniger schmerzresistenten und noch unentschlossenen Besucher bestand die Möglichkeit ein kurzzeitiges Andenken in Form eines Airbrush-Tattoos mit nach Hause zu nehmen.

Des Weiteren sorgte ein umfang- und abwechslungsreiches Rahmenprogramm für Unterhaltung. So boten zahlreiche Szeneshops ihre Waren feil, die Damen konnten sich bei Hairlight frisurentechnisch aufpeppen lassen, für das leibliche Wohl ward gesorgt und für die Pflastermüden gab es eine Chill Out-Lounge zum Entspannen. Die Umweltorganisation Sea Shepherd warb um Achtsamkeit im Umgang mit der Natur, insbesondere dem Schutz der Meere und machten auf ihren Kampf gegen Walfang, Robbenjagd und die unverhältnismäßige Fischerei aufmerksam.

Auf die Ohren gab es musikalisch Cobra´s got a Bird, SPIT und Mandados del Cielo, die allesamt die Bühne rockten. Derzeit angesagte Szeneklamotten, unter anderem im Rockabilly-Style, wurden im Rahmen der Modenschau präsentiert und beim allabendlichen Tattoo Contest prämierte eine Jury die besten Arbeiten des Tages. Ein weiteres visuelles Highlight und Besuchermagnet war die Wahl zur Miss und Mister Tattoo Thüringen 2015. Hier punkteten Sarah Isabelle K. und Michael H. und konnten letztendlich den Titel und die Schärpe entgegennehmen. Beide werden Thüringen bei der kommenden Wahl zur Miss und Mister Tattoo Germany 2015 vertreten.

Gern folgen wir auch im kommenden Jahr dem Summen der Tätowiermaschinen, um Weiterentwicklungen der Techniken zu begutachten, Trends zu erleben und der Sucht nach Kunstwerken auf der Haut zu erliegen. Denn es ist wahr, Tattoos machen süchtig.

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