Ein kleines bisschen großartig
Tami Neilson im Museumskeller Erfurt
03.05.2019 [dg] Als Kind trat sie mit ihrer Familie als “Neilson-Family-Band” im Vorprogramm von Johnny Cash auf. In Neuseeland, ihrer Wahlheimat, ist sie bekannt wie ein bunter Hund. Und ihre Stimmgewalt ist nun auch endlich über den großen Teich geschwappt. Vergesst Adele! Hört Tami Neilson! Selten hat mich ein/e Künstler/in schon beim Betreten der Bühne so abgeholt wie die in Kanada geborene Tami. Ihre Bühnenpräsenz ist unglaublich. Die riesigen Kulleraugen, umrahmt von Lachfältchen, schweifen kurz über das Publikum im kleinen, heimeligen Museumskeller und dann bricht sie mit aller Gewalt über uns hinein: Sassafrass!
Manchmal sind es die kleinen Locations, die Konzerte, die man beinahe übersehen hätte, die neue Horizonte öffnen, die Sinne für neue Künstler schärfen, die vielleicht gar nicht so neu sind, aber dir selbst noch total unbekannt. Der erste Freitagabend im Mai war so ein Moment. Ab sofort führe ich Tami Neilson in meiner Musiksammlung. Was für eine Frau! Was für eine Stimme! Was für eine unglaubliche musikalische Bandbreite! Auf solche Stimmen wartet man, denn sie sind live ein Erlebnis ohnegleichen. Über zwanzig Songs wird Tami Neilson an diesem Abend spielen und sie wird es nicht müde werden, mit ihrem Publikum zu flirten und mit ihrer rauchigen, imposanten Stimme, zu unterhalten, zu verzücken und zu entführen. Eine besondere Venue sei das hier. Es sei fast wie mit geöffneten Augen küssen. Schön, aber ab und an denkt man “Woah! You are there!”. Es ist eben alles ganz klein. Sehr intim. Genau richtig. Obwohl man ihr mehr Publikum gönnt, freut man sich, sie so nah erleben zu können. Ganz eigennützig. Sie wechselt zwischen gefühlvollen, getragenen Balladen und schnellen, intensiven Countrynummern. Direkt vor der Bühne tanzt eine junge Frau glücklich mit geschlossenen Augen vor sich hin und ab und an schenkt Tami ihr ein Lächeln. Ganz nah. Greifbar. Wunderbar. Sassafrass!
Wer sie noch nicht kennt: hier geht’s zur Big Boss Mama