Nachtblut´s Apostasie
Von Krankheit, Blut und feuchten Körpern
12.05.2018 [sh] Seit Ende 2005 machen Nachtblut mit überaus kritischen Texten, gewandet in eindringliche Dark-Metal Klänge auf sich aufmerksam. Während ihr Debütalbum „Das Erste Abendmahl“ Mitte 2007 noch in Eigenregie auf den Markt kam, folgte im vergangenen Jahr mit „Apostasie“ das 5. Studioalbum, mittlerweile durch Napalm Records aufgelegt. Über die Jahre baute man sich so eine kleine feine Fanbase auf und schaffte es auch auf so manch gut besuchtem Festival zu überzeugen. Im Rahmen Ihrer Apostasie Tour 2018 machten die Osnabrücker, um den charismatischen Fronter Askeroth, auch im Erfurter Club From Hell Halt und heizten den Thüringern mächtig ein.
Während nach einem hitzeerfüllten Tag gen Abend heftige Unwetter über die Thüringer Landeshauptstadt zogen, wurde das From Hell von Krankheit heimgesucht. Fans und Ansteckungswillige strömten zu Hauf in den Club und ließen sich von der dargebotenen Symbiose aus Klassik und Dark Industrial Metal der Österreicher anheizen. Denn weder die Schärfe der Songs, noch die Performance zeugten von Zurückhaltung, sodass der Temperaturpegel im Club sprunghaft anstieg und die Luft dünn und dünner wurde.
Düster und bedrohlich wurde es auch mit der anschließenden Performance durch Nachtblut. Noch dichter drängelte sich die vorwiegend junge Fan-Generation, um hautnah ihren Idolen gegenüber zu stehen. Texte wurden mitgesungen, im Takt beklatscht, getanzt, gepogt und gesprungen, sodass der Sauerstoffgehalt im Saal weiter schrumpfte und das Kondenswasser nicht nur von den Wänden ran, sondern auch die Protagonisten des Abends und die Fans in einen hitzig-feuchten Nebel hüllte. Erstere nahmen dies gern zum Anlass sich ihrer durchnässten Oberbekleidung zu entledigen und vor allem ihren weiblichen Fans vermehrte Hitzewallungen zu bescheren und Verzückungsseufzer zu entlocken.
Die Setlist beinhaltete, neben einem Großteil des aktuellen Albums „Apostasie“, auch eine gute Mischung der vorangegangenen Scheiben und begeisterte die Anwesenden durchweg. Die Texte mögen auf den ersten Blick bzw. beim ersten Hören hart und menschenfeindlich wirken, jedoch bei näherer Befassung sich als aussagekräftig erweisen. So werden u.a. politische, geschichtliche, wie auch religiöse Tabuthemen aufgegriffen und gesellschaftliche Missstände angeprangert, deren Thematiken einmal mehr zum Nachdenken anregen sollten.
Trotz der gewichtigen Semantik ging jedoch auch das Feierpotential von Band und Fans an diesem Abend keinesfalls unter. Textsicher und lautstark sangen die Fans mit, headbangten im Takt, tanzten und pogten, dass der Boden bebte. Während Skoll kräftig und mit Leidenschaft die Felle gerbte, Askeroth ins Mikro growle und sein Haupthaar kreisen ließ, griffen Greif und Ablaz beherzt in die Seiten. Letzterer ließ es sich zudem nicht nehmen, noch ein ausgedehntes Bad in der Menge zu nehmen und sich von seinen Fans auf Händen tragen zu lassen.
Die Stimmung am Kochen, die Luft zum Schneiden und das Hitzebarometer in schwindelnden Höhen, erreichte leider auch dieser Abend seinen Höhepunkt, dessen Ende mit kräftigem Applaus und lauten Zugabe-Rufen bedacht wurde. Die Zugabe folgte kurzerhand und diese sogar mit Unterstützung des Supporters Krankheit.