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Zita Rock 2012

Zita Rock Festival 2012Durchnässt, eingeheizt und schaumgeduscht

15.06.2012 [sh] Die Zitadelle Spandau vor den Toren Berlins ist eine der bedeutendsten und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa. Für preußische Staatsgefangene diente sie einst als Gefängnis. Unter anderem die Geliebte des verstorbenen Kurfürsten, Anna Sydow oder auch Friedrich Ludwig Jahn, bekannt als „Turnvater Jahn“ saßen hier ein. Heute gilt sie als eines der wichtigsten Winterquartiere für Fledermäuse. Auf rund 300 m² kann man diese beobachten. Am vergangenen Wochenende erhielten die Fledertiere dunkle Gesellschaft, denn die Zitadelle Spandau öffnete wieder Tür und Tor für das 6. Zita Rock Festival. Auch in diesem Jahr traf hier das Who is Who der Gothic-, Mittelalter und Dark-Rock Szene aufeinander und gab sich das Mikro in die Hand. Zuerst als Eintagesfestival geplant, erfuhr das Line-up kurzfristig eine Verlängerung. Mit Lord of the Lost, Oomph! und dem Headliner Evanescence lud man bereits am Freitag in die bezaubernde Kulisse der Zitadelle ein. Ein umfangreiches Rahmenprogramm rundete das Open Air Spektakel ab. So stellten sich die Bands den Fragen der Fans und gaben fleißig Autogramme. Romantische Bootsrundfahrten um die Zitadelle und Fledermausführungen wurden angeboten. Die Konsumsüchtigen erhielten genügend Gelegenheiten ihren Kleiderschrank aufzupeppen, die Musiksammlung zu vervollständigen oder kleine Geschenke zu erwerben. Auch ein breites gastronomisches Angebot, welches für das leibliche Wohl der Anwesenden sorgte, stand zur Verfügung.

Bereits Freitag gegen 16.00 Uhr öffneten in Spandau die Pforten und gewährten den schwarzen Massen Einlass. Auf den bereitgestellten Bänken nahm man Platz um das Geschehen entspannt aus der Ferne zu erleben. Andere wiederum fanden sich in den ersten Reihen direkt vor der Bühne ein, um ihre Stars so hautnah wie möglich zu erleben. Lord of the Lost aus Hamburg eröffneten mit „Black Lolita“ den Reigen. Mit einer Mischung aus donnernden Rocksalven, ruhigen Songs und einem gewissen Sex-Appeal stimmten sie die Besucher mit ihrem ebenso kraftvollen wie eingängigen „pussy wetting Goth Rock“ auf das Wochenende ein. Die Braunschweiger Oomph! schlossen sich an. Im Matrosenoutfit gaben sie einen repräsentativen Querschnitt durch die 13-jährige Bandgeschichte bis hin zu ihrem aktuellen Album „Des Wahnsinns Fette Beute“. Energiegeladen performten sie Songs wie „Gott ist ein Popstar“ oder ihren Nummer 1 Hit „Augen auf“.

Langsam eroberte die Dämmerung den Zitadellenhof. Während der Tag dahinschwand, machten sich Evanescence (Grammy Preisträger für die beste Live-Performance) für Ihren Auftritt bereit. Bereits einige Male drehte sich das Besetzungskarussell: Die amerikanische Leadsängerin, Pianistin und Songschreiberin Amy Hartzler (geb. Amy Lee) ist die einzige Konstante der Band. Aber die hatte es in sich. Wirbelwind Amy Lee rockte, brachte die Fans zum Schwitzen und die Gemäuer der Zitadelle zum Beben. Ob rockig, impulsiv oder ruhig und melodisch, mit ihrer überwältigenden Stimme überzeugte Frontfrau Amy Lee nicht nur eingefleischte Fans. „My Immortal“ bildete an diesem Abend den krönenden Abschluss. Für die Nimmermüden gab es im Anschluss natürlich die Möglichkeit den neuen Morgen aktiv bei der Aftershowparty zu begrüßen.

Der Samstagmorgen weckte Erinnerungen an das vergangene Jahr. Es regnete wie aus Eimern. Die Hoffnung auf einen trockenen Festivaltag jedoch noch nicht aufgegeben, ging es am frühen Nachmittag wieder in Richtung Spandau. Die Berliner sind, anders als die Leipziger, noch nicht so an die schwarzen Massen gewöhnt. Hier wurde man immer noch skeptisch beäugt und so manches Outfit regte zu Stirnrunzeleien an. Je näher Spandau rückte, desto mehr Schwarzkittel füllten die Bahn und man fühlte sich zu Hause in der Gemeinschaft.

Gegen 14.00 Uhr, kaum die Zitadelle betreten, folgte das Déjà-vu. Der Himmel trübte sich, dunkle Wolken zogen auf und es fing an zu regnen. Sofort hielten die Verkaufsstände die modischen Regencapes vor, die reißenden Absatz fanden. Auch die Fotografenschar deckte sich mit selbigen ein und bewies zudem noch Erfindungsreichtum beim Schutz des Fotoequipments vor der Nässe.  Staubkind enterten pünktlich um 15.00 Uhr die Bühne und konnten im Laufe ihres Auftrittes den Regen in die Schranken weisen. Immer wieder den Himmel im Blick, checkten wir zwischendurch das Wetterradar. Mit etwas Glück blieben wir die kommenden Stunden zumindest von großen Regenmassen verschont. Melancholisch wurde es mit Zeraphine und ihren Songs wie „Die Wirklichkeit“ und “Ohne Dich”. Auch hier erwies sich das Publikum als textsicher und “unterstützte” Sven Friedrich beim Gesang. Mono Inc. betraten danach die Bühne und die wachsende Fangemeinde tobte. Sich als guter Entertainer herausstellend gab Frontman Martin Engler zu bedenken, dass es sich bei den hiesigen Wetterverhältnissen im Gegensatz zu den Hamburger Naturgewalten um Nieselregen handele. Mit „Gothic Queen“, “Voices of Doom” und „Temple of the Thorn“ gab es ein wahres Hitfeuerwerk auf die Ohren. Kathas packendes Trommelsolo durfte natürlich auch nicht fehlen. Mittelalterlich rockig ging es zu, als Saltatio Mortis den Wind säten und tosende Beifallsstürme ernteten. Auch im zwölften Jahr des Bandbestehens strotzten die Spielmänner um Alea und vor allem er selbst vor Energie. Mit atemberaubenden Sprüngen wirbelte er über die Bühne und demonstrierte seine Gelenkigkeit.

Getreu dem Motto „Nothing’s gonna make you stop“ waren die finnischen Altrocker The 69 Eyes nicht zum ersten Mal Gast in der Zitadelle und Hits wie „Lost Boys“ oder „Gothic Girl“ fanden in der Menge große Zustimmung. Gegen 21.00 Uhr versammelten sich noch einmal alle Anwesenden um den diesjährigen Headliner gebührend zu empfangen. ASP bezog das Publikum in die Show ein und es dankte mit hingebungsvoller Teilnahme. Nicht nur seine Songs heizten ein, sondern auch die ausgeklügelte Pyroshow. Damit nicht genug, ließ er es bei „Und Wir Tanzten“ auch noch Schaumschneien. Dass die Menge auch bei ASP textsicher ist, bewies sie bei Songs wie „Krabat“, „Eisige Wirklichkeit“ oder „Rücken an Rücken. Mit „Ich will brennen“ (einst veröffentlicht im Rahmen einer Kampagne zur Erhaltung des Rechts auf Privatkopie) und einem gewaltigen Donnerschlag verabschiedeten sich ASP von der Bühne und bescherten, wie bereits 2010, auch dem diesjährigen Zita Rock Festival einen würdigen Abschluss.

7.000 begeisterte Fans feierten in Berlin mit den Stars und genossen das einmalige Ambiente der Zitadelle Spandau. Laut Veranstalter wird es auch im kommenden Jahr ein Zita Rock geben. Samstag, der 15.Juni 2013 sollte also in den Terminkalendern bereits vermerkt werden.

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