Party.San Winterwar 2009
Der Winter wird hart
31.10.2009 [db] Die Dunkelheit legt sich über Weimar, dichter Nebel zieht auf und es wird kälter. Die Ruhe vor dem Congress Centrum täuscht. Wenn man Richtung Weimarhalle geht, wird es geräuschvoll und lebhaft. Vor dem Eingang steht eine Traube schwarzgekleideter Menschen und will rein, rein in die Hölle. Heute Nacht findet das Party.San Winterwar statt. Und wenn die Pforten der Hölle sich öffnen, strömen die Metaljünger zu Hauf hinein. Bis zum nächsten Party.San Open Air sind es noch zehn Monate, für manch Metalfan eine verdammt lange Zeit. Es gibt in Thüringen zwar mittlerweile eine sehr lebendige Metalszene, mit Konzerten über das gesamte Jahr. Doch das Party.San sticht aus allem heraus. Es ist gross. Es ist dennoch familiär. Es ist Pflicht. Wenn man den Open Air-Wahnsinn im August miterlebt und vom Line Up berauscht auch überlebt hat, dann will man das Winterwar – als Ausklang vielleicht – nicht missen. Fünf Bands sind an diesem Abend angetreten, die Bühne in der Weimarhalle in Schutt und Asche zu legen. Düsternis über der Goethestadt an Halloween. Necrophobic (Schweden), Darkened Nocturn Slaughtercult (D), Unlight (D), Imperious Malevolence (Brasilien) und Hangatyr (D) stehen bereit, ordentlich Dampf zu machen. Die Besucher freuten sich auf, so der O-Ton eines Gastes, “schöne metallische Klänge mit engelsgleichen Stimmen und Texten voller Frieden und Verbrüderung”. Dann mal los.
Hangatyr, hervorgegangen aus der Band Schwarze Stille, die sich 2006 auflöste, machen den Anfang. Getragenes Gitarrenspiel und die ersten Zuschauer, die zum Takt den Kopf wiegen, stimmen auf den Abend ein. Gediegen und doch kraftvoll, mit wechselndem Tempo spielen sie ihr Set durch. Noch drängt sich alles am Eingang zum Saal. Das wird sich aber sicherlich schnell ändern. Man kennt das Ritual. Die ersten Bands spielen die Fans zur Bühne ran. Stück für Stück. Applaus. Umbaupause. Imperious Malevolence legen nach einem sphärischen Intro von Dead can Dance, umso derber los. Bei den Brasilianern nähern sich die Fans schon sehr viel weiter an den Rand der Bühne. Die Drei-Mann-Combo scheint zu gefallen. Die ersten Headbanger geben sich zu erkennen. Energiegeladen und mit ordentlich PS, angereichert mit ausgedehnten, schnellen Riffs und einem exorbitanten Gitarrensolo, sorgen Imperious Malevolence für das erste Highlight auf dem Winterwar. Mit Unlight geht die erste True-Black-Metal-Band an den Start, Warpaint und grimmige Minen inklusive. Die Menge vor der Bühne wird immer dichter und lässt sich vom Metalsog mitreissen. Immer wieder schön zu beobachten ist das Meer fliegender Haare, wenn eine komplette Frontrow headbangt. Ganze Metal-Familien kann man dabei beobachten, der Wahnsinn – Väter und Söhne im Einklag. Unlight haben dieses kleine Kunststück vollbracht. An diesem Punkt weiss man, dass die Fans aufgewärmt sind. Dann ist der Abend am Laufen.
Es finden sich, wenn man sich in der Weimarhalle umschaut, wirklich viele bekannte Gesichter hier wieder, die man alle schon auf dem Party.San gesehen hat. Wer den Weg in den Saal noch nicht gefunden hat, steht draussen im Eingangsbereich an den Verkaufsständen oder am Ausschank. Gleich neben der Abendkasse hängt ein Spender für Ohrenstöpsel. Keine schlechte Idee angesichts der zunehmenden Lautstärke. Für Darkened Nocturn Slaughtercult, die vierte Band im Line Up, ist der Auftritt beim Winterwar gleichzeitig die Releaseshow für ihr neues Album “Saldorian Spell”. In rotes Licht getaucht, umgeben von Tierschädeln und Pentagrammen nimmt Frontfrau Onielar, verdeckt von einer Wand unmenschlich langer Haare, einen tiefen Schluck aus dem bereitstehenden Kelch und speit den Inhalt sogleich ins Publikum. Von einem Raum vor der Bühne kann jetzt keine Rede mehr sein. Die erste Reihe sitzt schon beinahe auf den Monitoren. Bei Darkened Nocturn Slaughtercult merkt man wieder: Show ist alles. Wie von Sinnen schreit sie ins Mikro, umrahmt von einer brutalen Klangwolke. Und die Meute fordert Zugabe.
Die Headliner aus Schweden – Necrophobic – gehen bewaffnet mit einer vollen Flasche Jack Daniels an ihren Auftritt. Und sie fragen: “Meine Freunde, are you ready to join us in armageddon?” Hell yeah! Müde sehe das Publikum aus. Nach vier Stunden Metal muss man hier und da mit Verlusten retten. Nach Darkened Nocturnal Slaughtercult hatten bereits einige Fans, kunstblutdurchtränkt die Weimarhalle verlassen. Für sie war der Abend wohl nicht mehr zu toppen. Der Rest blieb, um die spielfreudigen Schweden zu erleben. Necrophobic gaben zum Finale noch einmal richtig Zunder.
Wer den Winterwar überlebt hat, kann sich auf das kommenden Jahr freuen. Das Party.San 2010 wird vom 12. bis 14. August stattfinden. Die ersten Bands stehen bereits fest: Aura Noir, Manegarm, Suffocation, Tribulation und Watain. Auf die weiteren Bandbestätigungen darf man gespannt sein. Und natürlich wieder auf ein Metal Open Air der Extraklasse, im Spätsommer in Bad Berka. Remember: Hell is here!