So schön anders zurück auf der Erfurter Bühne
Sänger, Songschreiber und Produzent Adel Tawil begeistert Thüringer Fans mit neuen und alten Songs in der Erfurter Messehalle
02.06.2018 [nm] „Lieder“ ruft ein kleines Mädchen so laut es kann an diesem Samstagabend von einer der gut gefüllten Tribünen der Erfurter Messehalle, als Adel Tawil eine gute halbe Stunde nach Konzertbeginn seine Fans fragt, was sie denn eigentlich am liebsten von ihm hören wollen. Der Sänger, der sein dunkles, lockiges Deckhaar zu einem lockeren Dutt gebunden hat nickt den Liedwunsch mit einem Lächeln im Gesicht ab. Prompt erklingen die ersten Töne seines Radiohits. Als die Fanmeute dann beim Refrain „Und ich singe diese Lieder. Tanz’ mit Tränen in den Augen. Bowie war für’n Tag mein Held und EMF kann es nich’ glauben. Und ich steh’ im lila Regen, ich will ein Feuerstarter sein. Whitney wird mich immer lieben und Michael lässt mich nich’ allein…“ mit einstimmt, da ist er wieder – einer dieser Ohrwürmer des Berliner Sängers, Songschreibers und Produzenten Adel Tawil. Als wäre er nie weg gewesen.
Immerhin vier Jahre ist es her, dass Adel Tawil das letzte Mal in Erfurt auf der Bühne stand. „Ich war lange nicht hier – ihr seid noch hübscher geworden“, ruft der Sänger mit dem Soul in der Stimme ins Publikum und erntet direkt die nächste Portion Applaus. Da ist sie wieder: Diese Leichtigkeit mit der der Sänger seine Fans mitreist. Lange war es still geworden um den Mann mit dem Soul in der Stimme, der einst als Mitglied von The Boyz Teenieherzen höher schlagen ließ und als Teil von Ich + Ich Charterfolge feierte. Die Scheidung von seiner Frau Jasmin Ende 2014 und ein Unfall Mitte 2016 bei einem Sprung in den Pool, bei dem sich der Sonnyboy schwere Verletzungen an der Halswirbelsäule zuzog, hemmten seine kreative Schaffenskraft. Erst nach und nach nahm Adel Tawil wieder Papier und Stift zur Hand um neue Songs zu schreiben. Anders. Leichter. Noch ehrlicher als je zuvor.
Mit seinem zweiten Soloalbum „So schön anders“, mit dem er gerade auch in Erfurt Tourhalt gemacht hat, verarbeitet Adel Tawil den Umbruch in seinem Leben. Beim Song „Entgegner“ singt er von Streit, der einer Beziehung erst die nötige Würze gibt – dazu ertönen die Klänge eines Computerspiels. Mit dem Titel „Ist da jemand“ fragt er gerade heraus: „Ist da jemand, der mit mir bis ans Ende geht?“ und in den Liedern “Eine Welt eine Heimat” und “Gott steh mir bei” setzt sich der Musiker mit seiner arabischen Herkunft und mit der aktuellen politischen Situation in Deutschland auseinander.
Adel Tawils tiefgründige Songs regen zum Nachdenken an, seine Stimme geht unter die Haut und die musikalische Begleitung lädt das Publikum an diesem Abend in Erfurt zum Mittanzen ein. Adel Tawil klingt „so schön anders“ – erwachsener, ehrlicher, reifer als noch vor ein paar Jahren.
Doch am Ende sind es doch seine alten – aber neu abgemischten – Songs wie „Wo die Liebe hinfällt“, den einst bei Ich & Ich noch Anette Humpe sang, die Ballade „Du erinnerst mich an Liebe“ oder eben der Titel „Lieder“, die seine Thüringer Fans zu den Smartphones und Feuerzeugen greifen lassen und die Erfurter Messehalle binnen Sekunden in ein Lichtermeer verwandeln. Als wollten sie sagen: „So schön anders – aber bleib wie du bist.“