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Das Amphi Festival feiert 10-Jähriges

Ansteckende Rhythmen und malerische Sonnenuntergänge

27.07.2014 [sh] Seit im Jahre 2005 das Amphi Festival aus der Taufe gehoben wurde, hat sich vieles verändert. Dem ersten Veranstaltungsort und Namensgeber, das Amphitheater in Gelsenkirchen, musste man aus Kapazitätsgründen bereits im zweiten Jahr den Rücken kehren. Mit dem Kölner Tanzbrunnen fand man nicht nur ein geeignetes Gelände für Bühnen und die Händlermeile, sondern auch eine kleine Oase zum Ausruhen und Entspannen. Ein traumhafter Blick über den Rhein und den vom Dom geprägten Anblick Kölns inklusive. Mittlerweile ist das Amphi bereits zum sechsten Mal im Vorfeld ausverkauft und entwickelte sich im Laufe der Zeit mit seinen gut 16.000 Besuchern zu einer festen Größe im jährlichen Festivalkalender. Aber nicht nur donnernde Rocksalven und Electrobeats laden zum Feiern ein, auch das abendliche Angebot der verschiedenen DJ’s lassen die Nacht zum Tag werden. Im Theaterstage kann man interessanten Lyriklesungen beiwohnen oder man lässt sich von den beschaulichen Klängen der Vic Anselmo oder Persephone verzaubern. Zudem beweisen die Stars und Sternchen der Gothicszene ihre Fannähe bei den gut besuchten Autogrammstunden. Als Geburtstagsschmankerl umrahmen die limitierten Schiffsevents „Call the Ship 2 Port“ das Festival am Freitag- und Sonntagabend.

Die Wettervorhersagen gestalteten sich wechselhaft, jedoch meinte es der Wettergott am letzten Wochenende besonders gut mit der schwarzen Gemeinde. Dauerhafter Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke brachten die Festivalbesucher in ihren teils fantastischen Outfits ins Schwitzen und stellte vor allem das Make Up auf eine harte Probe. Die überhöhten Getränkepreise sorgten in diesem Zuge auch für Unmut unter den Besuchern. Der Besitzer des Festgeländes hatte sich vorbehalten die komplette Versorgung zu übernehmen. Aus diesem Grund waren die durch den Veranstalter kostenfrei aufgestellten Trinkwasserstellen immer sehr gut besucht und zogen lange Schlangen nach sich.

Bevor es am Samstag für uns auf das Festivalgelände gehen sollte, stand ein Touristenhighlight auf der Tagesordnung ganz oben – die Weitsicht des Kölner Doms. Von dieser trennten uns nur unwesentliche 533 Stufen. Ein Powerworkout für 3,00 Euro, das seinesgleichen sucht. Glücklich die High-Heels gegen Boots getauscht zu haben, musste in einigen Höhenmetern mangels Luftzufuhr auch noch das Korsett weichen. Zu diesem frühen Zeitpunkt noch etwas trüb, aber deswegen nicht weniger eindrucksvoll, eröffnete sich in 97 m Höhe angekommen, ein weitreichender Blick über Köln und dessen Umgebung.

Als wir kurz nach Mittag auf dem Gelände eintrafen war die Party auf der Mainstage sowie im Staatenhaus bereits im vollen Gange. Die Ohnmachtsgefahr der Teenies in den ersten Reihen stieg rapide an, als die Hamburger Darkrocker um Frontman Chris Harms, Lord of the Lost, in ihren sexy Bühnenoutfits die Bühne enterten und der Masse so richtig einheizten. Vor allem beim Funkracher „La Bomba“ war das ganze Publikum zu hören. Während Zeromancer, Aesthetic Perfection und Hocico die Elektrofans begeisterten, entführten Corvus Corax mit treibenden Beats, Dudelsäcken und Schalmeien in die Welt der mittelalterlichen Spielleute und binnen kurzer Zeit verwandelte sich der Platz in einen brodelnden Hexenkessel. Klassisch wurde es mit Blutengel & The Monument, welche ihre bekannten elektrolastigen Songs mit eleganten Klassik-Klängen kombinierten und diese somit in ein neues Licht rückten. Front 242 sollten die Sperrstunde der Mainstage beschließen. Nach zwei Songs jedoch streikte die eigene Technik und das Konzert konnte nur mit Hilfe des schnell herbeigeschafften Techniksets des Veranstalters 30-min später fortgeführt werden. Im Staatenhaus hingegen sorgte Urgestein Midge Ure, bekannt durch seine Mitwirkung in den legendären Bands der 80er Jahre, Ultravox und Visage, für eine volle Halle. So ist es auch kaum verwunderlich, dass Evergreens wie „Fade To Grey“, Hymn“ oder „Dancing With Tears In My Eyes“ für ein lautes Echo aus der Halle sorgten. Auch die Ikonen Camouflage brachten das Staatenhaus zum Beben. Das Publikum feierte die Klassiker „Love Is A Shield“ oder „The Great Commandment“ und fühlte sich sogleich Jahre in die Vergangenheit versetzt. Ein würdiger Abschluss dann auch das Duett „That Smiling Face“ mit Peter Heppner. Letzte Kraftreserven entlockte der charismatische Project Pitchfork Frontman Peter Spilles und geleitete die noch Anwesenden mit „Pitchblack“ oder „On End“ in die Nacht.

Sündig starteten wir mit Sänger Daniel Schulz und seiner Band Unzucht in den neuen Tag. Getreu ihres Songs „Kleine geile Nonne“ gab es im Publikum einige unzüchtige Ordensschwestern, welche in der Sünde garantiert keine Last sehen. Während so manch anwesender Teenie im Lolitaoutfit sich bereits als zukünftiger „Engel der Vernichtung“ sieht, fragen sich andere wiederum was ihre Träume wert waren. Man glaubt doch immer man hat so viel Zeit, doch wissen wir tief im Herzen, Zeit hat „Nur die Ewigkeit“. Elektronischer wurde es mit Solar Fake und Klangstabil, während Mono Inc. die Gothic-Rocker vor der Mainstage versammelte und mit einem festivaltauglichen Best-of Repertoire in ihren Bann zog. Mit „Heile, heile Segen“ verjagten sie die Herzschmerzen und nach einem letzten Tanz versprachen sie die „Seeligkeit“. Später lieferten sich Kata Mia und Mark Engler noch ein packendes Drum-Duell, bevor man gemeinsam „Voices Of Doom“ beschwört. Während man im Staatenhaus bei London After Midnight und Die Krupps wiederum mit technischen Aussetzern zu kämpfen hat, ziehen die Norweger Apoptygma Berzerk die Massen vor die Bühne. „Until The End Of The World“ oder auch Stefan Groths Version des Peter Schilling Klassikers „Major Tom“ luden zum lautstarken Mitsingen ein. Last but not least verkündeten Eisbrecher „Die Hölle muss warten“ und legten eine energiegeladene Show aufs Parkett. Ein charmant interpretiertes Geburtstagsständchen für den Lichttechniker und alle anderen Geburtstagskinder durfte hierbei nicht fehlen. Natürlich bekam die feiernde Menge auch Hits wie „Miststück“, „Kein Mitleid“ oder auch das Altbekannte „This ist Deutsch“ im Lederhosenoutfit auf die Ohren und Augen. Bei der „Schwarzen Witwe“ durfte sogar Hand an die Peitsche gelegt werden. Die explosive und heiße Show des Checkers bereitete dem Amphi für dieses Jahr einen würdigen Abschluss. Aber bereits im kommenden Jahr trifft man hier wieder alte Freunde und findet neue Bekanntschaften, lässt sich von der Musik zum Tanzen anstecken, lauscht ironischen aber wahren Worten und genießt das tolle Ambiente vor einer beeindruckenden Kulisse.

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