Das Rockharz Open Air feiert 20-jähriges Bestehen
Die Metalheads belagern die Teufelsmauer
13.07.2013 [sh] Einst sollen sich Gott und Teufel um den Besitz des Harzgebietes gestritten haben. Wenn es dem Teufel innerhalb einer Nacht und vor dem ersten Hahnenschrei gelänge, eine Grenzmauer um sein bevorzugtes Gebiet zu ziehen, sollte es ihm gehören. In gleicher Nacht zog eine Frau los, um auf dem Markt ihren Hahn zu verkaufen. Als sie über einen Stein stolperte, schreckte der Hahn auf und begann zu krähen. Der Teufel hörte das und wütend über die vergebliche Mühe zerschlug er sein Werk wieder. Übrig blieben nur noch vereinzelte Felsformationen, die daran erinnern. Teuflisch war es. Teuflisch bleibt es, denn seit nunmehr fünf Jahren belagern zehntausende Metalfans das Gelände zu Füßen der Teufelsmauer. Mit teuflisch guter Musik wurde in diesem Jahr das Jubiläum zelebriert. 20 Jahre Rockharz. Aber nicht nur das Festival selbst blickt auf eine langjährige Tradition zurück, auch die Headliner vom Donnerstag, Subway to Sally, konnten zwanzig Jahre Bandgeschichte feiern.
Nicht nur die Stonerfans im thüringischen Stotternheim haben mit Verkehrswidrigkeiten zu kämpfen, auch die rund 12.000 Metalheads des diesjährigen Rockharz Open Air müssen so manche Umleitung in Kauf nehmen um nach Ballenstedt zu gelangen. Als wir Donnerstagnachmittag eintreffen, liegt über dem Festivalgelände bereits eine dicke Staubwolke und auch der Zeltplatz ist schon von weitem erkennbar. Im letzten Jahr noch im Regen und Schlamm versunken, ist in diesen Tagen die Sonne dem Open Air wohlgesonnen. Die lockt auch leichtbekleidete Besucher an, ob dies nun immer gewollt war, bleibt mal dahingestellt. Die Hitze und der doch extreme Alkoholpegel vereinzelter Festivalbesucher treibt einige bereits in den frühen Stunden wieder in die Waagerechte zum Ausnüchtern. Andere nutzen die Zeit um mit Freunden zu feiern oder neue Leute kennenzulernen und vor allem bei lauten Metalklängen dem Tanzen, Headbangen und Crowdsurfen zu frönen. Letzteres für Fotografen und Security im Graben nicht immer ungefährlich. Einige bekannte Gesichter von der Bühne kann man anschließend auch im Publikum erspähen. Man versteckt sich nicht hinter dunkel bebrillten, anzugtragenden Sicherheitsleuten, sondern geht mit den Fans auf Tuchfühlung, debattiert und trinkt gemeinsam.
Musikalisch ist ein breit gefächertes Aufgebot verfügbar. Von Death Metal über ins Ohr gehenden Melodic Metal bis hin zum Gothic Rock ist so einiges vertreten. Reibeisenstimme Chris Laut von Ohrenfeindt performt „Motormädchen“, das allen taffen Mädels gewidmet ist, die selbst Hand an ihr Bike legen. Mono Inc. beschwören „Voices of Doom“, der Eisbrecher Alex ist „Verrückt“ und verteilt rote Rosen um einen „Exzess Express“ zu veranstalten. Die Pyroshow der Potsdamer Subway to Sally killt die Technik, so dass zumindest in den vorderen Reihen Stille herrscht und die Fans Herrn Fish mit lautstarken Gesängen unterstützen müssen. Die Niederländer DELAIN haben ihr aktuelles Album „We are the Others“ im Gepäck. VAN CANTO interpretieren große Hits im A-Capella Gewand. Dark at Dawn mit Sänger Thorsten Kohlrausch, gleichfalls auch Rockharz-Organisator, feiern ihre Reunion und bereiten sich zudem auf eine Tour mit W.A.S.P. vor. Spaß und Feierlaune bringen die Hannoveraner Funmetaler Grailknights in ihren Supermananzügen im Kampf gegen den Tod. Die meistgebuchte Band JBO, in ihren rosa Outfits ziehen ebenfalls die Blicke auf sich. Hier schafft es sogar ein rosa Schwein in den Fotograben, das zum unanständigen F**** auffordert. Gemeinsam feiern alle „Ein Fest“ und amüsieren sich köstlich mit „Bolle“. Auch bei Finntroll sorgt die Fotografenschar für Aufmerksamkeit, als die Liebesperlen- und Gummibärchenliebhaber eine Wall of Death zelebrieren. Drei Tage gemeinsam arbeiten, feiern und trinken hinterlässt halt doch Spuren. Samstagabend finden sich noch einmal alle Metalheads vor der Bühne ein, als sich viele bekannte Musiker der Metalszene bei der Metal Opera AVANTASIA die Ehre geben. Einen würdigen Abschluss liefern Finntroll und Fiddler’s Green.
Leider überschattet auch ein tragischer Vorfall das Festival. Aufgrund von Unvernunft, Dummheit und übermäßigem Alkoholkonsum Einzelner kam eine unbeteiligte Dritte zu Schaden und musste mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. An dieser Stelle auch von uns „Gute Besserung“.
So wünschen und freuen wir uns auf eine teuflisch gute und vor allem unfallfreie 21. Auflage des Rockharz Open Air im kommenden Jahr. Children of Bodom, Soilwork und Arch Enemy konnten bereits verpflichtet werden.