Von Geisterfahrern und Rabenfedern
Konzertreview: ASP live in Mainz
03.11.2012 [ja] Die Schlange windet sich zur Phönixhalle in Mainz, hin zum ASP-Konzert. Schwarz; doch wer dabei an Traurigkeit denkt, liegt gründlich daneben. Lachende Vorfreude trotz Novemberkälte, die manche beminirockte Dame zum Frieren bringt und manchen Herrn dazu, ihr das Frösteln von den Armen zu reiben.
Eröffnet wird der Abend von MANTUS, die als Vorband melancholische Texte in Gothic-Klänge hüllt. Chiara Amberia, seit April diesen Jahres Mitglied der 1997 gegründeten Band, überzeugt gesanglich. Insgesamt wagt man zu hoffen, dass der seit 2009 live auftretenden Band von Liedern wie „Kleiner Engel flügellos“ mit häufigeren Auftritten auch noch eigene Flügel wachsen. Nach der Umbaupause: Dunkelheit. Nebel erfüllt die Bühne. Er nimmt sie in Besitz und als er sein Publikum mit „Schön, wieder bei euch zu sein!“ begrüßt, jubelt es ihm entgegen. Pfiffe. Lichtgewitter. Elektronische Klänge. „GeistErfahrer“ – so der Titel der neuen Tour von ASP, der 1999 gegründeten Band aus Frankfurt. Ein Titel, der vielfältige Assoziationen weckt. Vielfältig ist auch das Konzert. Musikalisch und thematisch. Rockakkorde vibrieren durch die Menge, in orangerot getauchte Klänge locken Sehnsüchte und nicht wenige Texte regen zum Nachdenken an.
Aber egal, ob ASP, der Frontmann der Band, sich als DER Meister feiern lässt oder Gesellschaftskritik übt, sein wesentliches Kennzeichen bleibt, dass er mit dem Publikum unmittelbaren Kontakt aufnimmt. Seine Bühnenpräsenz beeindruckt und wenn er sich ans Publikum wendet, scheint er jeden Einzelnen zu meinen. “Weißt du, was du tust und was du bist?” lockt er als Schwarzer Schmetterling, stellt sich gegen das gesellschaftliche Ohnmachtsempfinden mit “Du bist die Stimme im Sturm” und träumt mit uns von Rabenfedern. Mit einem Hauch Ironie und ohne Verbissenheit. “Denn am Ende des Tages”, so sagt er, “bleibt immer noch die Hoffnung. Ganz egal, wie der Tag verlaufen ist, am Ende bleibt uns immer noch die Nacht”. Und die feiert sein Publikum mit ihm und der Band. Dafür kam sogar einer per Wochenendticket von Hamburg nach Mainz. Mir persönlich gefallen die älteren Lieder besser als die neuen, denen nach meinem Empfinden etwas die von ASP gewohnte Eindringlichkeit fehlt. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und dank seiner Bandbreite hat ASP am Ende des Abends fast alle dazu gebracht mit ihm zu singen: „Ich will brennen“. Nur ausbrennen sollte ASP sich nicht, denn das wäre ein Verlust.
Gastredaktion: Julia Adler
Für den 16. November ist die neue ASP Limited-Edition „GeistErfahrer“ angekündigt, deren Stückzahl auf 3999 Stück beschränkt ist. Besucher der gleichnamigen Tour können bereits einen Vorgeschmack erleben, sowie exklusiv auf den teils ausverkauften Konzerten das Album vorab erstehen. Mit anprangernden Texten, packender Musik und ASP´s unverwechselbaren Stimme verschafft man sich Gehör und übt Gesellschaftskritik. Auch der Support der Tour, Mantus, steht mit neuem Longplayer „Wölfe“ in den Startlöchern. Deren neuen Songs sind geprägt von einer tiefen Trauer, aggressiver Wut und elektronischer Dynamik. Lassen wir uns also entführen in eine dunkle Welt uns lauschen den Gesängen von Chiara Amberia.