Schandmaul: „Unendlich“ in Hannover
Von bunten Narren, bedeutenden letzten Worten und kleinen Schandmäulern
15.03.2014 [sh] Auf 15 Jahre erfolgreiche Bandgeschichte blickten Schandmaul im vergangenen Jahr zurück und feierten dies mit vielen Freunden und tausenden Fans bei einem Doppel-Open-Air am Kölner Tanzgarten. Nach dem Wechsel zum Plattenlabel Universal, folgte im Januar das achte Studioalbum „Unendlich“. Dieses erklomm sogleich einen sensationellen 2. Platz in den Media Control Charts und erhielt zudem eine Nominierung für den deutschen Musikpreis ECHO. Frischer, fröhlicher und bunter als je zuvor, so bezeichnen die sechs Schandmäuler selbst ihr neues Album und fürwahr, damit liegen sie alles andere als falsch. Ob energiegeladene Rocknummern, melancholische Balladen oder politische Statements, eine frische Brise paart sich mit dem unverwechselbaren Schandmaulsound, der sich nicht nur im Ohr festsetzt, sondern auch in die Beine geht. Dies konnte man auch am vergangenen Samstag feststellen, als ca. 2.500 begeisterte Schandmaul Fans dem Ruf nach Unendlichkeit folgten.
Um den Abend zünftig einzuleiten, holte man sich für die Hannoveraner Zwischenstation die Irish Speedfolker Fiddler´s Green als Support an Bord. Mit im Gepäck die aktuelle CD „Winners & Boozers“. Während die sechs Erlanger bei völliger Dunkelheit und nur mit Taschenlampen bewaffnet aus dem Nebel traten, jubelte bereits die versammelte Meute vor der Bühne. Was dann folgte war gute handgemachte Folk-Musik, gemischt mit einem Schuss Punk und einer gehörigen Portion Rock. Die Energie der Fiddlerś schwappte auf das Publikum über. Aktuelle Songs wie „A Bottle A Day“, „Rise Your Arms“ oder „The More The Merrier“ wurden lautstart mitgesungen, aber auch Hits wie „Yindy“ und „Folks Not Dead“ durften nicht fehlen. Letzterer beendete das abendliche Set und hinterließ eine aufgeheizte Fanmeute, die nun ihrerseits den Auftritt der Schandmäuler kaum noch erwarten konnte.
Kurz nach 21.00 Uhr enterten Thomas, Stefan, Birgit, Martin und Matthias mit dem Opener „In Deinem Namen“ die Bühne. Frontmann Thomas lüftete wenig später das Geheimnis um die blonde „Maid“ an der Geige. Nachdem Anna Kränzlein pünktlich in der Narrenzeit ihr zweites Schandmäulchen, Söhnchen Luis Adrian zur Welt brachte, übernahm Fiddler’s Green Mitglied Tobias Heindl die Schwangerschaftsvertretung und überzeugte nun in den Schandmaulreihen an der Geige. Es folgten aktuelle Songs wie „Tippelbruder“, „ Little Miss Midleton“ oder „Trafalgar“ bis hin zu Klassikern wie „Walpurgisnacht“, „Teufelsweib“ oder „Dein Anblick“. Aber Thomas hat auch noch eine Truhe mit den „ganz ollen Kamellen, welche beim Ausmisten des Proberaumes zu Tage gefördert wurden” im Gepäck. So konnte man der Geschichte über die Ausschweifungen der schönen aber doch unzüchtigen Königin und ihres treuen Kurieres lauschen. Desweiteren musste ein Ritter feststellen, dass „Das Tuch“ der Liebsten auch kein wahrer Treuepfand ist. Die Fans erwiesen sich durch alle Schandmaulepochen textsicher. Die unbändige Spielfreude der Band war deutlich zu spüren und steckte das Publikum an. Es wurde mitgesungen, geklatscht und vor allem getanzt. Ein Stillsitzen ist bei diesen Rhythmen einfach nicht möglich.
Ein eindeutiges und unmissverständliches Statement gegen Rechts setzte man mit „Bunt und nicht braun“. Auch die Unterstützung des Wasserprojektes „Viva con Aqua“ wurde thematisiert. Mit der aktuellen Singleauskopplung „Euch zum Geleit“ wurde es ergreifend melancholisch. Die Halle verwandelte sich kurzerhand in ein riesiges Feuerzeuglichtermeer. So manche Träne rollte, Gänsehaut überzog den Körper und die Gedanken waren bei all jenen, die einen festen Platz in den Herzen der Anwesenden haben, jedoch nicht mehr unter uns weilen. Der Verlust, die Trauer, der Tod, aber auch der Rückblick auf das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, die es so einzigartig lebenswert gemacht haben. „Vergießt keine Tränen, erinnert euch heiter, an unsre gemeinsame Zeit. In euren Herzen lebe ich weiter…“. Tiefe Liebe, Treue und den gemeinsamen Lebensweg beschreibt die Liebesballade „Willst Du?“, die letztendlich auch den zweiten Zugabenblock beschloss. Gut zwei Stunden entführten uns Schandmaul in ihre Welt um uns die Unendlichkeit nahe zu bringen und die Fans dankten es mit frenetischem Applaus. Ein Konzerterlebnis, welches emotionaler nicht sein kann.