Undercover Psycho – Wayne Jackson on Tour
26.02.2010 [db] Es scheint die Bestimmung vieler Produzenten zu sein, irgendwann einmal selbst im Scheinwerferlicht vor einem Mikrofon zu stehen. Wayne Jackson zog es immer wieder genau dort hin. Das Gesicht hinter der Musik zeigen und die eigene Stimme hören lassen. Ein eigenes Album, um solo zu glänzen. Nicht nur im Hintergrund arbeiten für andere. Selbst die Liveenergie spüren. “Undercover Psycho” ist Jacksons zweites Soloalbum nach „The Long Goodbye“ (2008). Zuvor hat er in der Band „The Dostoyevskys“ gespielt und sich die Garderobe mit Noel Gallagher geteilt. Es verschlug den gebürtigen Briten irgendwann nach Deutschland, wo er als Produzent und Livemusiker unter anderem für Bela B arbeitete und arbeitet. Und hier ist er nun – on his own again. Er ist derzeit auf Tour durch die deutschen Clubs. Am Freitagabend trat er im Erfurter Studentenclub Uni-k.u.m. auf.
Der Abend begann gemächlich. Nach und nach trudelten die Gäste ein, voll sollte es nicht werden, aber ausreichend für ein angenehmes Spiel. Kurz nach 21 Uhr ging es für die Anwesenden los. “Ich bin eure Vorband heute Abend”, mit diesen Worten gingen die Spots an und Duncan Townsend ließ eingängigen Folkrock hören. Gekommen sei er nach Deutschland wegen der Liebe und geblieben wegen der Musik. Da schmilzt man als Frau doch hin. Townsend stand allein mit seiner Gitarre auf der Bühne. Das reichte vollkommen aus. Weibermusik würde manch einer sagen. Dabei sind es schöne, nur von seiner Stimme getragene Songs. Genau das Richtige in Clubatmosphäre. Er komponiert ruhige, unaufgeregte Melodien und verpackt darin Geschichten aus dem Leben. Es wäre zu wünschen von Duncan Townsend mehr zu hören.
Kurze Zeit nach dem Opening betrat eine vierköpfige Band unprätentiös die Bühne und legte ohne Umschweife los. Eine rauchige Stimme erklang, umrahmt von einem Gitarrensound, der in der Tat an U2 erinnert und den Rahmen der kleinen Clubbühne zu sprengen drohte. Mit seiner Liveband bringt Wayne Jackson einen unglaublich satten Klang rüber, der zu gefallen vermag. Warum wirkt der Mann so schüchtern auf den ersten Blick?
Ein Undercover Psycho, so der Titel seines aktuellen Albums, sieht allerdings anders aus. Im Grunde haben seine Songs ja doch eher minder mit Psychosen, als vielmehr mit Liebe, dem Licht und den Schatten darin, zu tun. Songs, die dank perfekten Arrangements und eingängigen Melodien, im Ohr haften bleiben. Halleluja. Er begrüßte sein Klavier dann auf dieselbe liebevolle Weise wie Duncan Townsend zuvor: “Hello piano”. Es sei das zwanzigste Mal, dass er in Erfurt spiele und es werde nicht besser. An seiner Musik kann es nicht liegen, vielmehr an der sparsamen Werbung, die er für sich selbst betreibt. Aber es sei schön, fährt er fort, dass die schönen Erfurter zu seinem Konzert gekommen seien. Charmant, charmant. Jackson spielt definitiv keine Musik für kleine Clubs, doch er erzeugt mit wenigen Worten Nähe und bringt sein Publikum zum Strahlen. Was zu Beginn des Konzertes zu wenig gesprochen wurde, holte Jackson alles nach. Er ließ keine Gelegenheit aus, jedes Bandmitglied für einen Lacher bloßzustellen. Sie spielten mit. Gut für ihn. Gut für den Gesamteindruck.