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Schmetterlinge, Feuer, Farbe und Blut

Tattoo Con (36)Tattoo Convention Erfurt 2011

03.04.2011 [db] Spätestens auf dem Parkplatz vor der Thüringenhalle weiß man, dass Erfurt an diesem Wochenende den Farben, Nadeln und Motiven gehört. Die Tattoo Convention 2011 ruft und die Fans der Tatauierung folgen in Scharen. Vor der Halle steht bereits eine große Menge Besucher zwischen Bratwurst- und Getränkeständen. Allesamt reichlich verziert und ich wähne mich schon im Himmel. Seit Jahren befindet sich die Szene im Aufwind. Seit dem – heute verschrienen – Arschgeweih, ist die Nachfrage nach dem lebenslangen Körperschmuck gestiegen. Deutschlandweit würde sich heute jeder dritte Jugendliche tätowieren lassen wollen, in Thüringen sogar jeder Zweite. Dementsprechend groß ist der Andrang auf die Stände während der Convention.

Nationale und internationale Tätowierer haben sich in der Halle eingerichtet – über 70 Künstler zeigen ihr Können in Form von Präsentationsmappen und live. Das ist die eigentliche Faszination an solchen Messen – das Motiv entstehen sehen. Und das ist das eigentliche Problem für mich – ich finde keinen freien Tätowierer! Mein Vorhaben war, nicht ohne neues Tattoo nach Hause zu gehen. Doch das kann ich gleich abschreiben. Ich frage mich an den einzelnen Ständen durch – wer im Vorfeld keinen Termin mit den Künstlern ausgemacht hat, muss hoffen, einen Lücke im Zeitplan zu finden. Ich will ja nichts Großes, aber angesichts des Andrangs verschiebe ich mein Vorhaben auf später. Dann mache ich eben in Ruhe ein Date mit dem Tätowierer meines Vertrauens aus. Doch zurück zur Messe: Das Surren der Tätowiermaschinen liegt über allem. Konzentrierte Gesichter bei den Tätowierern und bisweilen entspannte, keineswegs schmerzverzerrte Gesichter, bei ihren Kunden. Vom kleinen Spontanmotiv bis hin zum lange bedachten und sorgsam ausgesuchten Bild ist alles dabei. Schnörkel und Blumen, Schmetterlinge und überspitze Comicfiguren sind Trend, ebenso wie traditionelle polynesische Motive. Sterne überall. Rockabilly Schick und Namenszüge. Der Fundus an Motiven scheint unerschöpflich zu sein. Die Farbenpracht auch. Ich kann mich gar nicht satt sehen.

„Neben“ dem Hacken findet auf der Convention noch mehr statt, viel mehr. Gerade am Rahmenprogramm sieht man, dass das Tätowieren eng verwoben ist mit der Musikszene. Rock’n Roll und Metal haben den Körperschmuck längst über den Status eines Stilmittels gehoben. Sie unterstreichen einen Lebensstil und drücken eine Haltung aus. Sind Statement und Schönheitsfleck in einem. Und derer gibt es viele in der Venue – die eine möchte ihren Hund verewigt haben, die Nächste den Schriftzug einer Fotoagentur, wobei darin schon wieder ein gehöriger Hauch amüsanter Wahnsinn liegt. Neben der kleinen Sehnsucht nach Schmerz, die der Wunsch nach einem Tattoo beinhaltet, ist es doch immer wieder das Sehen und Gesehen werden. Und so tragen alle stolz ihre Bilder zur Schau, tauschen sich aus und stellen sie dem Wettbewerb auf der Bühne. Wer hat das schönste kleine Tattoo, das schönste Tribal, das Schönste des Tages? Zwischendurch immer wieder Livebands wie die „Phantom Stars“, die dem gesamten Treiben die richtige musikalische Grundlage verleihen. Oder eine Feuershow, die nicht wirklich grotesk – wie angekündigt, sondern einfach nur schön ist.

Es dreht sich nicht allein um das Bild auf der Haut, die Tattoo Convention vermittelt ein ganzes Lebensgefühl. Angefangen beim gestochenen Motiv bis hin zum passenden Kopfschmuck. Die Location ist zu klein, das merke ich sehr schnell. Die Messehalle würde dem Spektakel besser zu Gesicht stehen. Wenn die 6.000 Besucher vom Vorjahr getoppt werden, dann sollte der Veranstalter „karo“ über einen Umzug nachdenken. Mehr Tätowierer! Ich will nächstes Jahr nicht ohne neues Tattoo gehen müssen. Die passenden Accessoires jedenfalls habe ich schon mal.

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