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Doro und die Black Star Riders zu Gast in Hannover

Die „Queen of Metal“ lässt das Capitol erzittern

02.12.2015 [np/sh] Den Anfang der sehr langen Doro–Nacht machen die Hardrocker von Archer. Sie reisen extra aus Santa Cruz Kalifornien an, um dem anspruchsvollen Hannoveraner Publikum ordentlich einzuheizen. Die drei langhaarigen Kerle sind hart, laut und ehrlich. Einfach Metal eben, ohne große Schnörkel, vollkommen gerade heraus.

Die Black Star Riders sind kein „Support“, sie sind ebenbürtig. Die ehemaligen Thin Lizzy Mitglieder entschlossen sich 2012 neue Songs aufzunehmen und gründeten die Band Black Star Riders. Aber auch das Repertoire der Thin Lizzy findet in verschiedenen Covern Anwendung. Die Amerikaner unterscheiden sich zum Support von Archer, sie sind mehr Rock’n’Roll und schon fast etwas Rockabilly. „Bloodshot“ und seine harten Gitarrenriffs zeigen deutlich, wohin die heutige Reise geht. Große Posen, in die Luft gereckte Gitarren oder Mikrofonständer gehören zur Show. Der stark tätowierte Sänger Ricky Warwick und die anderen deutlich älteren „Jungs“ rocken gewaltig. Nietenhose, dicke Gürtel und Jeansweste. Das Outfit scheint leicht aus der Vergangenheit zu stammen, die Songs hingegen sind nicht angestaubt. Wie viele Gitarren braucht eine Band, kann es genug geben? Nein! Selbst Sänger Ricky Warwick greift zwischendurch gern in die Saiten. Er animiert das Publikum zum mitklatschen und feiern. Die Ansagen sind meist deutsch „Hallo Hannover, wie geht’s?“. Den Doro Fans gefällt es und lassen sich von der Energie auf der Bühne anstecken. Bekannte Songs wie „The Boys are back in Town“ oder „Whiskey in the jar“ sind nur zwei Thin Lizzy Klassiker, die heut nicht fehlen dürfen. Also „Are you feeling fucking good?“

Dann ist es endlich soweit. Doro und ihre Mitstreiter entern die Bühne. Bereits mit dem Löschen des Lichts und den ersten Klängen des Intros fangen die Zuschauer an rhythmisch zu klatschen. Frenetischer Jubel und fliegende Haare ab der ersten Sekunde. Der Bühnenaufbau lässt viel Platz und die Musiker nutzen ihn aus. Übergroße Totenköpfe, das Konterfei der Metal-Queen als siegende Hexe auf dem Banner und das etwas erhöhte Schlagzeug mit Doppelbase prägen das Bühnenbild. Die Düsseldorferin ist der Star, nicht eine aufwändige Lightshow oder Videoistallation. Die Fans wollen Doro pur und bekommen sie. Auf und vor der Bühne wird geheadbangt als gäbe es kein Morgen. Wer jetzt nicht mit macht, ist selbst schuld. Während die Herren auf der Bühne mit offenen Westen und freiem Oberkörper die Damenwelt um den Verstand bringen, macht Doro in hochgeschnürten Stiefeln, enger Hose und blonder wehender Mähne eine gute Figur. Immer wieder reckt sie ihre Arme in die Höhe. Ihr „Hey Hannover, Hey Hey Hey“ wird sogleich vom Publikum aufgegriffen und weitergeführt. Die gut eingespielte Band sucht genau wie die Frontfrau direktes Feedback vom Publikum. Blicke werden ausgetauscht, ein Lächeln zurückgegeben und fordernde Handzeiger animieren die Fans immer wieder zum Mitmachen.

Zudem passiert heute Großes. Ein Filmteam begleitet die Band und die Kameraleute wuseln immer mal wieder auf der Bühne herum. Doro lässt das alles unbeeindruckt. „Ich freu mich riesig euch alle hier zu sehen“ ruft sie ehrlich aus. Sie spielt mit ihrer Band aus vollem Herzen, gibt von Beginn an Vollgas und führt weiter aus „wir haben jede Menge Zeug dabei.“ Stimmt, ein Blick auf die Setlist lässt einen langen Abend erwarten. Die dreißigjährige Schaffensphase ist sogleich Grundlage für ein breit aufgestelltes Repertoire, aus welchem die Band nun schöpfen kann. Die alte Warlockballade „Für immer“ darf ebensowenig fehlen wie die Hymnen „Revenge“ oder „All We Are“. Die Fans sind textsicher, bringen das Capitol mit ihrem lautstarken Backroundchor zum Beben und die Luft zum Flimmern. Heiß ist es auch auf der Bühne. Perlen auf nackter Männerhaut zur Rechten, schweißgetränkte Haare zur Linken.

„Lasst mich eure Stimmen hören – lasst mich eure Fäuste sehen – Raise your Fist in the Air!“
Doro hat nicht einfach nur Musik im Blut, sie fühlt Metal, liebt Metal, lebt Metal. Laut und krachend geht es mit „Burning the Witches“ weiter und das Publikum wird weiter angestachelt. Auf und vor der Bühne wird geheadbangt als gäbe es kein Morgen. Die Hände werden rhythmisch in die Höhe gerissen, ein Meer aus Pommesgabeln erfüllt den Saal und die Doro-Rufe hallen im Raum. Heute gibt es Old School Power von A – Z. Dennoch vermag Doro auch in ihren Balladen viel Gefühl zu transportieren. Balladen? Ja, aber immer mit viel Gitarrensounds und echtem Doro Feeling. Die Frontfrau ist dann auch groß genug, ihren Musikern den nötigen Platz einzuräumen. Beide Gitarristen stehen am Bühnenrand und geben ein ausgedehntes Zwischenspiel. „Habt ihr Lust auf mehr Old School Metal?“ fragt Doro auf Denglisch. Das Publikum grölt und feiert. Doro und ihre Band haben an diesem Abend definitiv nicht nur ihre Hardcore Fans überzeugt.

Gastredakteur: Norbert Pfeifer

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