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24. Wave-Gotik-Treffen

„Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider,…

25.05.2015 [sh]…schwarz, schwarz, schwarz ist alles was ich hab.“ Nein, ganz so monochrom wie die ersten Leipziger Familientreffen, geht es im 24. Jahr des WGT nicht mehr zu. Die Szene ist vielfältiger geworden und hat sich für allerlei Stilrichtungen geöffnet. Auch wenn das elegante Schwarz noch immer dominiert, mehren sich doch die Kontrastpunkte in der Masse. Waren es in den zurückliegenden Jahren noch die Cyber-Gothics, welche mit ihrem neonfarbigen Kopfschmuck und allerlei Neonlichtern blinkten, geht derzeit der Trend zu immer mehr Steampunk und gehörnten Fabelwesen. Liebevoll werden schon Monate vorher die Outfits kreiert, aufwändige Roben geschneidert und fantasievolle Masken und detailreicher Kopfschmuck hergestellt, um sich in Leipzig auf dem Catwalk der Szene zu präsentieren.

So lautet die Devise mehr denn je „Sehen und gesehen werden“. Jahr für Jahr zieht es Tausende Szeneanhänger und Fotografen in die sächsische Großstadt und auch die Leipziger selbst zeigen sich an den Besuchern interessiert, zücken gern den Fotoapparat und suchen vor allem auch das Gespräch. Vorbei sind die Zeiten, als „Normalbürger“ entsetzt die Straßenseite wechselten, wenn ein „Grufti“ daherkam.

In diesem Jahr machte es der Bahnstreik und die Baustellensituation rund um Leipzig schwierig das AGRA Gelände in einem angemessenen Zeitrahmen zu erreichen. Aber all dies waren nur kleine Stolpersteine, die jedoch niemanden abhielten, diese besonderen Pfingsttage im Kreise seiner Freunde zu verbringen und neue Bekanntschaften zu schließen. Fahrgemeinschaften und Fernbusangebote boomten und der Messeparkplatz schien voller als die Jahre zuvor.

Der Donnerstag war seit jeher der Tag des Ankommens, des Zusammenfindens langjähriger Freunde und des geselligen Beisammenseins. Ob Hotelschläfer oder Festivalcamper, die AGRA war und bleibt hoffentlich auch in Zukunft (trotz aller umherirrenden Gerüchte) erster Anlaufpunkt. Hier reihten sich die Stände mit allerlei Leckereien aneinander. Ob deftige Speisen, exotische Küche oder süße Leckerei, verhungern war hier eher nicht möglich. Aufpassen musste nur, wer anschließend in ein enges Korsett geschnürt werden wollte.

Viona’s Victorian Village, die Veranstalter des Viktorianischen Picknicks in seiner bisherigen Form, suchten sich dieses Jahr erstmals eine neue Location und fanden diese in der Arena am Panometer. Diese sollte die historische Atmosphäre wahren, da nur Besucher im geeigneten Dresscode und handverlesene Fotografen Einlass fanden. Nichtsdestotrotz zog traditionell auch der Clara-Zetkin-Park die Massen an, denn ein Picknick gab es trotzdem. Lediglich der Name änderte sich. Damen in weitausladenden Gewändern und adrett gekleidete Herren speisten an liebevoll hergerichteten Tafeln. Man lauschte der Musik, lustwandelte im Park und genoss das Treiben.

Geschäftiges Treiben ward auch im heidnischen Dorf am Torhaus Dölitz angesagt, dem Treffpunkt zahlreicher Mittelalterfans. Teilweise bildeten sich lange Schlangen, die um Einlass baten. Um dem Verlust eines Familienmitgliedes vorzubeugen, nimmt ein kleiner Steppke schon einmal den umtriebigen Papa an die Leine. Während von den Bühnen Minnegesänge und mittelalterliche Weisen erklangen, boten Händler ihre Waren feil. Ob filigraner Silberschmuck oder mittelalterliche Gewandung, lediglich die dafür nötigen Silbertaler mussten ausreichend vorhanden sein. So manch Handwerker gewährte Einblicke in seine Kunst und gab Kindern die Möglichkeit, ihre Geschicklichkeit zum Beispiel beim Töpfern oder Bogenschießen auszutesten. Ab und an ertönte aus Richtung Zuber ein lauter Ruf nach „Spannertalern“, wenn wieder einmal jemand ungefragt und heimlich die Badenden aufs Bild bannte. Bei ganz uneinsichtigen Exemplaren verlieh auch mal der Bader selbst der Forderung Nachdruck oder ein Nackedei selbst nahm die Verfolgung auf. Schade das manche ihre gute Erziehung vermissen ließen, wer möchte bitte sich selbst ungewollt auf fremden Pc’s oder im Internet wissen. Fragen kostet nix, Absagen sollten akzeptiert werden und für eine Zusage darf man sich auch bedanken.

Das musikalische Programm bot auch in diesem Jahr ausreichend Abwechslung. Szenegrößen wie auch weniger bekannte Künstler verschiedenster Genre spielten auf den verschiedenen Bühnen in ganz Leipzig. 220 Künstler an der Zahl, die zum Tanzen animierten, die Gehörgänge mit ihren Bässen vollpumpten und das Publikum zum headbangen brachten.

Auch die Klassik- und Kunstfans unter den Besuchern vergaß man nicht. So lud die Oper unter anderem zu Wagners „Siegfried“ und die Musikalische Komödie spielte „La Cage aux Folles (Ein Käfig voller Narren)“. Führungen über den Südfriedhof waren ebenso beliebt, wie der Vortrag über das Verwesen von Leichen von Deutschlands bekanntestem Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke. In vielen Fällen war pünktliches Erscheinen dringend notwendig, da der große Andrang das vorhandene Platzkontingent bei weitem überstieg. Die Fotoausstellung im AGRA Cafe fand auch viele Besucher. So stellte hier beispielsweise Annie Bertram ihre Reihe „Wahre Märchen“ zur Schau. In der großen Verkaufshalle konnte man seinem Konsumdrang nachgeben. Die Auswahl an Kleidung, Schuhen, Accessoires und Sonstigem befriedigte Wünsche, füllte Kleiderschränke und lies in gleichem Maße das finanzielle Polster schrumpfen.

Ein tolles Pfingstwochenende, ein fantastisches Festival und wie immer eine friedliche und tolerante Atmosphäre. Auch das Wetter meinte es gut und ließ die Outfits knapp und sexy ausfallen. Gern kommen wir im nächsten Jahr wieder, wenn sich zum 25. Mal die große Familie in Leipzig trifft.

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