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Den schwarzen Gürtel erlangt

Sophie Hunger zeigt sich atemberaubend angriffslustig in Jena

15.08.2013 [sw] Es war eine andere Sophie Hunger als vor vier Jahren, die da gestern auf der Bühne der Kulturarena Jena stand. Schlummerte damals eine Wut und Traurigkeit unter einer dicken Schicht aus Schüchternheit, zeigt sich die neue Hunger zwar immer noch zornig, aber mit ausgeprägter fröhlich-anpackender Note. Sie hat sich scheints in dieser Zeit nach hartem Training durchgeboxt, obwohl man damals schon keine Gegner sah. Und jetzt? Jetzt hat sie außerdem ‘nen Neuen.

Sie hat sich ausgetauscht. Ihren Sound. Und die Mannschaft. Ganz besonders der Wikinger an der Posaune prägt Hinweise, wo’s ab jetzt langgeht: Ein glatzköpfiger Schwedenhüne mit Holzhackervollbart und Psychohornbrille, komplett in Orange und mit ordentlich atü auf den Lungen. Die Hunger hat ihre alten Songs mit Hilfe druck- und eindrucksvoller Musiker zerhackt und neu in Form gegossen; schwitzig hämmernd und weitab der sensiblen Darbietungen der alten Begleitung. Das heißt nicht, dass es früher schlechter war, aber die Schweizerin kann ihre neue Entschlossenheit wohl am besten mit diesem Ensemble übersetzen.

Und ihre Sprache ist wilde Musizierlust. Was Alexis Anérilles, Sara Oswald, Alberto Malo, Simon Gerber und Mattis Cederberg auf Bass und Trompete, Piano und Flügelhorn, Minimoog-Synthesizer und Cello in den Abend werfen, ist erhebend und starke Basis gleichermaßen. Und Sophie Hunger schreit und wispert sich dazu mit heiserem Sirenengesang durch ein deutlich phonstärkeres Programm. Soli und Improvisationen wagen sich an Grenzen der Kräfte, und die Dreißigjährige feuert ihre Begleitmusiker begeistert weiter an. Zart sieht sie noch immer aus in ihrem Schwarzen Kleid, aber nicht zärtlich. Sophie Hunger schüchtert heute ein. Sie hat nun den Schwarzen Gürtel.

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