Frei.Wild in Sicht!
Die Tiroler Deutschrocker machten mit ihrer „Hart am Wind“-Tour 2010 Station in Erfurt
05.03.2010 [db] Frei.Wild ist ja bekanntlich zur Jagd freigegebenes Wild. Wenn es allerdings im Rudel mit Freunden wie 9mm ARR (Assi Rock’n Roll aus Hessen) und Junge Roemer (Wien, Österreich) auftaucht, ist Vorsicht geboten. Denn dann könnte der Spieß umgedreht werden und aus den Jägern werden Gejagte. Die Südtiroler Band um Sänger Philipp gibt sich betont frei und wild. Der Name soll für freies Denken und wilden Rock stehen. Der Sound, wie der Name des aktuellen Albums, dabei hart am Wind, nahe am Sound der Böhsen Onkelz – was neben ihrer rotzfrechen Attitüde wahrscheinlich einen Großteil ihrer Bekanntheit und Beliebtheit unter Deutschrockfans ausmacht. Sie gelten als Senkrechtstarter und sind gerade hierzulande unterwegs. Mit ihrer Tour machten sie am Freitagabend Station in der Thüringenhalle Erfurt. Vor der Halle stand bei Einlassbeginn eine lautstarke Meute, die mit Schlachtrufen und wildem Gesang Eintritt forderte. Teilweise in T-Shirts standen sie in klirrender Kälte und sangen sich warm. Das Gedränge am Eingang war dann dementsprechend groß.
Es gab zwar schon deutlich mehr Publikum hier, doch was an Masse fehlte wurde durch Stimmgewalt wieder ausgeglichen. Den Beginn machten die Jungen Roemer aus Wien. Sie begleiten Frei.Wild auf der gesamten Tour. In Erfurt feiert man die geilsten Parties, haben sie irgendwo gehört. Damit sollten sie richtig liegen. Darauf dann gleich der Song “Heute wird gefeiert”. Prost. Ein bisschen Wiener Schmäh zwischendurch und der Gig war im Kasten. Ordentlich laut und rockig. “Die Deutschen sind besser als die Wiener”, so das Fazit der Band nach ihrem Auftritt. Die Menge ging von Anfang an mit und das wusste die Band zu würdigen. Zeit für die zweite Band des Abend – Frei.Wild leisten sich den Luxus zwei Supportacts im Gepäck zu haben. Wie Freibeuter sahen die Jungs von 9mm nicht gerade aus. Zur Titelmusik aus “Fluch der Karibik” und mit reichlich Nebelschwaden auf der Bühne legten die Hessen los. Unbekannte sind sie hier nicht mehr, wenn man den lautstarken Empfang bedenkt. Aber “laut” war ohnehin das Motto des Abends. 9mm rockten was das die Boxen hergaben. Wer nicht gerade vor der Bühne stand und die Hände in die Luft riss, stolperte ein Stück weiter hinten über unzählige Plastikbecher. Pfand wäre definitiv eine Option gewesen. Das tat der Stimmung im Saal aber keinen Abbruch.
Beim Tourauftakt in Kiel waren 700 Leute anwesed, in Erfurt hatten sich 1.500 Fans versammelt. Für die Österreicher eine respektabler Zahl. Sie sind frei und wild. Sie sind Frei.Wild. Durch die Halle ging ein Kreischen wie auf einem Teeniekonzert. In dieser Hinsicht sind wohl alle Fans gleich. Schon während der Umbaupause tönten Sprechchöre durch die Thüringenhalle: “Wir wollen Frei.Wild sehen! Wir wollen Frei..Wild sehen!” Der Geräuschpegel stieg dann noch einmal enorm an, als die Band die Bühne betrat. Ein Heer aus emporgestreckten Händen, eine mittlere Wall of Death gleich zu Beginn. Zu Boden stürzende Girlies, umherfliegende Bierbecher. Frei.Wild-Fans wissen, wie man feiert. Textsicher. Springfreudig. Und mit Stimmbändern zum zerreißen gespannt. Die Erfurter lieferten der Band eine einmalige Party. Zwischendurch entfleuchte Sänger Philipp immer wieder ein überraschtes “Wahnsinn”. Es hat schon was, wenn Erfurter “Südtirol, wir tragen deine Fahne” mitsingen.