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Zu Weihnachten: Letters & Signs

Northern Lite (13)Northern Lite im Stadtgarten Erfurt

25.12.2010 [db] Ein BMW versucht sich in die Fahrspur zu schlittern, während wir uns dem Stadtgarten nähern. Er driftet vom eigentlich Ziel – geradeaus zu fahren – immer mehr ab und immer weiter in den Schneeberg am Straßenrand hinein. Wir sind auf dem Weg zum Northern Lite-Konzert am ersten Weihnachtsfeiertag. Wir sind unterwegs zu einer Band, die wie keine andere von den Fans in der Heimat auf Händen getragen wird. Es ist ausverkauft. Und es ist Tradition. Das Konzert an den Feiertagen in Erfurt. Letztes Jahr noch gab es kein Zusatzkonzert, in diesem Jahr werden die Elektrorocker noch einmal spielen müssen, um allen Fans, die sie sehen wollen, gerecht zu werden. Nachdem wir der Eiseskälte und dem Schauspiel auf der Straße entflohen sind, langsam auftauen, schau ich mich im Publikum um. Man kann bei Northern Lite nicht von einer speziellen Zielgruppe sprechen. Nein, wirklich nicht. Hier mischen sich Jung und Alt, Clubber, Neopopper, Emos und Punker. Als das Licht zum ersten Mal an diesem Abend erlischt und der Spot über der Bühne angeht, rollt die auch erste Kreischwelle über den Stadtgarten.

Mit Transmitter haben Northern Lite eine Vorband im Programm – und beim hauseigenen Label unaMusic unter Vertrag – die sich gewaschen hat. Die Hannoveraner haben einen Sound, der stark an The Prodigy erinnert, aber dem die Härte ab und an fehlt – was nicht schlecht ist. Die Setlist von Transmitter ist für gewöhnlich durchweg tanzbar, so auch dieses Mal. Wohl aber etwas langsamer. Die Stücke vom neuen Album „Overloader“ kommen – wenn man das bei dieser Band überhaupt so sagen kann – gemächlicher rüber. Die Electronica Combo versteht ihr Handwerk und kann die Massen begeistern von Anfang an. Hier trifft zu, was man ab und an hört, wenn man sich mit den Besuchern auf Konzerten unterhält – da ist die Vorband schon den Eintritt wert. Und manch einer ist nur wegen Transmitter da. Von den Jungs wird man wohl noch einiges hören. Transmitter sind noch immer einer meiner favorisierten Liveacts 2010. Transmitter sind ein Support nach dem man definitv warm ist.

Ich muss jedoch an dieser Stelle echt mal eine Lanze brechen für all jene Konzertbesucher, die bei der Vorband nicht sofort abgehen wie ein Schnitzel. Klar: man kauft sich ein Ticket für ein Konzert, weil man eine bestimmte Band – im Idealfall alle Bands – sehen will. Aber oftmals ist die Vorband echt nur das Warm Up – die Zeit, um warm zu werden mit der Location, dem Abend. Das ist keine Beleidigung für Support Acts. Die Musiker wissen das. Manch einer braucht  da eine Weile, bis die Arme in die Luft gehen und die Hüften sich im Takt bewegen. Eine Gruppe infantiler und aggressiver Twens nutzt dem restlichen Publikum da gar nichts. “Komm wir machen Pogo, dann haben wir gleich mehr Platz hier.” Und schon hat man diverse Ellenbögen im Rücken. „Ich stehe nur hier. Ich hab nicht deinen Goldfisch getoastet!“, mag sich der ein oder andere da denken. Am Ende des Schauspiels stellen sich doch tatsächlich Jungs schützend vor ihre Freundinnen, damit diese nicht weiter hin- und hergeschubst werden. Nach der kurzen Umbaupause ist der Spuk zu Ende. Jetzt lassen sich auch die Besucher, die bei Transmitter noch sachte mitgewippt sind, nicht mehr lange bitten.

Run and Hide. Say my name. Dann erst lässt sich Andreas Kubat feiern. Darauf wartet man bei jedem Northern Lite-Konzert und man bekommt es. Kubat lächelt verschmitzt hinter den großen dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille und lässt die rund 1.500 Fans kreischen. Wirklich jeder Song wird bejubelt, sobald er an den ersten Takten erkannt wird. Jeder Song wird mitgesungen – ob lautstark oder eher leise mit geschlossenen Augen. Northern Lite sind live – nach wie vor – unschlagbar. Und es ist ein saugeiles Gefühl als Erfurter zu sehen, wie eine Erfurter Band die Massen rocken kann. Letters & Signs Part One und Part Two haben Northern Lites Status als Ausnahmeband dieser Region gefestigt. Diese Heimspiele sind Balsam für eine Musikerseele. Diese Heimspiele sind Balsam für die Fanseele. Tanzen, bis der Boden bricht und die eine Band feiern, die es geschafft hat, eine solche Menge Menschen durch den Schnee hin zum Stadtgarten zu treiben. Dann haben auch die zwanzig Leute ihren Spaß, die sich eben noch von einer Horde aggressiv hopsender Kinder schikanieren lassen mussten.

Wenn ich euch noch verraten würde, dass ich die Jungs täglich von meinem Fenster aus sehen kann, dann würdet ihr mir die Bude einrennen.

This is my home.

This where i come from.

This is where i wanna be.

“Es ist schön zu Hause.”

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