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Auf Zeitreise mit WISHBONE ASH und JIMMY BOWSKILL im HsD, Erfurt

Wishbone AshZerbrich den Knochen, wünsch dir was

29.01.2010 [db] Der Eingang zum ehemaligen Gewerkschaftshaus ist ein Zeittor! Wirklich. Als ich am Freitagabend durch die Türen ging, wurde ich um Jahrzehnte zurückversetzt. Herrlich psychedelische Plattencover am Merchandisestand, T-Shirts wie für ein Festival in den 1960/ 70ern gemacht. Zurückgeworfen in eine vollkommen andere musikalische Sphäre. Die Welt des Blues Rock, des Psychedelic Rock, die Welt von Wishbone Ash. Zerbrich den Knochen und wünsch dir was. Es gibt sie noch, die unermüdlichen Urgesteine. Es gibt sie noch: Bands, die Jahrzehnte überdauern und nicht an Biss verlieren. Bands, die wahrscheinlich ein Leben lang auf Tour sind. Bei ihnen denkt niemand an Rente, noch nicht. Später vielleicht. Die alljährliche Tour von Wishbone Ash im Januar/ Februar ist längst Tradition und steht bei ihren Fans fest im Terminkalender. Im Tourbus haben sie ein Talent der nächsten Generation mit an Bord: einen jungen Kanadier namens Jimmy Bowskill.

Ich habe gelesen, dass er ohne Umschweife loslegt, rockt, die Leute begeistert. Der Wundergitarrist des Blues wird er genannt. Wenn er spielt, fühlt man sich jedoch weniger wie in einer Bluesbar, vielmehr glaubt man Woodstock-Luft zu schnuppern. Dieser erst 19-jährige Kerl spielt Gitarre, als wäre er dafür geboren. Man wünscht sich – ich wünsche mir – eine Wiese im Sommer, eine Bühne und Jimmy Bowskill drauf. Perfekt. I want to take a ride. Wenn der Junge wirklich noch so jung ist, was kann der, wenn er einmal 30 wird? Am Ende seines Auftritts klingt alles wie eine Jamsession, die ewig so weiter gehen könnte. Dan Neill spielt sein Schlagzeug, als gäbe es keinen Morgen. Streichelt die Beats fast heraus, lässt es steppen, trommelt bis die Wände wackeln. Dann stimmt Basser Wayne Deadder in sein Solo ein und am Ende bringen sie das Stück gemeinsam mit Jimmy nach Hause. Ich bin ein Kind der 90er, aber als ich diese Band hörte, verspürte ich den Drang, gemeinsam mit ihnen in den 70ern aufgewachsen zu sein. Love, peace and a man with his guitar. Die lauten Rufe nach Zugabe wurden erhört. Play it again, Jimmy.

1969 schrieben vier junge Musiker alles auf zwei Blatt Papier, aus dem man einen Bandnamen machen könnte. Am Ende pickte Gründungsmitglied Martin Turner zwei Namen von jeder Liste: “Wishbone” und “Ash”. 40 Jahre später hat sich der Bandname über Generationen von Fans hinweg eingeprägt und steht für geschliffenen Hardrock, ein musikalisches Repertoire gewachsen in 40 Jahren im Tourbus, auf den Bühnen überall auf der Welt. Den Sound mögen nicht nur Menschen, die mit ihnen groß geworden sind. Im HsD finden sich auch viele junge Leute im Publikum. Ihr melodischer, gitarrenorientierter Rock, der von zwei unisono gespielten E-Gitarren dominiert wird, macht Laune. Zurück auf die Wiese im Sommer. Let’s rock! Alte Hasen in paisleygemusterten Hemden, die mit ihrem Twin-Lead Gitarrenstil noch immer etwas reißen. Ausgedehnte gitarrendominierte Passagen wechseln sich mit Folk-Melodien ab. Niemals müde, niemals wirklich leise. Die „40th Anniversary“ Tournee wird nicht die letzte gewesen sein.

Ich schaue mich auf Konzerten wahnsinnig gerne im Publikum um und beobachte die Reaktionen der Gäste, das Genießen, das Interagieren. Da gibt es die ruhigen, stillen Besucher, die ein gesamtes Konzert mit verschränkten Armen verbringen können, ohne mit der Wimper zu zucken. Man sieht Jungs, in Lederjacken, mit Shirts von Metalbands, die plötzlich Kreischfaktor haben und zum Softrocker werden. Da gibt es die Zappler, die ab dem ersten Song nicht stillhalten können. Die mal im, mal neben dem Takt tanzen. Es gibt jene, die verträumt die Augen schließen und sich der Melodie hingeben. Und es gibt jene, die sich bei einem bestimmten Song lächelnd ihrem Partner zuwenden und in diesem Moment exakt die gleiche Erinnerung teilen. Von dieser Sorte gab es bei Wishbone Ash eine Menge. Sie hatten ein Ticket zurück in ihre Jugendtage gelöst und genossen jeden Augenblick. Ah, so soll es sein. Ich freue mich auf den Sommer. Mehr davon, mehr Konzerte, noch mehr Festivals und einen Sack voller Träume und Erinnerungen.

Wishbone Ash besteht heute aus Andy Powell (Sänger, Gitarrist), Bob Skeat (Bassist), Muddy Manninen (Gitarrist) und Joe Crabtree (Schlagzeuger).

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