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Klassik in ihrem schönsten Gewand

Garrett Domplatz (6)David Garrett – Rock Symphonies auf dem Erfurter Domplatz

25.06.2011 [db] Der Rockstar der Klassik hielt Audienz auf dem Erfurter Domplatz und die Altstadt stand Kopf. David Garrett vereint zwei Welten miteinander, wenn er die Geige in die Hand nimmt. Man erlebt, wenn man ein Ticket für ein Konzert seiner „Rock Symphonies“-Tour löst, die Melodien vergangener Jahrhunderte vorgetragenen von einem Charmebolzen deluxe, in Einklang mit moderner Technik, Effekten und einem hübschen Lächeln. Gestern noch rockig-herbe Töne von Peter Maffay, heute wird es filigraner. Selbst die Ordnungsgruppe hat sich darauf eingerichtet und trägt Anzug mit Krawatte. Hinter mir sitzt ein Dreiergespann, das über alles und jeden lästert. Wer kein Ticket gekauft hat, hätte kein Recht zuzuhören. Es ist ein Open Air – da gehören Zaungäste zum guten Ton. Und der Anblick der Menge auf dem Petersberg gegenüber ist schön, nicht lästig. Vor mir versuchen zwei Freundinnen ein Erinnerungsfoto im Regen zu machen, haben die Kamera beim Auslösen aber immer schon gesenkt. Als der Regen in Niesel über geht, betritt das Orchester die Szenerie. Durch einen Regenschirm beschützt schreitet Garrett geigend durch die vorderen Reihen – mit dem ihm eigenen, verschmitzten Lächeln, dass bei einigen schon für steigenden Puls sorgt. Ich kann die Faszination „David Garrett“ verstehen – mit einem Schlag.

Unterstützt wird er musikalisch von der Neuen Philharmonie Frankfurt. Gleich beim Opener lässt es der Aachener mit internationalem Namen krachen: Nirvana’s „Smells like Teen Spirit”. Dann nehmen sich Garrett und seine Mitstreiter die „Fünfte“ von Beethoven vor. Der Virtuose vermag es, die klassischen Stücke zu entstauben, wie es vor ihm nur Vanessa Mae geschafft hat. Noch nie war eine Geige so sexy. Noch nie war eine Reise durch Jahrhunderte so rasant – der schnellste Geiger der Welt nimmt sein Publikum mit auf die Reise, erzählt zwischen den Stücken immer wieder kleine Geschichten und Anekdoten. Von Nächten in Hotels, in denen er den Gast im Nebenzimmer mit seinen Übungen unterhielt und dafür leisen Applaus erntete. Er erzählt davon, wie er sich in Chicago vor seinem Konzert „verjoggt“ hat, den Namen des Theaters vergaß und sich schlussendlich von einer jungen Frau wieder auf den rechten Weg bringen ließ. Ein großer Entertainer wird er nicht mehr, zu einstudiert wirken die Episoden, die er zum Besten gibt. Ein grandioser Geiger aber wird er bleiben. Mit Charme und einem umwerfenden Aussehen. Meine Güte, da sitzt man wirklich zeitweise mit offenem Mund und starrt auf die Videoleinwand, die Garrett in Nahaufnahme ins Spiel vertieft zeigt.

„Bolero“ von Maurice Ravel, „Musica È“ von Eros Ramazotti, Paul McCartney’s „Live and let die“, ein selbst geschriebenes Tribute an die Rockballaden der 1980er „Eighties Anthem“, der Ungarische Tanz No.2 von Johannes Brahms, „Walk This Way“ von Run DMC/ Aerosmith und ein Michael Jackson Medley – er folgt bei der Interpretation all dieser Stücke keiner Linie, vielmehr scheint es ein buntes Sammelsurium an Erinnerungsfetzen, denkwürdigen Momenten und Lieblingsstücken zu sein. Der Soundtrack zum Disneyfilm “Enchanted” mischt sich ebenso in sein Repertoire wie eben ein Bondklassiker von McCartney. Ein Buffet musikalischer Leckerbissen. Als er das Michael Jackson-Medley intoniert, hat er mich, jetzt bin ich soweit mir ein „David Garrett“-Sitzkissen zu holen. Aber etwas anderes kommt mir in den Sinn: Ich ertappe mich dabei, wie ich mir meinen Mann mit blonden Haaren und Geige vorstelle. Er sitzt neben mir und winkt nur ab: “Jetzt biste verliebt, gelle. Bei dir spiel aber ich die erste Geige!” Dann muss er es ja nur noch lernen.

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