A Kiss from a Rose
Die Aida Night of the Proms in Erfurt
02.12.2011 [db] Es gibt Events, die muss man einmal erlebt haben. Die Night of the Proms, mit neuem Sponsor Aida, gehört hier definitiv dazu. Seit 13 Auflagen findet die Night of the Proms einmal jährlich in Erfurt statt. Und seit 16 Jahren verschmelzen auf dieser Konzertreihe Klassik und Pop zu einer unvergesslichen Melange. Stars wie Robin Gibb, Kim Wilde, Roxette, Cliff Richard, Pur, Mike & The Mechanics, Tears for Fears, OMD und “Mr. Music” John Miles machten die Night of the Proms zu unvergesslichen Erlebnissen. Nun reihte sich ein weiterer hochkarätiger Name in die lange Liste der Künstler ein, die der NOTP Farbe und Glanz verleihen: Seal. Und es sollte ein ganz besonderer Auftritt des Briten in der Messe Erfurt werden.
Die Messehalle war an diesem Abend restlos ausverkauft. Erfurt scheint immer die erste Station der Tour zu sein, die ausverkauft ist. Fast traditionell. Bevor der Gong erklang, herrschte ein buntes Gewusel im Foyer der Halle, was sich kurz vor 20Uhr in die Halle verlegte, wo die schnell Gäste ihre Plätze suchten. Es ist „ratsam“, bei der NOTP vor Beginn des Abends deinen Sitz gefunden zu haben. Was an Lichtshow und Bildern, Klängen und Tönen dann auf jeden Einzelnen hinab regnet, ist eine perfekt durch choreographierte Show der Superlative. Eine Show, bei der man vertrauten Melodien und Stimmen lauschen kann, aber auch neue Eindrücke sammelt. Künstler live erlebt, von denen man zuvor noch nie gehört hatte, die man danach aber schwerlich wieder vergessen kann. Das Orchester Il Novecento unter der Leitung von Robert Groslot verwöhnte die Ohren mit feinsten klassischen Klängen, dazwischen immer wieder poppige Farbtupfer wie von Stanfour in diesem Jahr, deren Hit „Wishing you well“ mit Streichern noch viel besser klingt. Die Div4s – einst von Andrea Bocelli entdeckt – wirkten wie das weibliche Gegenstück zu Adoro. Die Gesten der Diven waren perfekt einstudiert, beinahe jeder Song wurde mit einem neuen Bühnenkostüm geadelt und die Stimmen bezauberten ohnehin. Unglaublich faszinierend war auch Alison Moyet, die mit einer wahnsinnig charismatischen Bluesstimme „All cried out“ intonierte und jeden Besucher in ihren Bann zog – so tief, so warm, so abgründig. Chic, die in den 1970ern Hymnen wie „We are Family“, „Le Freak“ oder „Good Times“ schufen, brachten mit viel Charme und Beat die Halle zum Kochen.
Doch all das konnte nur vorbereiten, den Rahmen schaffen für einen Künstler, der die leisen und lauten Töne beherrscht. Der mit seiner samtenen Stimme Songs wie „Kiss from a Rose“, „Killer“, „Love’s Divine“ oder „Crazy“ zu Welthits gemacht hat. Seal hatte an diesem Tag den Erfurter Weihnachtsmarkt besucht und Original Thüringer Rostbratwürste probiert – deren Geschmack, so musste es sein, hatten wohl die Rennmaus in ihm ausgelöst. Denn nach seinem ersten Song „Kiss from a Rose“ hielt den Sänger nichts mehr auf der Bühne – und so nahm er drei Lieder lang ein ausgiebiges Bad in der Menge. Sprang von einem Sitzplatz zum nächsten, nahm Besucher in den Arm und tanzte mit ihnen, rannte durch die Gänge – immer verfolgt von Fans und Fotografen – und bedankte sich nach einer grandiosen Viertelstunde, schweißgebadet bei seinem Publikum. Der letzte Song des Abends – „We are Family“ – gesungen und getragen vom gesamten Ensemble der Night of the Proms, ließ die Besucher noch einmal von den Sitzen aufspringen, klatschen und tanzen. Und nachdem die Lichter auf der Bühne ausgingen, entschwanden Tausende mit einem Lächeln in die Nacht. Im kommenden Jahr wird die Night of the Proms zum Nikolaus in Erfurt sein. Dann werden Klassik und Pop wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis verschmelzen. Mit Seal war es das.