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Ausgelassene Stimmung beim 39. Open Flair

Gute Musik und ausgelassene Stimmung in Eschwege
20.08.2023 [al] Jedes Jahr wieder freue ich mich auf das zweite Augustwochenende, denn das bedeutet: Kamera schnappen, Tasche packen und auf nach Eschwege zum Open Flair. Zwei Tage vor Beginn konnte das Festival dann noch “ausverkauft” melden. Für eine knappe Woche verwandelt sich die hessische Kleinstadt wieder in ein Festival mit bekannten und unbekannten Bands, lauten und leisen Tönen, Walkacts und vielem mehr. Nicht zu vergessen all die vielen Menschen, die Jahr für Jahr dafür sorgen, dass dieses Festival so ist, wie es eben ist: ein zu Hause. Für so viele Besucher, für uns Fotografen und die Crew.

Mittwoch

Die erste Band des Tages ist Phileas In The Fog aus Hamburg. Mit Ihrem Auftritt markieren die vier Musiker den Auftakt des 39. Open Flair auf der Seebühne, welcher sogleich auch einer ihrer ersten Festivalauftritte überhaupt ist. Die Band, die sich musikalisch irgendwo zwischen Punk und Metal einordnet, gibt es nämlich noch gar nicht lange. Auf die Bühne hat sich direkt eine neue Open Flair-”Prominenz” geschmuggelt: Faultier Berti, ein fast lebensgroßes Plüschtier. Den sollte das Publikum noch öfter zu sehen bekommen im Laufe der nächsten Tage.

Wenn Piratenmusik aus dem karibischen Osnabrück über das Gelände zieht, dann sind Mr. Hurley & die Pulveraffen nicht weit. In ihren Kostümen zeigen die vier Piraten aus Tortuga, wo der Säbel hängt. Die Niedersachsen sind immer ein Garant für ausgelassene Stimmung. Das Publikum zeigt sich textsicher. Das neue Album “Leuchtturm” erscheint am 01. September 2023, auf gleichnamige Tour geht es dann ab Ende September. Arrrrrrr.

Le Fly geben sich selbst den Untertitel “Tanzmusik aus St. Pauli” und das trifft den Nagel ziemlich genau auf den Kopf. Das Publikum ist – sieben Jahre nach ihrem letzten Auftritt beim Open Flair – bestens gelaunt: zwischen Pogo, Polonaise oder gemeinsamer Choreografie zu “Samba de Janeiro” bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Auch in diesem Jahr ist die Organisation “Viva Con Aqua” wieder vertreten: Becherpfand für Trinkwasser. Um die Fans bestmöglich zum Spenden ihrer Trinkbecher zu animieren, bewegt sich Sänger Illig kurzerhand mit dem Schlauchboot übers Publikum: einmal zum Technikturm und zurück. Becher fliegen ins Boot.

Open Flair 2023Deine Cousine sollte dem Eschweger Publikum bestens bekannt sein, denn erst beim letzten Open Flair spielte die Powerfrau auf der Freibühne am Werdchen. Dieses Jahr hat sie ihr zweites Album “ich bleib nicht hier” frisch im Gepäck. Gemeinsam mit ihren Musikern bringt die Hamburgerin, die seit Jahren fester Bestandteil von Udo Lindenbergs Panikorchester ist, ihre Fans in Bewegung. Auch hier zieht sich wieder die ein oder andere Polonaise durchs Publikum, es gibt Circle- und Moshpits. Die Stimmung ist aufgeheizt. Im Laufe des Konzertes kommt die Sängerin auch zu ihren Fans, eine Viva Con Aqua-Tonne dabei und auch sie sammelt Becher. Ein Akt, der sich im Laufe des Festivals noch viele Male wiederholen wird.
Drei Meter Feldweg klingt nach einem Bandnamen, der erstmal ein ziemliches Chaos vermuten lässt. Die 5 Musiker aus der Lüneburger Heide sagen mittlerweile nach 4 Alben über sich selbst: “Vom schrammeligen Dorfpunk unserer Anfangsjahre ist bis auf den Namen nichts mehr übrig”. Punkrock mit eingängigen Melodien sorgt immer für ein tanzendes Publikum und so macht die Band mit ihrer Musik und ihrem Auftritt auf der Seebühne alles richtig.

Die Sportfreunde Stiller sind der Headliner des ersten Tages. Tausende Fans folgen dem Ruf der Münchner. Eine große Show ist nicht notwendig. Die Band kann mittlerweile auf 27 Jahre mit unzähligen Hits zurückblicken, wovon sie auch viele zum Besten geben. Nach einer längeren Pause haben sie im vergangenen Jahr überraschend eine neue Single und später ein Album herausgebracht (“Jeder nur ein X”). So spielen sie nun auch wieder live und werden dabei auch u.a. von Mario Radetzki, dem ein oder anderen als Frontmann der “Blackout Problems” bekannt, unterstützt. Kurzzeitig ist das Gelände der Seebühne so voll, dass der weitere Zutritt gesperrt werden muss.

Donnerstag

Timur Bartels ist bisher eher bekannt als Schauspieler, möchte aber nun auch seiner zweiten Leidenschaft, der Musik, nachgehen. Bei dem Newcomer will die Stimmung noch nicht so richtig aufkommen und man merkt, dass er noch nicht so lange auf der Bühne steht. Da helfen auch Feuer, Rauch und Konfetti nur bedingt. Für die beiden Songs “Bad Bitch” und “Liebe ist” holt er sich gesangliche Unterstützung von Dueja dazu. Dennoch: der Platz vor der Seebühne ist noch recht leer. Die Umbaupause wird, wie bereits im letzten Jahr, musikalisch untermalt von den “Bazzookas” aus den Niederlanden. Auf ihrem Bus spielend ist gute Laune vorprogrammiert. Später am Abend sollten sie dann auch noch auf der Bühne stehen.

Anchors & Hearts, zweiter Act des Tages, wurden erst relativ spät im Vorfeld angekündigt und ziehen schon deutlich mehr Publikum vor die Bühne. Sie sind die härteste Band des Tages. Sie haben 2014 schon auf der Freibühne am Werdchen gespielt und freuen sich nun umso mehr über die Rückkehr nach Eschwege. Auch dieses Jahr ist die Stimmung wieder super. Bei “Safe & Sound” steht Sänger Manuel allein mit seiner Akustikgitarre auf der Bühne. Das sorgt für einen kurzen ruhigen Moment, bevor es dann wieder voll nach vorn geht. Da fliegen dann auch Band-Shirts ins Publikum.

Open Flair 2023Megaloh, der deutsche Rapper niederländisch-nigerianischer Abstammung, bringt im Anschluss die Hip Hop-Fans in Bewegung und die Köpfe zum Nicken. Auch hier zeigt sich das Publikum textsicher. Der Berliner, der schon fast 30 Jahre in der Rap-Szene unterwegs ist, kann während seiner Show auf viele erfolgreiche, aber auch neue Songs zurückgreifen.

Keine Band hat so oft auf dem Open Flair gespielt wie die Monsters of Liedermaching. Es ist einfach Tradition und sie gehören zum Festival dazu wie das Amen in der Kirche. Auch bei dem Auftritt der 6 Musiker sitzt Faultier Berti mit auf der Bühne. Der Platz vor der Bühne ist sehr voll, alle wollen der Kultband frönen. Ihre Hits wie “Tod in der Nordsee” oder “Türen”, um nur einige zu nennen, fehlen genauso wenig wie ein paar erste Nummern des im Oktober erscheinenden Albums “Federwisch im Elfental”.

Cro, der als der Mann mit der Panda-Maske 2012 mit “Easy” seinen Durchbruch hatte, gastiert tatsächlich zum ersten Mal in Eschwege. Mittlerweile hat der Rapper 5 Studioalben veröffentlicht, die Panda-Maske ist einer modernen Variante gewichen. Die Fan-Gemeide ist gewachsen. Und so verwundert es nicht, dass auch hier, wie bereits am Vortag, der Zutritt zum Gelände sogar kurzerhand gesperrt werden muss aufgrund des hohen Andrangs.

Freitag

Open Flair 2023Am Freitag wird, wie jedes Jahr, auch endlich das Hauptgelände am Werdchen geöffnet. Die erste Band auf der großen Radio BOB!-Bühne sind Flash Forward. Es gibt direkt erste kleine Circlepits und eine Wall of Death. Als Sänger und Gitarrist Stefan Weigel dann später mit seiner Gitarre ins Publikum kommt, sitzen die Fans und singen gemeinsam mit ihm. Es folgt dann unter anderem noch ein Cover des No Angels-Hits “Daylight”.

Das Lumpenpack startete vor einigen Jahren als Singer-Songwriter-Pop-Duo. 2021 holten sich die Beiden dann dreiköpfige Verstärkung dazu. Die Stimmung vor der Bühne ist gut. Für etwas Verwunderung sorgt ein crowdsurfender Jesus, der allerdings keine Jesuslatschen trägt. Auf dem Open Flair ist eben alles möglich.

Mit geballter Zwillingspower von Philip und Lukas Wilhelm an der Spitze bilden From Fall to Spring sicher eine Seltenheit in der Musikwelt. Vor der Freibühne hat sich ein Mini-Wacken mit Moshpits im Schlamm gebildet. Es herrscht ausgelassene Stimmung. Ganz ursprünglich bereits im Jahr 2008 gegründet, konnte die Band zwar bisher nur 2 EPs und 1 Album veröffentlichen, aber dennoch lassen sich die Erfolge der letzten Jahre sehen, u.a. auch ein Auftritt auf dem Full Force-Festival oder die knapp verpasste Teilnahme am ESC-Vorentscheid dieses Jahr.

Als die Leoniden im Anschluss die Hauptbühne betreten, entfacht sich ein Feuerwerk der Energie. Getrieben von scheinbar völliger Ekstase, geben besonders Sänger Jakob Amr und Gitarrist Lennart Eicke alles. Das würde man so bei wahren Nordlichtern gar nicht erwarten, aber die Kieler spielen ihren Indie Pop mit so viel Freude und ziehen damit auch das Publikum in ihren Bann.

Für den Auftritt von As Everything Unfolds aus England zieht es mich an diesem Tag an die Seebühne. Leider ist das Gelände heute sehr wenig besucht, teilweise sind nur 20-30 Leute vor der Bühne. Bei den Briten zumindest haben sich ein paar mehr Musikbegeisterte eingefunden. Das aktuelle, zweite Album “Ultraviolet” der Post-Hardcoreband ist im April erschienen. Sängerin Charlie Rolfe bewegt sich stimmlich mal zwischen sanften Tönen und wechselt dann wieder zu hartem Growling. Eine gelungene Abwechslung, die das Publikum begeistert.

Open Flair 2023Zurück am Hauptgelände übernehmen While She Sleeps die Radio BOB!-Bühne. Die Briten, die letztes Jahr gemeinsam mit Parkways Drive auf großer Tour waren, peitschen mit ihrer Musik das Publikum weiter nach vorn.

Wenn die Donots zum Tanz bitten, dann folgt man diesem Aufruf ohne zu zögern. Als eine der besten Live-Bands des Landes spielen sie bereits zum 10. Mal auf dem Open Flair. Wie Sänger Ingo scherzt, ist an diesem Tag alles 10x mehr und so fragt er das Publikum “Seid ihr 300.000?”. Die Eschweger Peitsche schlägt mit voller Härte zu. Während der Show kommt Ingo ins Publikum, klettert erst auf einen Rollstuhlfahrer (natürlich mit dessen Erlaubnis 😉 ) und lässt sich anschließend gemeinsam mit der Viva Con Aqua-Tonne hochheben. Die fünf Musiker aus Ibbenbüren spielen, neben neuen Sachen vom aktuellen Album “Heut ist ein guter Tag” natürlich auch viele ihrer Klassiker, wie “Dead Man Walking”, “Stop the Clocks” oder “Whatever happened to the 80s”. Mit einem schier nicht enden wollenden “So long” verabschieden die Donots ihre Fans in den Abend. Das Lied hallt noch minutenlang in den Eschweger Nachthimmel.

Etwas ruhiger wurde es dann an der Freibühne mit The Answer, welche sich musikalisch irgendwo zwischen Hard-Rock und Blues-Rock bewegen. Sänger Cormac Neeson zückt während des Konzertes eine Mundharmonika. Zwar nicht ganz gewohnte Klänge für einen Freitagabend auf der kleinen Bühne, aber es ergibt ein stimmiges Bild und einen schönen musikalischen Moment.

Der große Headliner des Tages ist Marteria. Nach kurzen technischen Problemen direkt zu Beginn betritt der Rostocker die Bühne. Der Rapper, der auch schon auf eine über 20-Jährige Karriere zurückblicken kann, war zuletzt 2018 zu Gast auf dem Open Flair. Mittlerweile hat er seine sechste 1 Live Krone gewonnen, sein sage und schreibe 10. Studioalbum (“5. Dimension”) veröffentlicht. Marteria bringt einen Hit nach dem Anderen, wird dabei stimmlich unterstützt von Sängerin Odara Sol.

Samstag

Open Flair 2023Der erste Pflichttermin am Samstag sind definitiv The Baboon Show. Wer die Band einmal live gesehen hat, weiß, wie viel Energie dort auf der Bühne freigesetzt wird. Auch beim Open Flair wird das Publikum nicht enttäuscht: Sängerin Cecilia Boström fegt über die Bühne, ist mal vorn direkt beim Publikum und genießt später auch das Bad in der Menge. Sie kann nicht stillstehen und beweist mit ihren drei Bandkollegen, wie guter Punkrock aus Schweden klingen kann, und das seit mittlerweile 20 Jahren. Erst dieses Jahr ist Gründungsmitglied und Gitarrist Håkan Sörle ausgestiegen. Neuer Mann an der Gitarre ist Simon Dahlberg, der sich schon super integriert hat. Die Energie überträgt sich auf das Publikum und so sieht man auch freudestrahlende, crowdsurfende Kinder. Der während der Show leicht einsetzende Regen tut dem Ganzen keinen Abbruch. Letzter Song ist ihr großer Hit “Radio Rebelde”.

Die Destroy Boys gibt es bereits seit 8 Jahren, aber so richtig in den Fokus gerutscht sind die Kalifornier – auch hier in Deutschland – erst 2021 mit ihrem dritten Studioalbum “Open Mouth, Open Heart” mit ihrem Mix aus Punk, Alternative und Indie. Auf Wikipedia findet sich eine kurze, aber treffende Beschreibung: “Die Bandmitglieder selbst bezeichnen sich selbst als eine ‘genrequeere’ Band – das heißt, sie wollen nicht nur die Konstrukte des Genres, sondern auch Geschlecht und Sexualität in Frage stellen.”

Wolfmother, die als nächstes auf der Radio BOB!-Bühne stehen, beweisen, dass es absolut keine große Show und Effekte benötigt, um das Publikum anzuziehen. Besonders dann nicht, wenn man mit seinem Debütalbum (“Wolfmother”, 2005) direkt einmal Platin und mehrfach Gold abräumt. Das Werdchen ist gut gefüllt, denn so manch ein Besucher wird sich noch an die Show auf dem Open Flair 2016 erinnern. Auch dieses Jahr überzeugen die drei Musiker aus Australien mit gutem handgemachten Stonerrock.

Die Saarländer von Indecent Behavior waren kurz vor dem Open Flair noch auf Clubtour. Auf der Freibühne beweisen sie ihre Live-Qualitäten und haben auch ihr in diesem Jahr frisch veröffentlichtes drittes Album “Therapy in Melody” dabei, auf dem einmal mehr tiefgehende Texte mit durchaus tanzbarer Musik einhergehen.

Me First And The Gimme Gimmes aus dem sonnigen San Francisco sind eine richtige Festivalband: mit ihren Coversongs quer durch den Musikgarten sorgen sie sofort für gute Stimmung. Von “Straight Up” (Paula Abdul) über “Rocketman” (Elton John) hin zu “Dancing Queen” (ABBA) oder auch “Summertime” (aus der Oper “Porgy & Bess”): da ist wirklich alles vertreten. Die Pausen zwischen den Songs werden geschmückt von den witzigen und teils etwas provokanten Sprüchen von Sänger Spike Slawson.

Open Flair 2023Als Bosse auf die Bühne kommt, legt er mit “Kraniche” los, bevor dann gleich die Tanzbeine geschwungen werden zu “So oder so” und “Du federst”. Im Herbst erscheint sein neues Album, wovon er die erste Auskopplung “Dein Traum” schon gemeinsam mit den textsicheren Fans singt. Der sympathische Wahl-Hamburger tanzt sich gewohnt verschwitzt durch die Show und bezieht immer wieder auch das Publikum mit ein. Es ist ausgelassene Stimmung, kein Fuß steht mehr still. Spätestens bei “Frankfurt/Oder” bewegt sich der ganze Platz. Letzter Song ist passenderweise “der Letzte Tanz”.

Die fünf Kalifornier von Zebrahead sind an diesem Tag (eigentlich ist ja auch schon Sonntag) die letzte Band und gleichzeitig Abschlussact der Seebühne für dieses Jahr. Aber die Band ist für gute Laune und Partymachen bekannt. “Zufällig” hat natürlich wieder ein Security Geburtstag und “zufällig” wünscht der sich möglichst viele Crowdsurfer. Mittlerweile hat sich das zu einem Running Gag auf Zebrahead-Konzerten etabliert, was das Publikum aber natürlich nicht davon abhält, dem Aufruf zu folgen. Traditionsgemäß ist “Anthem” der letzte Song. Nun ja. Fast. “All My Friends Are Nobodies” und “Falling Apart” werden als Zugabe noch hinterher geschoben. Ein würdiger Abschluss der Seebühnen-Konzerte.

Sonntag

Open Flair 2023Als The Subways die Hauptbühne am Werdchen betreten, ist es schon Nachmittag und das Gelände gut gefüllt. Am letzten Open Flair-Tag konzentriert sich alles aufs Hauptgelände. Die Dreier-Kombo aus England legt direkt los, unter anderem mit ihrem Hit “Oh yeah”. Schlagzeugerin Camille Phillips ist seit 2021 dabei. Billy Lunn an der Gitarre und Charlotte Cooper am Bass waren schon an Board, als sich die Band vor 20 Jahren gründete. Charlotte lässt während der Show in gewohnter Manier ihre Haare fliegen. Das Publikum feiert mit den Briten. Gegen Ende wird dann ihr wohl größter Hit “Rock’n’Roll Queen” angestimmt. Mittendrin springt Sänger Billy von der Bühne auf einen aufblasbaren Flamingo, lässt sich auf den Händen der Fans nach hinten tragen, über den Wellenbrecher hinweg zum Technikturm. Dort klettert er hinauf, um wenig später zurück auf den Flamingo zu springen. Er übersteht es glücklicherweise ohne Blessuren, auch wenn die Aktion mehr als gewagt ist.

Mia Morgan ist eine junge Sängerin aus Kassel, die bereits in frühen Jahren mit Depressionen und Anorexie Erfahrung machen musste. Auf dem Weg zu ihrem Debütalbum, welches im letzten Jahr erschienen ist, behandelt und verarbeitet sie diese Themen. Das Album selbst wird als “feministisches Pop-Manifest” beschrieben, auf dem Erfahrungen, die sowohl sie als auch ihre Freundinnen gemacht haben, thematisiert werden. Fast puppenhaft wirkt sie auf der Bühne, ein paar Rosen zieren irgendwo zwischen Romantik und Kitsch den Mikrofonständer. Ein Gesamtkunstwerk.

Wer mit seinem aktuellen Album in den deutschen Top 10 gelandet ist, zieht natürlich auch viele Fans vor die Hauptbühne. Frank Turner und seine Band The Sleeping Souls müssen dieses Mal nicht, so wie 2014 bei ihrem letzten Auftritt auf dem Open Flair, der fast wortwörtlich ins Wasser gefallen ist, gegen den Regen ankämpfen. Dieses Jahr meint es das Wetter gut mit ihnen und so kann der Brite, der sich musikalisch irgendwo zwischen Folk und Punk einordnet, mit voller Kraft voraus seine Songs zum Besten geben. Der obligatorische Gang ins Publikum darf dabei im Laufe der Show nicht fehlen.

Wenn Fjørt die Bühne betreten, knistert es nur so vor Energie. Die Stimmung ist positiv aufgeladen, auch beim Publikum. Es geht voll nach vorn, Sänger und Gitarrist Chris Hell und Bassist David Frings nehmen die Bühne in vollem Umfang in Anspruch. Seit gut 10 Jahren sind die drei Musiker unterwegs und konnten besonders eben durch ihre Live-Shows eine solide Fanbase erspielen. Mit ihren ehrlichen Texten, die sie mit voller Wucht musikalisch untermalen, macht es einfach Spaß, ihnen zuzuhören und auch zuzusehen.

Open Flair 2023Ein ziemliches musikalisches Gegenteil bilden dann die Giant Rooks. Sie haben sich in den letzten Jahren eine feste und treue Fanbase erspielt, vorwiegend junge Mädchen und Frauen. Aber Sänger Frederic Rabe weiß auch genau, wie er mit dem Publikum interagieren muss, um die Herzen schneller schlagen zu lassen.

OK KID! sind eine der letzten Bands des 39. Open Flair. Sie haben bereits zweimal auf dem Festival gespielt, beim ersten Auftritt 2010 noch unter altem Namen (Jona:S). Mit ihrem Indie-Pop-Sound, der auch einige HipHop-Elemente enthält, sorgen sie für ein paar gute Momente an diesem Abend.

Peter Fox hat sich für seine Festivalauftritte direkt Verstärkung seiner Fans auf die Bühne geholt. Im Frühjahr gab es einen Aufruf auf seiner Webseite, dass man Teil der Show werden kann. Bedingungen: mindestens 18 Jahre alt und Spaß an der Bewegung. Und so stehen hinten auf der Bühne nun etliche junge Frauen und machen Alarm. Die Show ist explosiv, es gibt natürlich viele alte und neue Hits und Peter Fox überzeugt als Headliner.

Nächstes Jahr geht das Open Flair dann schon in sein 40. Jahr. Das muss man sich mal vorstellen. Vermutlich ist das Durchschnittsalter der Festivalbesucher weit darunter, auch wenn hier immer alle Altersklassen vertreten sind. Wir sind mehr als gespannt, welche Acts und Überraschungen die Macher des Festivals für uns bereithalten. Aber bei einem sind wir uns jetzt schon absolut sicher: es wird wieder großartig!

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