Party.San Open Air 2009 – Part III
Never ending Pain!
08.08.2009 [db] Tag 3 auf dem höllischsten Festival in Deutschland. Noch einmal zwölf Metalkracher, noch einmal Party bis in den nächsten Morgen. Noch einmal abgehen und einen steifen Hals riskieren. Der Samstag versprach spannend und mörderisch zu werden mit Bands wie Shining, Six Feet Under, Eluveitie und Dark Funeral – um nur einige Namen aus dem finalen Line Up zu nennen. Hellsaw starteten gleich mit Feuer in der Mittagssonne durch. The black death is pretty. Die Jungs aus der Steiermark sind in Österreich unter den Black Metaler Kult. Mit den Songs aus ihrem neuen Album “Cold” legten sie eine Show hin, die wie ein kalter Sturm über die Köpfe fegte.
Schneller und härter gingen Beneath the Massacre zur Sache. Die Kanadier spielen technisch perfekt ausgereiften Death Metal. Rasende Blastbeats und der gutturale Gesang von Elliot Desgagnés ließen die Leute abgehen. Wer die nächste Band nicht kannte und dem Namen entsprechend Pagan erwartet hatte, wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Paganizer spielen klassischen schwedischen Death/ Thrash Metal. Ohne Kompromisse – schnell, laut und aggressiv. Rotten Sound aus Finnland versorgten die Ohren danach mit Ultraspeed-Grind. Hier musste sich keiner um Durchhänger Sorgen machen. Schon beim Party.San 2006 brachte Brüllwürfel Keijo seine Stimmbänder zum zerreissen. Shining zogen dann einen düsteren und bedrohlichen Klangmantel über den Platz. Bei wolkenverhangenem Himmel drückte sich die Stimmung gleich nochmal so gut. Schwer, depressiv, suizidal. Shining um Sänger Kvarforth propagieren in ihren Songs selbstverletzendes Verhalten und Selbstmord – die Wintermonate in Schweden scheinen lang und dunkel zu sein. Doch der Hass auf die Welt, auf sich selbst und andere ist niemandem fremd. Im Grunde hatte man mit den Schweden den ersten Headliner am Start, obwohl deren Show keine Überraschungen enthielt, wie sie wohl viele erwartetet hatten. Kein Skandal, keine außergewöhnlichen Aktionen. Aber: endlich kam der Regen. Die erhoffte Abkühlung für tausende Sonnengeplagte. Bei den ersten Tropfen wagten sie sich aus dem Diskozelt heraus in die aufkommende frische Brise.
Nach so viel Schwärze von Shining ließen sich die Old School-Grinder von Brutal Truth nicht lange bitten und brachten reichlich Tempo und Gore in das Geschehen. Die Weltrekordhalter für das kürzeste Musikvideo alles Zeiten – 2,18 Sekunden lang – stehen für unverfälschten, kritischen Grindcore der alten Schule. Fastbeats soweit die Ohren fassen konnten. Mit Sadus kamen Urgesteine der Thrashzene zum Party.San. Ihr Set für diesen Festivalabstecher bestand vor allem aus Songs ihrer ersten drei Alben, Fans des ursprünglichen Thrash Metal hatten ihren Spaß. Pagan Metaler kamen an diesem Tag noch nicht auf ihre Kosten – das sollte sich mit Moonsorrow schnell ändern. Der Mix aus finnischer Folklore, Pagan und Black Metal sorgte für die richtige Atmosphäre. Brujeria – Sex, Drogen und Gewalt auf Spanisch! Die amerikanisch-mexikanische Combo muss sich bei ihrem groovenden Sound eigentlich nicht hinter Masken verstecken. Zwischen den Songs ließen sie immer wieder Sprachsalven auf das Publikum los, von dem sicher nur ein Bruchteil überhaupt etwas verstehen konnte.
Auf dem Party.San hat man als Zuschauer kaum eine Atempause. Will man auch nicht. Man will immer mehr. Genau das bekommt man. Die Umbaupausen sind kurz, das Programm dicht gepackt. Und so leert sich der Raum vor der Bühne nie wirklich. Eluveitie gaben in diesem Jahr ihr Party.San-Debüt. Ihr Mittelaltermetal hat sie längst über die Schweizer Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Dass der Soundcheck der Band so lange dauern würde, hätte wahrscheinlich niemand gedacht. Ihre Spielzeit verkürzte sich dadurch um eine halbe Stunde. Aber zwei Headliner warteten noch hinter der Bühne. Zeitplan ist alles, an den müssen sich dann auch leider Combos wie Eluveitie halten, die sich freuten zum ersten Mal auf einem richtigen Metalfestival spielen zu können. Neben Solstafir kann man sie getrost zu den Exoten im Billing des Party.San rechnen. Dem Status wurden sie mit Geige und Leier auch gerecht und gaben on Stage ordentlich Feuer.
Mit Dark Funeral warteten die Veranstalter wieder mit einer klassischen Black Metal-Band auf. Die Schweden entsprachen so wie sie auftraten dem urtypischen Black Metal-Klischee: Warpaint, Rüstung und ein hohes Spieltempo. Ein Muss für jeden Party.San-Besucher. Six Feet Under – zum Abschluss ein bisschen Splatter und Zombies, groovebetonte Beats und Riffs. Da bot sich ein Hammeranblick, wenn Frontmann Chris Barnes mit seinen Dreadlocks den Boden wischte. Dazwischen unglaublich tiefe Growls und hohes Gekreische. Wahnsinn welche Töne dieser Mann aus sich herausholen kann. Die enorm hohen Kreischer graben sich ins Hirn und bleiben haften. Das Warten hatte sich gelohnt. Die Amerikaner legten zum Abschluss des Open Airs eine intensive Show hin. Die Party ging für die Gäste im Zelt weiter mit Hellborn Metalradio und Radio The new Noize – wie an jedem Abend.
Am dritten Tag, dem Finale, kann man Bilanz ziehen, als Zuschauer und Gast. Am Party.San ist kein Makel zu entdecken. Eine 160 Mann starke Crew kümmert sich vor und hinter den Kulissen um das Wohl der Besucher und Bands. Die Veranstalter Boy (Jörg Leuthardt) und Mieze (Mario Flicke) denken an jedes noch so kleine Detail. Für die Gäste auf dem Zeltplatz gibt es eine Flatrate von nur 6,00 Euro für Duschen und Spültoiletten. Es gibt einen Autogrammstand, wo man sich an allen Festivaltagen CDs, T-Shirts, Bäuche und mehr signieren lassen konnte. Ab morgens 7.00 Uhr konnten sich die Frühaufsteher oder Wachgebliebenen mit Brötchen und Kaffee versorgen. Wenn es noch einen Abenteuerspielplatz auf dem Gelände geben würde, wäre das Party.San noch weniger zu toppen. Ein perfekt organisiertes Festival wartet Jahr für Jahr wieder auf Metalfans aus allen Himmelsrichtungen. Und sie kommen. In Scharen. Das internationale Billing zieht internationales Publikum an. Die familiäre und freundliche Atmosphäre spricht die Gäste an. Hier und da gibt es sicher ein paar alkoholisch bedingte Ausfälle, aber das ist auf einem solchen Event vollkommen normal. Es läuft friedlich ab. Das ist die Hauptsache. Und man kommt gerne wieder. Ein Ende ist nicht abzusehen. Zudem ist das Party.San Open Air ein Festival, dass klare Zeichen gegen Rechts setzt. Hier werden keine nationalistischen Symbole oder Parolen erlaubt, Bands die in Richtung NSBM gehen und dahingehend auffallen, werden kurzerhand vom Billing gestrichen. Ersatz ist da schnell gefunden. Man kann sich sicher sein, dass Metalbands Schlange stehen, um einmal hier spielen zu dürfen. Bei einer geschätzten Zahl von rund 10.000 Besuchern kann man nicht alles sehen, die Security kann nicht überall vor Ort sein. Doch wer auffällt, fliegt. Die Besucher selbst halten auch die Augen offen und sind wachsam. Keep nazi scum out of metal! Keep the party alive. See you next year – in hell! Das 16. Party.San Open Air wird vom 12.08. bis 14.08.2010 stattfinden.